500 Jahre Reformation

Die Feier beginnt - Am 31. Oktober starten Kirche und Staat ins Reformationsjubiläum

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30. Oktober 2016 von Wiebke Rannenberg

Jahrelang haben sich Kirchen und Staat vorbereitet, nun soll das Festjahr zur Reformation beginnen: Am 31. Oktober, dem Reformationstag, feiern in Berlin Staat und Kirche. In Schweden wollen sich Papst und Lutheraner ihrer Gemeinsamkeiten versichern. Optimisten hoffen sogar auf eine Papstgeste für ein gemeinsames Abendmahl für konfessionsgemischte Paare.

Mit 10.000 Menschen im Stadion von Lund, mit geladenen Gästen in Kirche und Konzerthaus in Berlin und mit Besuchern eines bunten Marktspektakels in Wittenberg starten am 31. Oktober die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum - bereits ein Jahr, bevor sich der legendäre Thesenanschlag von Martin Luther (1483-1546) zum 500. Mal jährt.

Am 31. Oktober 1517 hatte Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Es war nicht seine erklärte Absicht, doch mit seiner Kritik löste er die weltweite Reformation aus, die zur Spaltung der Kirche führte.

Ökumene in Lund: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung"

Die Folgen dieser Spaltung stehen im Mittelpunkt des kirchenhistorisch bedeutenden Treffens am 31. Oktober im südschwedischen Lund: Nach Jahrhunderten der Spannungen und einigen Jahrzehnten Annäherung wollen Katholiken und Lutheraner erstmals auf globaler Ebene zusammen an die Reformation erinnern. Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbunds (LWB), Bischof Munib Younan, werden zusammen mit anderen Kirchenvertretern am frühen Nachmittag einen Gottesdienst feiern unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung". In Lund hatten sich die lutherischen Kirchen in der Welt vor 70 Jahren zusammengeschlossen.

 

Anschließend fahren der Papst und der evangelische Bischof in die Malmö Arena, wo bis zu 10.000 Menschen den Gottesdienst auf Großleinwänden verfolgt haben werden. Dort steht im Mittelpunkt, was Katholiken und Lutheraner aus ihrem gemeinsamen Christuszeugnis heraus in der Welt tun sollten, zum Beispiel für Flüchtlinge, Frieden und Klimagerechtigkeit. Zudem wollen LWB und Caritas International eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnen.

Papst Franziskus immer für Überraschungen gut

Der Präsident des päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch, betonte die Bedeutung der gemeinsamen Reformationsgedenkfeier von Papst Franziskus mit den Spitzen des Lutherischen Weltbundes (LWB) am kommenden Montag. Erstmals werde ein solcher Jahrestag auf beiden Seiten nicht mit "polemischen Tönen" begangen, sondern gemeinsam. Das sei "nicht selbstverständlich", sagte der Ökumene-Beauftragte des Papstes im Vatikan im Vorlauf zur Papstreise ins schwedische Lund.

Franziskus sei "immer für Überraschungen gut", betonte der Schweizer Kardinal Koch im Hinblick auf Forderungen nach einer Lockerung des Verbots gemeinsamer Abendmahlsfeiern von Katholiken und Lutheranern etwa für gemischtkonfessionelle Ehepaare. Bei der Vorbereitung der in Lund geplanten Gedenkfeier am 31. Oktober habe es "viele Schwierigkeiten" gegeben, sagte Koch, ohne Einzelheiten zu nennen

Festgottesdienst in Berliner Marienkirche

Parallel zur Feier in Lund beginnt in der Berliner Marienkirche ein Festgottesdienst, die Predigt hält der Berliner Landesbischof Markus Dröge. Auch hier steht die Versöhnung im Mittelpunkt: Mit dem ehemaligen Mainzer Bischof und langjährigen Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, erhält zum ersten Mal ein Katholik die Martin-Luther-Medaille der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Damit sollen seine einzigartigen Verdienste um die Ökumene in Deutschland gewürdigt werden, heißt es in der Begründung. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hält die Laudatio auf den 80-jährigen Lehmann.

Auch der Staat feiert die Reformation- Rede von Bundespräsident Joachim Gauck

Anschließend bitten die Bundesregierung und das Land Berlin zum Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Denn nicht nur die evangelische Kirche, auch der Staat feiert die Reformation - als Ereignis von nationaler Bedeutung. Die Festrede hält der ehemalige Pfarrer und heutige Bundespräsident Joachim Gauck.

Weniger staatstragend geht es in Wittenberg zu, dem Ort, wo Martin Luther rund 35 Jahre lebte und am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen veröffentlichte. Die Stadt lädt zu einem historischen Marktspektakel ein, das Renaissance Musikfestival stimmt musikalisch auf die Reformationszeit ein und der Oberbürgermeister sowie Kirchenvertreter pflanzen Bäume im Luthergarten. Am Reformationstag werden Gottesdienste gefeiert, auch in der Schlosskirche, an deren Tür Luther der Legende nach die Thesen angeschlagen haben soll.

