Konzertkirche

Die Neubrandenburger Marienkirche bekommt eine neue Orgel

Die Marienkirche in Neubrandenburg bei Nacht
Die Marienkirche in Neubrandenburg bei Nacht© A.Kuhfeldt, wikimedia commons

16. November 2015 von Simone Viere

Neubrandenburg. Die Neubrandenburger Marienkirche war 1945 stark zerstört worden. Nach dem Wiederaufbau zur Konzertkirche fehlte Geld für eine zu dem großen Backsteinbau passende Orgel. Ein neues Instrument soll nun Mitte 2017 in Betrieb genommen werden.

Es geht weiter voran mit der Neubrandenburger Konzertkirche. Mit einer Millionenspende will der Unternehmer Günther Weber den Bau einer neuen Orgel für die Marienkirche finanzieren. Am Montag (16. November, 15 Uhr) findet in der Konzertkirche die feierliche Übergabe der Schenkungsurkunde für die Orgel statt. Für Planung, Bau und Montage des Instrumentes mit voraussichtlich 70 Registern werden rund zwei Millionen Euro veranschlagt.

Kirchengebäude mit wechselvoller Geschichte

Die Marienkirche gilt als eines der wertvollsten Bauwerke der norddeutschen Backsteingotik und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Dem schweren Brand, den die Rote Armee bei ihrem Einmarsch Ende April 1945 in Neubrandenburg legte, fielen 80 Prozent der Innenstadt und mit ihr auch das Kirchengebäude zum Opfer. Vom Kirchenschiff blieben lediglich die Umfassungsmauern und der Ostgiebel erhalten.

Für einen Wiederaufbau gab es damals mehrere Pläne. In den 50er Jahren wurde die Ruine enttrümmert, die Steine wurden für eine neue Kirche in einem Neubaugebiet verwendet. Zudem wurden drei Stahlglocken neu gegossen, der Turm erhielt ein Kupferdach. Für eine komplette Wiederherstellung fehlte jedoch die Einwilligung der staatlichen Behörden. Die Kirchengemeinde hatte sich deshalb dafür ausgesprochen, nicht weiter in die Ruine zu investieren.

1973 schließlich fragte die Stadt bei der Kirchengemeinde an, ob sie das Bauwerk übernehmen könne, um es nach dem Wiederaufbau als Konzerthalle und Kunstgalerie zu nutzen. Zwei Jahre später war der Vertrag perfekt, und 1978 begannen die Arbeiten an der markanten Backsteinkirche. Noch zu DDR-Zeiten erhielt der Turm eine neue Spitze. Außerdem wurden Dachstuhl, Außenwände und Fundamente saniert.

Architektenwettbewerb für den Innenausbau

Schwieriger gestaltete sich der Innenausbau: Nach dem Scheitern mehrerer Konzepte schrieb die Stadt 1996 einen europaweiten Architektenwettbewerb aus, den der Finne Pekka Salminen gewann. 2001 waren die Bauarbeiten abgeschlossen, am 13. Juli eröffnete die neue Spielstätte. Der neue Zuschauersaal umfasst 850 Plätze und verfügt über ausgezeichnete akustische Verhältnisse. Der Wiederaufbau der Kirche kostete insgesamt 31 Millionen DM.

In den Jahren seit der Wiedereröffnung wurden weitere Projekte für die Konzertkirche realisiert. So ist im Kirchturm seit 2003 eine Ausstellung des Neubrandenburger Regionalmuseums zur Geschichte der Backsteingotik in Neubrandenburg und Umgebung zu sehen. Im Jahr 2007 wurden fünf neue Kirchenglocken aus Bronze geweiht, die die alten verschlissenen Stahlglocken aus Kriegszeiten ersetzen. Für die Finanzierung dieses Projekts kamen innerhalb von zwei Jahren im Rahmen der Spendenaktion "Fünf Glocken für Neubrandenburg" fast 220.000 Euro zusammen.

Vom Kirchenbau zum Konzertsaal 

Mit der neuen Orgel folgt nun der vorläufige Höhepunkt des Umbaus der einstigen Kirche zum Konzertsaal: Mäzen Günther Weber, der auch eine Stiftung betreibt, besuchte im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ein Konzert in der Kirche und kam mit den Verantwortlichen über einen Orgel-Neubau ins Gespräch. Der 68 Jahre alte Geschäftsmann hatte 1981 in Hessen die Firma Weber Maschinenbau gegründet und zum Weltmarktführer von Hochleistungsschneidemaschinen für Käse, Wurst, Schinken und andere Lebensmittel ausgebaut.

Weber war in den 1990er Jahren nach Neubrandenburg expandiert. Inzwischen gehören rund 1.000 Mitarbeiter in acht Ländern zur Weber-Gruppe. Die Orgel soll jetzt von renommierten Orgelbauern gebaut und Mitte 2017 in Betrieb genommen werden. 

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