„Danke“ – der Komponist mit dem berühmten Lied wird 85
22. April 2015
Kennen Sie Martin Gotthard Schneider? Vermutlich nicht. Aber sein Werk ist sehr populär: Das Kirchenlied „Danke“ war in den 60er Jahren sogar in den Charts, auch Heino nahm eine Version auf. Am Sonntag wird der Kirchenmusiker 85 Jahre alt.
Seine Komposition war als bisher einziges Kirchenlied 1963 sechs Wochen lang in den Charts der deutschen Hitparade: "Danke, für diesen guten Morgen, danke, für jeden neuen Tag". Dieses Lied hat den evangelischen Theologen und Kirchenmusiker Martin Gotthard Schneider in der ganzen Welt bekanntgemacht. Nach Angaben des Gustav Bosse Verlags (Kassel) wurde das Lied in mehr als 25 Sprachen übersetzt. Am Sonntag feiert Schneider seinen 85. Geburtstag.
Die Popularität des "Danke"-Liedes, das in das Evangelische Gesangbuch aufgenommen wurde, ist dem Verlag zufolge noch heute ungebrochen. Auf Kirchentagen, Gemeindefesten und in Jugendgottesdiensten gehöre es seit knapp fünf Jahrzehnten zu den "meistgesungenen geistlichen Liedern überhaupt". Die Pop-Gruppe "Die Ärzte" hat in ihren Anfangsjahren Text und Melodie in einer leichten Punkfassung auf den Markt gebracht. Auch Heino nahm eine Version auf. Bereits 1963 gelangte es in einer Schallplatteneinspielung des Botho-Lucas-Chors in die Charts der deutschen Hitparade.
Erster Preis für "Danke"
Schneider schrieb "Danke" 1961 als Beitrag zu einem Wettbewerb der Evangelischen Akademie Tutzing für neue geistliche Lieder und gewann den ersten Preis. Die Melodien sollten mit Hilfe musikalischer Mittel aus Jazz und Unterhaltungsmusik gestaltet werden. Allerdings habe sich damals auch "vehementer Protest" geregt, sagte Schneider einst dem epd. Theologen und Kirchenmusiker hätten sich zunächst von dem "Kirchenschlager" distanziert, weil ihnen die Melodie zu simpel und der Text zu plakativ erschienen sei.
Komponist Schneider wurde 1930 in Konstanz geboren und studierte in Heidelberg, Tübingen und Basel. Er war Kantor und Organist in Freiburg und von 1973 bis 1995 Landeskantor in Baden. Bis 1997 lehrte er an der Staatlichen Musikhochschule Freiburg, wo er 1980 zum Professor ernannt wurde. Mehr als viereinhalb Jahrzehnte leitete er auch den von ihm gegründeten Freiburger Konzertchor der Heinrich-Schütz-Kantorei.
Der Kirchenmusiker schuf zahlreiche neue geistliche Lieder. 1975 erschien sein Liederbuch "Sieben Leben möcht ich haben". Vor allem über die Deutschen Evangelischen Kirchentage wurde auch sein Lied "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt" bekannt.
Kitschig und banal? Auf jeden Fall beliebt!
Was den einen als zu kitschig und banal erschien, war für andere vor allem in den 60er und 70er Jahren Ausdruck einer Aufbruchstimmung: Weg von der "Ein-Mann-Veranstaltung des Pfarrers" und hin zu eigenen Formen, um den Glauben neu und verständlich zum Ausdruck zu bringen. Schneider traf damit den Zeitgeist einer Generation, die sich in den Kirchengemeinden nach neuen Liedern sehnte, begleitet von anderen Instrumenten als der Orgel. Und das Lied "Danke" wurde fast täglich in den deutschen Radiosendern gespielt sowie von unzähligen Chören nachgesungen.