Langzeitarbeitslose dürfen nicht abgehängt werden

Bischofsvertreter Gothart Magaard ist besorgt über die Entwicklungen in der Arbeitsmarktpolitik

Gothart Magaard, Bischofsvertreter im Sprengel Schleswig und Holstein
Gothart Magaard, Bischofsvertreter im Sprengel Schleswig und Holstein© Nordkirche

21. August 2013

(Neumünster). Einen Tag lang nahm sich der Bischofsvertreter Gothart Magaard im Rahmen seiner Visitation des Kirchenkreises Altholstein Zeit, die Einrichtungen des Diakonischen Werks zu besuchen.

Neben Wohnungslosenhilfe, Bahnhofsmission und der Ev. Familienbildungsstätte war das Sozialkaufhaus Teil seines Rundgangs. Aktuell arbeiten hier noch 43 langzeitarbeitslose Menschen in sogenannten „Ein-Euro-Jobs“.

Gothart Magaard informierte sich vor Ort über die Auswirkungen der massiven Kürzungen der Bundesagentur für Arbeit im Bereich der Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose. Immer weniger Menschen bekommen die Chance, sich über eine geförderte Maßnahme wieder für einen regulären Job zu qualifizieren oder zumindest zeitweise einer regelmäßigen und sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. „Die Langzeitarbeitslosen sind in der letzten Legislaturperiode von der Bundesregierung aussortiert worden“, sagt Diakonie-Geschäftsführer Heinrich Deicke über die Kürzungen. Dies führe über kurz oder lang zu einer tolerierten Sockelarbeitslosigkeit mit massiven Konsequenzen, nicht nur für die Arbeitslosen selber, sondern auch für die betroffenen Familien. „Arbeitsmarktpolitik ist immer auch Sozialpolitik“, betont Christine Hertwig, bei der Diakonie Altholstein zuständig für den Geschäftsbereich Arbeit, Familie und Bildung die Folgen mangelnder Perspektiven und Bildungsmöglichkeiten. Im April 2012 war das „Gesetz zur Verbesserungen der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt“ in Kraft getreten, das die Mittel für Fördermaßnahmen wesentlich reduzierte. „Arbeitslose mit mehreren Vermittlungshemmnissen wie einer Suchterkrankung oder massiver Verschuldung bekommen so zwar zuverlässig ihre Hartz-IV-Leistungen ausgezahlt, sie haben aber keine Aussicht mehr, wieder selber für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten“, kritisiert Hertwig.

Gothart Magaard zeigte sich besorgt über diese politische Weichenstellung: „Hier ist eine Gruppe ohne Lobby betroffen, um so wichtiger ist es, dass Kirche und Diakonie Stellung beziehen.“ Es dürfe nicht sein, so der Bischofsvertreter, dass die Fördermittel allein auf diejenigen konzentriert würden, die mit guter Qualifikation arbeitslos und als gut vermittelbar gelten würden, und im Gegenzug immer weniger für jene getan werde, bei denen nur eine geringe Chance bestünde, dass sie einem regulären Job auf dem ersten Arbeitsmarkt fänden: „ Langzeitarbeitslose Menschen dürfen nicht abgehängt werden!“

In Beschäftigungsmaßnahmen wie dem Sozialkaufhaus erleben Langzeitarbeitslose häufig nach langer Zeit erstmals wieder, dass sie mit ihren Fähigkeiten gebraucht werden und sich andere auf sie verlassen. Scheinbar selbstverständliche Tugenden wie das pünktliche Erscheinen am Arbeitsplatz, verlässliche Absprachen oder bei einem Konflikt nicht einfach „abzuhauen“, müssen von den Teilnehmern teilweise erst wieder eingeübt werden, nachdem diese Fähigkeiten jahrelang nicht gefordert waren. Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen werden daher pädagogisch begleitet. Zukünftig sind diese Begleitmaßnahmen für Hartz-IV-Bezieher jedoch nicht mehr mit der Arbeitsmaßnahme gekoppelt, sondern können von den Betroffenen über Gutscheine des Jobcenters frei gewählt werden.

Anderthalb Wochen lang besuchte Bischofsvertreter Gothart Magaard Gemeinden und Einrichtungen im Kirchenkreis Altholstein, so auch die Diakonie Altholstein.

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