Eine Fahrradtour zu den schönen Kirchen von Eiderstedt
17. Juli 2025
Sonnenschutz, Trinkflasche, Regenjacke, Wechselkleidung – alles dabei, und ich werde alles brauchen an diesem norddeutschen Sommertag auf Eiderstedt. Das Wichtigste aber ist die gut geplante Fahrradroute, digital ins Smartphone geladen und zusätzlich als Karte. Die Tourbeschreibung mit vielen Infos aus der Sammlung „Fünf Fahrradtouren von Kirche zu Kirche“ ist mein analoger Wegbegleiter auf der 28 Kilometer langen Rundtour ab Garding mit fünf wunderschönen alten Kirchen.
Tipps: Mehr Ideen von Ihrer evangelischen Kirche für den Sommer auf unserer Themenseite "Sommerkirche"
- Den sehr nützlichen und informativen Fahrradführer "Fünf Fahrradtouren von Kirche zu Kirche" kann man hier bestellen oder unter oldenswort@kirche-eiderstedt.de
Los geht es am kleinen Bahnhof in Garding, die Regionalbahn hält hier stündlich. Die Kirche St. Christian mit dem wuchtigen, fast trutzigen Turm steht auf der höchsten Erhebung Eiderstedts und ist von überall aus zu sehen. Noch brauche ich die digitale Navigation, die ich in die Komoot-App geladen habe, also nicht. Durch die Fischerstraße geht es leicht bergauf über Kopfsteinpflaster hoch zum Markt. Diese moderate Steigung bleibt die einzige der gesamten Tour, sonst ist die Strecke bretteben und mit einem normalen Fahrrad meist ebenso gut wie mit einem E-Bike zu fahren - natürlich je nach Windstärke.

Das Duo, das im Kirchenschiff für ein Konzert am Abend probt, lässt sich nicht stören, so dass ich die helle, frisch restaurierte Kirche bei Musik von Saxophon und Klavier besichtigen kann. Wie sie wohl direkt nach dem Bau im 12. Jahrhundert ausgesehen hat? Besonders faszinieren mich die Kanzel, fast 500 Jahre alt, und die fantasievollen schlangenartigen Figuren seitlich vom Altar aus dem 16. Jahrhundert.
Höchste Kirchendichte Deutschlands
Vom Markt gehen mehrere Straßen sternförmig ab. Das verwirrt die App und mich gleichermaßen. Ein Blick in den Flyer Fünf Fahrradtouren von Kirche zu Kirche hilft: Über die Johannisstraße geht es raus aus dem Städtchen, allerdings nicht in Richtung des Schilds Fahrradstrecke Tetenbüll, sondern über die Norderstraße und weiter über kleine Landstraßen, überweigend aber über Betonspurwege vorbei an Weizenfeldern, Weiden und Wiesen.

Zum Nachlesen: Fördervereine - Mit Einsatz und Engagement für den Erhalt der Kirchenlandschaft auf Eiderstedt
18 Kirchen stehen auf der Halbinsel, fast alle sind in der Zeit der Romanik entstanden. Gäbe es einen Rekord „Kirchturmdichte“, Eiderstedt hätte ihn. Und vermutlich gibt es in dieser zauberhaften ruhigen Landschaft auch kaum einen Punkt, an dem nicht grasende Schafe, Kühe oder Pferde zu sehen sind.
Zeitweise begleiten mich das Zwitschern von Feldlerchen und sogar das Pfeifen eines Austernfischers, die Nordsee ist ja nicht weit.
Bilderbuchkirchen vor dem Verfall gerettet
Kurz geht es über die asphaltierte Marschchaussee, ohne Fahrradweg, aber kaum ein Auto ist unterwegs an diesem wechselhaften Sonntag Nachmittag. Bald ist Tetenbüll erreicht, wo die Kirche St. Anna wie auf einer Hallig auf einer aufgeschütteten Warft thront.
Ihr Name soll zurückgehen auf die Mutter Marias, die Großmutter von Jesus. Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Kirche komplett einsturzgefährdet. Und jetzt, frisch restauriert dank der Aktion Eiderstedter Schutzengel, wieder eine wahre Bilderbuchkirche, innen wie außen.

Einmalig schön sind die hellblauen Kirchenbänke mit Schwingtüren. Bei einem Blick ins Smartphone lerne ich, dass das schrankähnliche Gestühl in der Apsis „Priechen“ genannt wird und den höheren Ständen der Kirchengemeinde diente, zeitweise auch als Beichtstuhl genutzt wurde.

