"Die Nordkirche darf selbstbewusst sein"
03. Juni 2022
Pfingsten sei das Fest der Begeisterung, sagt Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Sie wünscht sich zum zehnten Geburtstag der Nordkirche, dass der Heilige Geist alle ermutigt, auch weiterhin selbstbewusst und öffentlich Kirche zu sein.
An diesem Pfingstfest feiert die Nordkirche ihren 10. Geburtstag mit einem kirchenmusikalischen Festgottesdienst im Ratzeburger Dom. Zuvor haben wir unserer Landesbischöfin drei Fragen zur Fusion gestellt.
In ihrem Gründungsjahr hatte die Nordkirche noch rund 2,4 Millionen Gemeindeglieder. Mittlerweile sind es nicht mal mehr zwei Millionen. Wie kann die Nordkirche diesem Trend entgegentreten?
Kristina Kühnbaum-Schmidt: Unsere qualitativ gute Arbeit wird gesehen, wahrgenommen und gewürdigt. Und auch eine kleinere Anzahl von Christenmenschen kann entscheidende Impulse setzen für ein gutes Zusammenleben aller Menschen in Würde. Ich möchte deshalb dazu ermutigen, nicht vor sinkenden Mitgliederzahlen zu kapitulieren, sondern eher zu sagen: Lasst uns mit denen, die da sind, und denen, die neugierig sind, gemeinsam unseren Glauben leben und unsere Weltverantwortung gestalten.
Ein Thema, das Sie und die Nordkirche schon angehen, ist der Klimawandel. In Fragen der Friedensethik setzt die Nordkirche auf ihre ökumenischen Kontakte in die Welt. Wo sehen sie noch Handlungsbedarf?
Neben den genannten Themen sind wir in einem Zukunftsprozess. Dabei ist Digitalisierung ein wichtiger Schwerpunkt. Ein weiteres zentrales Stichwort ist die Unterstützung innovativer Ideen: Wie können wir das Evangelium noch aktueller und zeitgemäßer verkündigen? Da gibt es bei uns schon sehr interessante Modelle, zum Beispiel die Kasualagentur „st. moment“ in Hamburg.
Dazu gehören aber auch Chormusik, die viele Menschen auch ohne feste konfessionelle Bindung anzieht und innovative Projekte religiöser Bildung mit Kindern und Jugendlichen. Also: bewährte und neue Modelle, die Menschen heute in ihrem Leben, in ihren Fragen und ihrer religiösen Suche zur Seite stehen.
Mit „st. moment“ nennen Sie ein Beispiel für die Großstadt. Haben Sie auch konkrete Ideen für die Dorfkirchen in Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein?
Eine Perspektive für unsere Gemeindearbeit und unsere Gemeindehäuser auf dem Land könnte sein, sie zu Coworking-Stations zu entwickeln. Dabei geht es dann nicht nur darum, welche Bedeutung ein Gemeindehaus für uns als Kirche hat, sondern welche Funktion es im jeweiligen Sozialraum haben könnte, zum Beispiel in kooperativer Nutzung mit Vereinen oder Bürgerinitiativen.
Gemeinsam könnten wir so Gutes für die und mit den Menschen in ländlichen Regionen tun. Da bin ich bei meinen Besuchen in den Dorfgemeinden auch gerne mal Netzwerkerin und unterstütze bei der Suche nach Kooperationen - auch über die Grenzen der Bundesländer hinweg.