Wir feiern Pfingsten den Geburtstag unserer weltweiten Kirche: Wunder der Vielfalt
06. Juni 2025
50 Tage nach Ostern wird Pfingsten gefeiert. Christ:innen auf der ganzen Welt erinnern an die biblische Geschichte vom Heiligen Geist, der nach der Himmelfahrt Jesu zehn Tage später auf die Jünger herabkam und sie ermutigte und befähigte, das Evangelium weiter zu verkündigen.
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen,sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Apostelgeschichte, Kapitel 2
Mehr erfahren über die Bedeutung von Pfingsten auf der Themenseite "Basiswissen Glauben" der Evangelischen Kirche in Deutschland
Die Jünger setzten diesen Auftrag in die Tat um und so verbreitet sich die christliche Botschaft zunächst rund um das Mittelmeer. Es gründeten sich neue Gemeinden, die Jünger reisten in immer entferntere Regionen und erreichten auch dort die Herzen der Menschen.
Deswegen gilt Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche: Unabhängig von ihrer eigenen Sprache, Herkunft oder Tradition trugen die Jünger die Botschaft Jesu hinaus in die Welt.
Bischöfinnen: Pfingsten steht für offene, friedliche und solidarische Gesellschaft
In ihren diesjährigen Pfingstbotschaften betonen die drei Bischöfinnen der Nordkirche die Bedeutung von Pfingsten für eine offene, friedliche und solidarische Gesellschaft. Angesichts wachsender Polarisierung und gesellschaftlicher Herausforderungen laden sie dazu ein, die pfingstliche Kraft des Geistes als Impuls für Verständigung und Hoffnung zu begreifen.
Kristina Kühnbaum-Schmidt: Pfingsten als Geschenk der Verständigung
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hebt die zentrale Bedeutung von Pfingsten für das gesellschaftliche Miteinander hervor:
Pfingsten erinnert daran, dass Verständigung über kulturelle, soziale und sprachliche Grenzen hinweg möglich ist.
In einer Zeit, in der Sprachlosigkeit und Polarisierung zunehmen, sei echte Verständigung ein Geschenk – in der Sprache der Bibel: eine Gabe des Heiligen Geistes. Besonders im internationalen Kontext, etwa bei der Ratssitzung des Lutherischen Weltbundes in Äthiopien, werde deutlich, wie dringend die Welt diese pfingstliche Kraft der Verständigung brauche.

Für Kühnbaum-Schmidt ist Pfingsten auch eine Einladung, die Welt mit den Augen Jesu Christi zu sehen. „Mit Christus leiden wir am Zustand der Welt und freuen uns, wenn Nächsten- und Gottesliebe sich gegen Hass und Verblendung durchsetzen.“ Sie ruft dazu auf, sich von Gottes Geistkraft inspirieren zu lassen, um für Wahrheit, Menschenwürde und eine offene Gesellschaft einzustehen.
Kirsten Fehrs: Eine gemeinsame Sprache der Liebe und des Friedens
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck sowie Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, erinnert an die beflügelnde Verheißung von Pfingsten:
Der Pfingstgeist lässt uns vertrauen auf eine Welt der Mitmenschlichkeit.
Sie beschreibt das Bild einer gemeinsamen Sprache der Liebe, des Trostes und der Wahrhaftigkeit, die Menschen über Grenzen hinweg verbindet. Gerade angesichts von Kriegen, Menschenrechtsverletzungen und gesellschaftlicher Spaltung sei es wichtiger denn je, auf Verständigung und Mitgefühl zu setzen.

Fehrs betont, dass der Geist von Pfingsten Menschen zusammenführt und Hoffnung auf eine friedliche Welt stiftet. „Völkerverständigung in Windeseile. Liebessturm statt Hasswüten.“ Sie ruft dazu auf, sich vom Pfingstgeist mitreißen zu lassen, aufeinander zuzugehen und gemeinsam Frieden zu stiften – damals wie heute.
Nora Steen: Die Sprengkraft der Liebe als Hoffnungsträger
Für Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, steht Pfingsten für die transformative Kraft des Heiligen Geistes, die verbindet, heilt und Grenzen überwindet.
Um die Sprengkraft der Liebe geht es an Pfingsten, um die revolutionäre Geistkraft, die selten vernünftig, immer aber notwendig ist.
In einer polarisierten Gesellschaft sei Liebe der einzige Kitt, der Spaltungen und Verhärtungen entgegenwirken könne. Liebe sei gelebte Hoffnung und müsse auch im Alltag weitergegeben werden.

Pfingsten dürfe nicht bei der kirchlichen Feier stehenbleiben, sondern solle Christinnen und Christen ermutigen, sich als Friedensstifter:innen, Brückenbauende und Hoffnungstragende einzubringen. Sie erinnert daran, dass der Heilige Geist besonders dort wirkt, wo Menschen eingefahrene Denkweisen verlassen und sich für andere öffnen.