Von der Kirche ist es nicht weit zum Café Theatrium mit gemütlichen Strandkörben auf der Terrasse, auch der Kirchspielkrug direkt neben St. Anna hat geöffnet. Ein Besuch im Haus Peters mit Museum, Galerie und Garten wäre auch interessant.
Aber ein Regenschauer droht und ich versuche, die nur gut 1,5 Kilometer entfernte nächste Kirche St. Katharina in Katharinenheerd trocken zu erreichen. Das klappt nicht, auch weil ich den schmalen Fahrradweg neben der Katharinenheerder Landstraße erst einmal suchen muss.
Nass komme ich bei der Kirche mit ihrem hölzernen Glockenturm an. Die Tür ist noch offen, obwohl es schon nach 16 Uhr ist. Glück gehabt! St. Katharina ist kleiner und etwas dunkler, aber trotzdem freundlich und einladend. Nicht nur, weil ich hier entspannt den Platzregen abwarten kann: Auch hier wurde die Kirche vor dem Verfall gerettet. Vor kurzem waren noch große Risse und Löcher in den Wänden, Wasser drang ein, Steine fielen heraus und das Sockelmauerwerk löste sich auf.

Beim Blick in den Altarraum stutze ich. Hier sitzt ein Ritter auf einem Pferd. Die Figur macht natürlich neugierig, und ich suche im Netz Infos zu St. Jürgen in der Kirche St. Katharina in Katharinenheerd.
Endlich hört der Regen auf. Von hier geht es weiter, nach Welt, einer kleinen Gemeinde hier auf Eiderstedt mit der Kirche St. Michael. Außerhalb der Ortschaft folge ich der Tour links in die Süderstraße und über die Gleise. Die Regionalbahn macht sich mit lautem Pfeifen bemerkbar, Beschrankungen gibt es auf den kleinen Straßen kaum. Nostalgisch, aber auch gefährlich – an jedem Andreaskreuz aufmerksam zu sein macht hier wirklich Sinn.
Rast und Einkehr mit Tradition
Der Betonspurweg endet an der Tafel eines einstigen Brückenhauses, die an die „Süderbootfahrt“ früherer Zeiten erinnert. Ich stelle mir vor, wie Waren und lebende Tiere über die Kanäle getreidelt wurden, bis zum Hafen in Tönning, um dort in die Welt verschifft zu werden.
Über ruhige Landstraßen geht es weiter zur Kirche St. Michael. Welt ist bekannt für seine „Sommerkirche“ mit zahlreichen Kulturveranstaltungen und für das wunderschöne Christus-Mosaik über dem Portal. Gegenüber ist ein Gasthof, aber von Welt nach Vollerwiek ist es nicht weit und ich will so gern noch in die fünfte und letzte Kirche.
Ich widerstehe ebenfalls der Versuchung, im Café vom Himbeerhof Jürgens ein Stück Himbeertorte zu bestellen, fahre direkt zur St. Martin in Vollerwiek und habe wieder fast unverschämtes Glück. Normalerweise wäre die Kirche längst geschlossen, aber die freundliche Küsterin ist noch da und macht ausnahmsweise kurz noch einmal auf. Danke! So konnte ich alle fünf alten Kirchen dieser Tour besichtigen, eine schöner und eindrucksvoller als die andere.
Zeit für Genuss
Im Ferienort Vollerwiek ist die Nordsee ganz nah und ein Abstecher zum nahen Deich eigentlich ein Muss. Aber es regnet wieder, damit ist die Einkehr in Dat Weincafé unter dem gewaltigen Dach eines herrlich restaurierten Haubargs attraktiver. Hier lasse ich den Tag ausklingen, bevor ich wieder aufsteige und die letzten etwa vier Kilometer der Rundtour über den idyllischen Hebammenweg und den Alten Gardinger Deich zurück zum Bahnhof Garding fahre.

Die flache und leichte Strecke von 28,4 Kilometer wäre in einer guten Stunde locker mit dem E-Bike zu schaffen gewesen. Mit der Besichtigung aller Kirchen und der Einkehr in Dat Weincafé habe ich vier Stunden gebraucht. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Ausflug per Rad. Vier weitere ebenso spannende Eiderstedt-Radtouren „Von Kirche zu Kirche“ warten schon.
Zum Abschluss:
Es dauert noch, bis Sie die Tour nachfahren können? Unsere Nordkirchen-App mit detaillierten und interessanten Führungen durch viele Kirchen von Eiderstedt gibt es gratis im Play Store oder App Store.
Sie wollen dazu beitragen, die wunderschönen Kirchen auf Eiderstedt zu erhalten? Werden Sie Mitglied im Förderverein Eiderstedter Kirchen e.V.
Ideen für weitere Touren mit dem Fahrrad gesucht? Radeln Sie auf dem Mönchsweg, der rund 530 Kilometer lange Mönchsweg führt entlang wichtiger Stationen der Christianisierung. 342 Kilometer davon laufen allein durch Schleswig-Holstein.