Reformationsjubiläum 2017: Die wichtigsten Termine im Überblick 

Zum 500. Reformationsjubiläum plant die Evangelische Kirche in Deutschland eine Vielzahl großer Veranstaltungen. Wichtige Wegmarken sind:

30. Oktober 2016: In Eisenach wird eine Neubearbeitung der Lutherbibel feierlich eingeführt.

31. Oktober 2016: Zum offiziellen Auftakt der Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum 2017 werden in der Marienkirche am Berliner Alexanderplatz zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik und Kirchen erwartet.

31. Oktober 2016: Der Lutherische Weltbund (LWB) erwartet zum ökumenischen Reformationsgedenken im schwedischen Lund unter anderem Papst Franziskus.

3. November 2016 bis 20. Mai 2017: Der Europäische Stationenweg startet mit "Geschichten auf Reisen" in Genf in der Schweiz und tourt im Anschluss durch 68 Städte in 19 europäischen Ländern mit dem Ziel Wittenberg. Für Deutschland wird er am 23. November in Osnabrück eröffnet. Dabei sind jeweils Veranstaltungen vor Ort geplant.

11. März 2017: Protestanten und Katholiken feiern in Hildesheim einen ökumenischen Versöhnungsgottesdienst mit Vergebungsbitte und Versöhnungsgeste.

12. April bis 5. November 2017: Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist als eine von insgesamt drei sogenannten Nationalen Sonderausstellungen die Schau "Der Luther-Effekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt" zu sehen.

4. Mai bis 5. November 2017: Auf der Wartburg bei Eisenach wird die zweite Nationale Sonderausstellung mit dem Titel "Luther und die Deutschen" präsentiert.

10. bis 16. Mai 2017: In Namibias Hauptstadt Windhuk treffen sich Vertreter der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes zu ihrer 12. Vollversammlung.

13. Mai bis 5. November 2017: Im Augusteum in Wittenberg, dem Vordergebäude des Lutherhauses, wird die dritte Nationale Sonderausstellung "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" gezeigt.

20. Mai bis 10. September 2017: Wenige Tage vor Beginn des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags startet in Wittenberg die Weltausstellung Reformation mit dem Titel "Tore der Freiheit". Dabei präsentieren sich Organisationen aus aller Welt an sieben symbolischen Toren rund um die Altstadt zu den Themen Spiritualität, Jugend, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, Globalisierung, Kultur sowie Ökumene und Religion.

Kirchentag in Berlin

24. bis 28. Mai 2017: Zum 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg werden mehr als 100.000 Dauerteilnehmer erwartet. Der Abschlussgottesdienst findet auf den Elbwiesen bei Wittenberg statt.

25. bis 28. Mai 2017: Parallel zum Deutschen Evangelischen Kirchentag gibt es sechs dezentrale Kirchentage in Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena/Weimar, Dessau-Roßlau und Halle/Eisleben unter dem Motto "Kirchentage auf dem Weg". Zum Auftakt an Christi Himmelfahrt (25. Mai) verbindet ein zeitgleich stattfindender ökumenischer Gottesdienst alle Städte.

1. Juni bis 10. September 2017: Nach Ende des Kirchentages starten in Wittenberg elf einwöchige Konfirmanden- und Jugend-Camps mit insgesamt 16.500 Jugendlichen aus ganz Deutschland.

27. Juni bis 7. Juli 2017: In Leipzig treffen sich Spitzenvertreter der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, einem internationalen Zusammenschluss von 230 evangelisch-reformierten Kirchen mit zusammen mehr als 80 Millionen Mitgliedern.

27. Juli bis 5. August 2017: Zum Bundeslager des Verbandes Christlicher Pfadfinder und dem Internationalen Jugendcamp der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugend werden in Wittenberg insgesamt 8.000 Teilnehmer erwartet.

31. Oktober 2017 wird gesamtdeutscher gesetzlicher Feiertag

31. Oktober 2017: Zum 500. Jubiläum des Beginns der Reformation wird der 31. Oktober einmalig ein gesamtdeutscher gesetzlicher Feiertag sein. Dazu haben die westdeutschen Länder und Berlin, in denen der Reformationstag normalerweise kein Feiertag ist, entsprechende Gesetze oder Verordnungen erlassen. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist der Reformationstag ohnehin gesetzlicher Feiertag in den ostdeutschen Flächenländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Zum eigentlichen 500. Reformationsjubiläum gibt es in der Lutherstadt Wittenberg einen zentralen Gottesdienst mit Vertretern aus Kirchen, Politik und Gesellschaft. Geplant sind bundesweit weitere regionale Festgottesdienste und Festakte.

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