Umstrittene Rolle in der Nazi-Zeit

„Bischof-Halfmann-Saal” wird umbenannt

Seine Rolle in der Nazi-Zeit ist umstritten: Bischof Wilhelm Halfmann
Seine Rolle in der Nazi-Zeit ist umstritten: Bischof Wilhelm Halfmann© Landeskirchliches Archiv Kiel

31. Juli 2014 von Timo Teggatz

Rickling. Der Landesverein für Innere Mission nennt seinen „Bischof-Halfmann-Saal” um. Dem Namensgeber wird eine antisemitische Haltung in der Nazi-Zeit vorgeworfen. Doch nicht alle Historiker in Schleswig-Holstein teilen diese Meinung.

Der schleswig-holsteinische Landesverein für Innere Mission in Rickling (Kreis Segeberg) wird seinen "Bischof-Halfmann-Saal" umbenennen. Vorgeworfen wird dem früheren Holsteiner Bischof Wilhelm Halfmann (1896-1964) eine antisemitische Haltung. Künftig soll der zentrale Versammlungsraum "Fichtenhofsaal" heißen und den Zusatz tragen "vormals Bischof-Halfmann-Saal", sagte Pastor Rüdiger Gilde, Direktor des Landesvereins. Halfmann war von 1946 bis 1964 Bischof in Kiel. Der 1875 gegründete Landesverein ist mit 2.500 Mitarbeitenden eine der größten Diakonie-Einrichtungen im Norden.

Der Umbenennung war eine Veranstaltungsreihe zu Bischof Halfmann vorangegangen. So hatte der Kieler Kirchenhistoriker Stephan Linck erklärt, dass Halfmann die antisemitische Überzeugung der Nationalsozialisten geteilt habe. Halfmann, der zur Führung der NS-kritischen "Bekennenden Kirche" in Schleswig-Holstein zählte, habe sich der Judenverfolgung nicht widersetzt und gegen die Entlassung jüdischstämmiger Pastoren nicht protestiert.

Historiker: Seine Vorbehalte gegen Juden waren religiös - nicht rassistisch

Der Flensburger Historiker Klauspeter Reumann dagegen sieht Halfmann nicht als Antisemiten. Seine Vorbehalte gegenüber Juden seien religiös, aber nicht rassistisch gewesen. Er habe den Juden vorgeworfen, dass sie Jesus nicht als Sohn Gottes, sondern nur als einen Propheten unter vielen ansahen.

Halfmann hat sich nach den Recherchen Lincks in der Nachkriegszeit für die Freilassung von NS-Verbrechern eingesetzt. Linck: "Heute ist das kaum vorstellbar, aber es war so." Erst als Halfmann in den 60er Jahren öffentlich als Judenhasser diffamiert worden sei, habe er sich vom Antisemitismus distanziert. In einem späteren Privatbrief spricht Halfmann noch von den Juden als Gefahr für das deutsche Volk.

Der Landesverein will sich der eigenen Geschichte stellen

Der Vorstand des Landesvereins hatte anfangs eine Umbenennung noch abgelehnt. Am Ende sei das Votum aber einstimmig gewesen, sagte Gilde. Der Zusatz "vormals Bischof-Halfmann-Saal" sei ein Hinweis, dass sich der Landesverein der eigenen Geschichte stellen wolle. Er selbst werde jetzt eine kritische Würdigung des Bischofs verfassen, die dann im Saal angebracht wird.

Eine Diskussion um Bischof Halfmann gab es bereits 2009 in Itzehoe. Damals wollte der Kirchenkreis sein neues Verwaltungsgebäude "Bischof-Halfmann-Haus" nennen, sah aufgrund der historischen Hintergründe jedoch davon ab.

Der Landesverein hält im Landesteil Holstein rund 4.000 Plätze für alte, behinderte, psychisch kranke oder suchtgefährdete Menschen bereit. Dazu zählt auch das Psychiatrische Krankenhaus in Rickling mit 282 Plätzen. Der "Fichtenhof" ist ein Freizeitheim und eine Begegnungsstätte in Rickling.

Buch-Hinweis

Stephan Linck: Neue Anfänge
Der Umgang der Evangelischen Kirche mit der NS-Vergangenheit (Band 1)
Lutherische Verlagsgesellschaft in Kiel, 2013
ISBN 978-3-87503-167-6

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