Die Erinnerung darf nicht enden
26. Januar 2018
Vor 73 Jahren befreiten sowjetische Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz, das für Unfassbares steht: Die Nationalsozialisten ermordeten dort zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen. Seit 1996 gedenkt Deutschland am 27. Januar offiziell in Gottesdiensten und Andachten dieser Opfer.
Damals richtete sich der damalige Bundespräsident Roman Herzog mit einem klaren Appell an die Deutschen: "Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen." Mit diesen Worten erklärte Herzog den 27. Januar zum zentralen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. 2005 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen, den Tag auch international zum Holocaust-Gedenktag zu machen.
Glockenläuten in Stralsund
"Es sei immer wieder notwendig, die Erinnerung an die Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus wachzuhalten, um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholt", sagt Helga Ruch, Pröpstin der Propstei Stralsund im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis. Auch wenn die heute lebende Mehrheit der Deutschen keine Schuld trage, sei es weiterhin unerlässlich, Verantwortung zu übernehmen und die Geschehnisse der Vergangenheit zu reflektieren. „Unter Verantwortung verstehe ich in diesem Zusammenhang, sich für Demokratie, Toleranz und Freiheit einzusetzen sowie sich der Geschichte bewusst zu sein, um gegenwärtig und auch künftig besser zu handeln“, so Ruch. Darum läuten die Glocken der evangelischen Kirchen in Stralsund um 12 Uhr 15 Minuten lang.
Gedenken in Schleswig und Itzehoe
Unter dem Titel "Gott - Klang" lädt Pröpstin Johanna Lenz-Aude gemeinsam mit Pastorin Antje Hanselmann im Schleswiger Dom zum Gedenken. Um 18.30 Uhr beginnt die Andacht, die von Cellist Stephan Breith und Pastor Joachim Liß-Walther am Klavier begleitet wird. Auch in Itzehoe gibt es unter dem Motto "Nie wieder! Itzehoe gedenkt der Opfer der NS-Diktatur" verschiedene Aktionen und Veranstaltungen: Am Sonnabend (16.30 Uhr) hält Pastor Willfrid Knees in der St. Jürgen-Kapelle einen Vortrag über Sinti und Roma in Geschichte und Gegenwart. Auch unter anderem in Kiel und Neumünster finden Holocaust-Gedenkgottesdienste statt.
Lesung im Hamburger Michel
Mit einer Lesung der Hamburger Autorin Dagmar Fohl hält die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis die Erinnerung an den Holocaust und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft wach. Fohl liest ab 18 Uhr aus ihrem Roman "Alma", in dem die Geschichte des Hamburger Musikalienhändlers und Cellisten Aaron Stern erzählt wird, der Deutschland 1939 ohne seine Tochter verlassen muss. Manuel Gera begleitet die Lesung musikalisch.