5. August 2016 | St. Peter-Ording

„Ein ‘weiter so’ darf es nicht geben“

05. August 2016 von Gothart Magaard

Ökumenischer Gottesdienst anlässlich der Tagung des Landes Schleswig-Holstein „Sorge für das gemeinsame Haus“ (Predigttext Mk 4,26-29)

Und Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

Der Friede Gottes sei mit uns allen. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

Jesus ist der große Erzähler unseres Glaubens. Er bringt uns Gott in Geschichten nahe. Er erzählt Gott  hinein in die Alltage dieser Welt: in das Berufsleben des Landwirts, in die Wirklichkeit des Tagelöhnerdaseins, in die verwickelten Familiengeschichten.

Und in seinen Erzählungen verändern sich diese Alltagsgeschichten – in ihnen kommt Gott den Menschen, in ihnen kommt Gott uns nahe.

Diese Geschichten verändern unseren Blick. Sie geben uns so zu denken, dass auch wir begreifen, was Jesus zu Beginn des Markusevangeliums verheißt: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen!“ Gott kehrt unsere Geschichten um, er bringt sie durcheinander und uns bringt er zurecht.

So, liebe Schwestern und Brüder, geschieht es auch im Evangelium. „Von selbst bringt die Erde Frucht“ – diese Worte stehen für mich im Mittelpunkt des Gleichnisses. Zwischen Säen und Ernten ereignet sich das Wunder des Werdens.

Vielleicht mag der Landwirt einiges an Pflege beitragen können, natürlich spielen Wetter und Bodenbeschaffenheit eine Rolle. Doch das Entscheidende geschieht: „von selbst“. Erst wächst der Halm, danach die Ähre, bis wir den vollen Weizen sehen. Wer könnte dem widersprechen?

Doch ausgerechnet das soll ein Gleichnis des Gottesreiches sein?

Hier, liebe Gemeinde, beginnt die Geschichte in mir zu arbeiten. Denn ich bin es ja gewohnt, wenn von großen Zielen die Rede ist, zu fragen, was mein Beitrag ist. So hat uns ja auch die „Sorge für das gemeinsame Haus“ heute zusammengeführt.

Von selbst ändert sich nichts in dieser Welt! Der Mensch muss sich ändern, muss seinem Denken und Tun eine neue Richtung geben.

Wir haben doch gesehen, was aus der Unachtsamkeit unseren Lebensgrundlagen gegenüber entstanden ist und noch entstehen mag.

Wir wissen um das vermüllte und überfischte Meer, die Jugendlichen vom Freiwilligendienst haben uns gestern von ihren täglichen Recherchen am Flutsaum berichtet. Wir wissen auch darum, dass uns das Wasser einst bis zum Hals stehen wird, wenn wir nicht zur Besinnung kommen.

Nein, „weiter so“ darf es nicht gehen. Nicht in Fragen der Schöpfungsbewahrung. Nicht in Fragen von Freiheit und Bildung und Frieden. Nicht in so vielen anderen Dingen.

Von selbst – nein, von selbst, ändert sich nichts, es muss Bewegung in die Köpfe und Herzen, und von dort aus in die Hände und in diese Welt hinein.

Liebe Gemeinde, man könnte sich nun ausgebremst fühlen durch die Worte des Evangeliums. Wo in unserer Zeit endlich Bewegung hineinkommen müsste, wo wir ungeduldig etwas in Bewegung bringen wollen, steht dort, im Evangeliumstext die ruhige, fast besonnene Betrachtung des Halms beim Wachsen.

Fast so, als stünde die Zeit still, als gäbe es nichts Wichtigeres als dieses Wachsen, das ohne unser Zutun geschieht.

Doch tatsächlich, so ist es: Genau so und nicht anders, verhält es sich mit dem Gottesreich. Sein Same ist gelegt, die Ernte steht aus, und wir leben in der Zeit des Wachstums. Wir sind Zeuginnen und Zeugen des nahenden Gottes, der schon jetzt diese Welt verändert.

Inmitten unserer Zeit, in der so vieles zu tun ist, bedeutet das aber keineswegs, dass wir die Hände in den Schoß legen könnten. Wir werden nur in unsere Grenzen gewiesen und zugleich entlastet.

Das Gottesreich wächst auf eines anderen Geheiß. Sein Handeln umschließt diese Welt. Er rief ins Leben und er wird vollenden.

So begrenzt und so schützend bewahrt, treten wir ans Werk – als aufmerksame Beobachterinnen und Beobachter und als sorgsame Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im anbrechenden Gottesreich.

„Von selbst“: das Werden des Gottesreichs steht in eines anderen Hand. Es sind lebensbejahende, menschenfreundliche Kräfte am Werk, die uns bis heute über die Schönheit dieser Erde staunen lassen – und die der Zukunftsangst nicht das letzte Wort geben.

Es sind diese Kräfte, die auch wir um Gottes willen in diese Welt hineinerzählen, singen und so auch hineinbezeugen müssen:  Mit Wort und Tat, mit Kreativität und Ungeduld, mit den Gaben, die uns anvertraut sind. Und mit dem Zutrauen, dass nicht alles in unserer Hand liegt. Dass wir Gott ins Gebet nehmen dürfen. Auf dem Symposium gestern haben wir von vielen guten, ermutigenden Projekten und Lösungsansätzen gehört. Und gleich werden auf dem Pilgerweg das Meer und den Sand, den Himmel und das Land erfahren und miteinander sprechen können.

Liebe Gemeinde,  „Dein Reich komme“, beten wir Christenmenschen im Gebet des Herrn Jesus Christus in der Verbundenheit über die Grenzen der Konfessionen hinweg. Dass sich diese Bitte erfülle, gebe uns Gott.
Amen.

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