Die Erinnerung wachhalten durch Gedenken: Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg
06. Mai 2025
"Die Würde des Menschen ist unantastbar": So steht es in unserem Grundgesetz. Und genau dies ist grausam vom Terror-Regime der Nationalsozialisten missachtet worden. Die Nazi-Herrschaft kostete Millionen Menschen das Leben. Auch 80 Jahre später sind Gedenken und Erinnern an diese Schreckenszeit und ihre Opfer unerlässlich.
Am 8. Mai vor achtzig Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Heute ist der Tag ein Gedenktag für die Opfer der Nazi-Diktatur. Zugleich ist er ein Mahnmal für Demokratie und Menschenwürde.
Hier den gemeinsamen Aufruf der drei europäischen Geistlichen, die im Lutherischen Weltbund zusammenarbeiten, nachlesen
"Doch die Kriege auf dem Balkan und der anhaltende Krieg in der Ukraine führen uns vor Augen, dass Frieden kostbar, zerbrechlich und niemals selbstverständlich ist", heißt es in einem gemeinsamen Aufruf der drei europäischen Vizepräsidenten des Lutherischen Weltbundes. Dies sind Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Bischof Dr. Tamás Fabiny und Pastorin Dr. Arnfríður Guðmundsdóttir.
Ökumenischer Gottesdienst mit Studierenden in Kiel
Gedenkgottesdienst in der Universitätskirche Kiel, 8. Mai um 16 Uhr
In Kiel hatten die Evangelische und die Katholische Studierendengemeinden zum Gedenken in die Kieler Universitätskirche zu einem ökumenischen Gottesdienst eingeladen

„Wir sind in die Geschichte gestellt. Manches webt sich ein, ohne dass wir dafür Worte haben. Manches ist uns eingeschrieben, ohne dass wir überhaupt wissen, weil ein großes Schweigen von Generation zu Generation weitergegeben wird“, sagte die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche, Nora Steen.

Erinnerung lebendig halten in künftigen Generationen
Bewusst waren Studierende gebeten woren, diesen Gottesdienst zu gestalten. Denn:
Das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Mahnung zu Frieden und Versöhnung sollen auch in künftigen Generationen lebendig bleiben.
Ministerpräsident: "Wir stehen an einem Wendepunkt"
Ministerpräsident Daniel Günther erinnerte in seinem Beitrag an die bleibende Verantwortung aus der Geschichte: „80 Jahre nach Kriegsende ist dieser Tag der Befreiung für uns alle eine Verpflichtung, die Erinnerung wach zu halten, die Demokratie zu stärken und für Freiheit, Frieden und Menschenrechte einzutreten.“
Mit Blick auf die Gegenwart warnte der Ministerpräsident: „Wir erleben, dass in Europa wieder Krieg herrscht. Wir erleben, wie die nach 1945 errichteten Pfeiler der internationalen Ordnung erschüttert werden." Weiter sagte er:
Wir erleben, wie autoritäre Systeme an Macht gewinnen und demokratische Werte in Frage gestellt werden. Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes stehen wir daher heute an einem Wendepunkt.

Hochschulseelsorger: "Verantwortung übernehmen"
Der katholische Hochschulseelsorger Pater Christian Dieckmann erläutert: „80 Jahre zurückzuschauen, ist für junge Menschen gar nicht so leicht, wenn die eigene Erinnerung gerade mal 20 Jahre zurückreicht." Weiter sagt er:
Umso wichtiger ist es, ein Gedenken einzuüben, das Verantwortung übernimmt - nicht dafür, was damals war, sondern dafür, was wir heute und morgen für Lehren daraus ziehen. Über 60 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg sind eben nicht relativierbar.

Gedenkfeiern an historischen Orten
Mehr erfahren über die Geschichte und ihre Aufarbeitung der Evangelischen Stiftung Alsterdorf
Die Evangelische Stiftung Alsterdorf in Hamburg hat während des Nationalsozialismus an Massensterilisationen, Deportationen und dem "Euthanasie"-Programm der Nationalsozialisten teilgenommen.
Im Mittelpunkt eines Gedenkgottesdienstes am 7. Mai mit Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck sowie Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), standen deshalb das Leid und die Erinnerung an die Familien, die Angehörige dadurch verloren haben.

„Auch heute gibt es viel zu viele Menschen und auch Stimmen in uns, die andere beurteilen, einteilen, abwerten, missachten und verachten. Es gibt so viel Hass und Hetze. Auf der Straße. Im Netz. Sogar in unseren Parlamenten", so Bischöfin Fehrs.
Es gibt so viele, die schlecht über Menschen reden. Obwohl sie gar nichts wissen von der Schönheit ihrer Seelen. Es ist so leicht, Schwache auszugrenzen. Es ist so leicht, durch Schweigen und Wegschauen schuldig zu werden.
Genau deshalb sei es so wichtig, sich zu erinnern. Denn aus der Verachtung werde Gewalt. Aus Worten würden Taten. „Es braucht heute ganz dringend Menschen, die den Mut haben, daran zu erinnern, immer und immer wieder: Die Würde des Menschen, und zwar jedes Menschen ist unantastbar.“
Gedenkfeier im Schweriner Landtag
Ebenfalls im Mai werden die Europawochen gefeiert. Dazu aktuell: Auch Kirchen setzten sich für Frieden und Versöhnung ein
Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern gedachte ebenfalls am 7. Mai abends an die Befreiung vom Nationalsozialismus und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Eingeladen zu der Feierstunde waren Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern.
Zahlreiche Veranstaltungen in vielen Kirchenkreisen
Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und das Mahnmal St. Nikolai mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme organisiert im Mai die Kampagne „Stimmen der Befreiten“.

Aus dem Archiv: Schweriner Historiker plädiert für mehr Forschung nach Tätern - ein Interview
Der Kirchenkreis Mecklenburg hatte gemeinsam mit sechs Kirchengemeinden zu einer Veranstaltungsreihe zwischen Wismar und Parchim eingeladen. In die Region also, wo im April und Mai des Jahres 1945 Militärverbände unterschiedlichster Nationen, Heimatvertriebene, Zwangsarbeiter und Todesmärsche von KZ-Insassen aufeinander- und auf Einheimische trafen.
Ravensbrück – an diesem Ort in Brandenburg waren zwischen 1939 und 1945 über 130.000 Frauen aus 40 Nationen in einem Konzentrationslager inhaftiert – unter grausamsten Bedingungen. In jedem Jahr organisiert hier unter anderem das Frauenwerk der Nordkirche eine interreligiöse Gedenkfeier.