NS-Zeit

Die Erinnerung wachhalten: Pogromgedenken im Norden

Ein stilles Gedenken, indem man Kerzen entzündet und Orte jüdischen Lebens wie Stolpersteine aufsucht, ist auch in Zeiten von Corona möglich.
Ein stilles Gedenken, indem man Kerzen entzündet und Orte jüdischen Lebens wie Stolpersteine aufsucht, ist auch in Zeiten von Corona möglich.© Armin Levy, AdobeStock

09. November 2020

Auch in der Corona-Pandemie soll in einigen Orten in Mecklenburg-Vorpommern am Montag (9. November) an die jüdischen Opfer der Reichspogromnacht vor 82 Jahren erinnert werden. Die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wird am Montag (9. November) um 17.30 Uhr die Synagoge auf dem Schweriner Schlachtermarkt besuchen und gemeinsam mit Landesrabbiner Yuriy Kadnykov Kerzen zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht 1938 anzünden.

"Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger, dies ebenfalls zum Gedenken an die Opfer zu tun", so Schwesig. "Sorgen wir alle gemeinsam dafür, dass so etwas nicht mehr passieren kann", appellierte die Ministerpräsidentin im Vorfeld. "Und auch nicht das, was dieser schrecklichen Pogromnacht folgte." Dazu gehöre, die Erinnerung an diese schreckliche Zeit wachzuhalten und an nachfolgende Generationen weiterzugeben, so Schwesig.

Kerzen entzünden und Stolpersteine aufsuchen

Da die traditionelle Mahn- und Gedenkstunde auf dem Schweriner Schlachtermarkt  Corona-bedingt abgesagt wurde, werden die Schweriner gebeten, ab 18 Uhr als Zeichen gegen Antisemitismus und zum Gedenken Kerzen in die Fenster zu stellen. Möglich ist auch, Orte jüdischen Lebens wie etwa Stolpersteine aufzusuchen und in Stille zu gedenken.

Andachten in Greifswald, Güstrow und Stralsund

In Greifswald laden Kirche und Stadt gemeinsam zu einer Andacht ein. Diese findet um 13 Uhr am Ort des ehemaligen Betsaales der Greifswalder Jüdischen Gemeinde in der Mühlenstraße 10 statt. In Güstrow ist ebenfalls eine Andacht geplant um 16.30 Uhr vor dem Jüdischen Friedhof in der Neukruger Straße. Dazu laden die evangelische Domgemeinde, die katholische Gemeinde und die Baptisten zusammen mit der Freien Schule Güstrow ein.

Gleich drei Andachten soll es in Stralsund geben: um 15 Uhr auf dem Jüdischen Friedhof, um 18 Uhr an der Pogromgedenk-Stele beim Johanniskloster und um 19 Uhr in der Marienkirche. In Rostock wird es keine öffentliche Versammlung geben. Die Präsidentin der Bürgerschaft, Regine Lück (Linke), Landesrabbiner Yuriy Kadnykov und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Juri Rosov, werden aber eine kurze Gedenkzeremonie abhalten.

Die traditionelle Gedenkveranstaltung in Neubrandenburg kann nach angaben der Stadt in diesem Jahr nicht wie geplant durchgeführt werden. Stattdessen werden Stadtpräsident Dieter Stegemann (CDU) und Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) in einer sogenannten stummen Veranstaltung ohne Gäste Kränze am Synagogenplatz in der Vier-Tore-Stadt niederlegen.

Weitere Gedenkveranstaltungen im Norden

Am 9. November 2020 um 20 Uhr will das Kulturforum Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Landesbeauftragten für Politische Bildung und dem Offenen Kanal Kiel eine Sendung mit dem Titel "9. November 1938 – Pogrome in Schleswig-Holstein spiegeln sich auf Stolpersteinen" durchführen, heißt es in der Ankündigung auf der Seite des Offenen Kanals. In fünf Live-Schaltungen und fünf vorproduzierten Einspielungen aus zehn Orten in Schleswig-Holstein wird auf der Grundlage ausgewählter Stolpersteine über die Geschichte jüdischer Familien nach dem 9. November 1938 berichtet. 

In der Stadtkirche in Preetz wird am Montag um 18 Uhr mit der Andacht im Gedenken an die Opfer der Reichsprogromnacht die diesjährige Friedensdekade-Woche eröffnet.

Andachten in Hamburg

Die Mittagsandacht in der Hauptkirche St. Michaelis wird um 12 Uhr  zum Tag des Gedenkens an die Novemberprogrome gehalten. Ein regionaler Gottesdienst zum 9. November findet um 18 Uhr in der  Paul-Gerhardt-Gemeinde zu Hamburg-Winterhude statt. Eine regionale Andacht zum Gedenken wird um 18 Uhr in St. Peter in Hamburg-Gr. Borstel gehalten, ebenso um 18.30 Uhr in der Verheißungskirche in Hamburg-Niendorf. 

Reichspogromnacht

In der Reichspogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 gab es vom NS-Regime organisierte Gewalt gegen Juden im gesamten Deutschen Reich. Dabei wurden etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Anschließend wurden 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.

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