Bundespräsident

„Einmal Pastor – immer Pastor“: Joachim Gauck wird 75

Auf dem Weg zur Nordkirche: Bundespräsident Gauck mit Bischöfin Fehrs und Bischof Ulrich vor dem Gründungsgottesdienst der Nordkirche zu Pfingsten 2012
Auf dem Weg zur Nordkirche: Bundespräsident Gauck mit Bischöfin Fehrs und Bischof Ulrich vor dem Gründungsgottesdienst der Nordkirche zu Pfingsten 2012© epd-Bild

21. Januar 2015 von Timo Teggatz

Berlin. Am kommenden Samstag feiert Joachim Gauck seinen 75.Geburtstag. Der Pfarrer hat als Bundespräsident viele Diskussionen angestoßen und auch in der Geschichte der Nordkirche seine Spuren hinterlassen. Ein Porträt über den ersten Mann im Staat und sein Lieblingsthema: Freiheit.

Pfarrer, Bürgerrechtler, Bundesbehördenleiter – der Karrierehöhepunkt dann im Alter von 72 Jahren: Vor knapp drei Jahren wurde Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt. Nach dem Rücktritt Christian Wulffs trat er 2012 ein schwieriges Amt an. Medien spekulierten, ob es nach dem Debakel im Schloss Bellevue überhaupt möglich sei, jemanden für das Amt zu finden, der glaubwürdig das Gewissen der Nation vertritt. Seitdem hat Joachim Gauck in einer Vielzahl von Reden aufgerüttelt, vielleicht sogar das Amt saniert. Am Samstag wird das Staatsoberhaupt 75 Jahre alt.

Die Liste der von Gauck angestoßenen Diskussionen ist beachtlich. Seine Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz im vergangenen Jahr, bei der er mehr deutsches Engagement in der deutschen Außenpolitik - notfalls auch militärisches - verlangte, stieß eine Debatte über friedensethische Fragen an. Vor allem Pfarrer aus der DDR-Bürgerrechtsbewegung, 1989 Gaucks Gleichgesinnte, kritisierten ihn. Aufgerüttelt hat der Bundespräsident auch, als er 2014 beim Flüchtlingssymposium von Kirchen und Nichtregierungsorganisationen der Asylpolitik "Selbstgerechtigkeit" vorwarf.

Kindheit ohne Vater

Die letzte größere, von ihm angestoßene Diskussion entzündete sich nach einer Aussage zur Landtagswahl in Thüringen, bei der die Linkspartei stärkste Kraft wurde und das rot-rot-grüne Bündnis, das nun im Freistaat regiert, sich bereits abzeichnete. "Menschen, die die DDR erlebt haben und in meinem Alter sind, die müssen sich schon ganz schön anstrengen, um dies zu akzeptieren", sagte er in einem Fernseh-Interview. Empörung der Linkspartei folgte. Einige Vertreter von SPD und Grünen warfen Gauck vor, seine Kompetenzen überschritten zu haben.

Es ging dabei um ein Thema, das wie kein zweites mit Gaucks Biografie verbunden ist: die DDR und ihre Einschränkung von Freiheit. Geboren ist Gauck am 24. Januar 1940 in Rostock. Seine Kindheit in Mecklenburg war überschattet vom Fehlen des Vaters. Der wurde nach dem Krieg von den Sowjets in einem sibirischen Arbeitslager interniert, wovon die Familie nichts wusste.

Bei der Gründung der Nordkirche dabei

Auch in der jungen Geschichte der Nordkirche hat Gauck seine Spuren hinterlassen: Er war beim Gründungs-Gottesdienst dabei, der zu Pfingsten 2012 im Ratzeburger Dom stattfand. Sein Manuskript legte er bei seiner Rede damals beiseite und sprach frei zu den Besuchern. Er stehe ohnehin nicht als Bundespräsident vor ihnen, sondern als Christenmensch. "Einmal Pastor – immer Pastor", sagte Gauck. Einen Besuch beim Hamburger Kirchentag im Mai 2013 ließ Gauck sich ebenfalls nicht nehmen. Er eröffnete die Veranstaltung bei einem Gottesdienst in der Hafencity und nahm an einer Diskussionsrunde zur Zukunft der Gesellschaft teil.

Schon früh, so schreibt es Gauck in seiner Autobiografie und so erklärt es auch sein früherer Sprecher Johann Legner in seinem neuen Buch, wurde Gaucks Ablehnung des kommunistischen Systems geprägt. Bis heute schwelt offensichtlich ein Argwohn gegen Russland, der sich in Gaucks Rede zum 75. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 1939 spiegelte. In Danzig kritisierte er mit deutlichen Worten Russlands Agieren im Konflikt mit der Ukraine.

"Gauck bringt ein Leben mit", sagte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel 2010 über Gauck, als dieser seine erste Bundespräsidenten-Kandidatur noch gegen Wulff verlor. Die Reden des Präsidenten, sein wichtigstes Instrument, beweisen das, wenn Gauck bei aktuellen Themen auf die dunklen Seiten der Geschichte verweist, mit Verve für Demokratie und Freiheitswerte wirbt. Der DDR-Oppositionelle, der nach der friedlichen Revolution erster Leiter der Stasiunterlagen-Behörde wurde, hat darin sein Lebensthema gefunden.

"Wir leben nicht in einem Paradies"

Wie ein roter Faden zieht sich dieses Anliegen durch die Amtszeit des früheren evangelischen Pastors. Kaum eine Gelegenheit lässt er ohne den Versuch vergehen, Nichtwähler aus ihrer Passivität herauszureißen und überzeugte Demokraten zum Weitermachen zu ermuntern. "Wer nur abseits steht und sich heraushält, wird zum beherrschten Objekt", warnte er am 9. Oktober 2014 in Leipzig. Drei Tage vorher der gleiche Appell bei der Auszeichnung Engagierter in Berlin: "Wir mögen in einem glücklich vereinten, freien, demokratischen Deutschland leben - aber eben nicht in einem Paradies, in dem wir es uns bequem machen können."

Erschüttert zeigte sich Gauck dann auch nach den Terroranschlägen von Paris, die er als Angriff auf die Meinungsfreiheit geißelte. "Euer Hass ist unser Ansporn", antwortete er auf der Mahnwache muslimischer Verbände auf die Gewalt der Terroristen. 

Schon in der nächsten Woche sitzt Gauck wieder in einer Podiumsdiskussion zum Thema. Die politischen Stiftungen laden wenige Tage nach Gaucks Geburtstag zu einer gemeinsamen Veranstaltung unter dem Titel "Demokratie und Freiheit" ein. Den Geburtstag selbst, so hieß es aus dem Präsidialamt, werde der Bundespräsident im privaten Rahmen mit Familie und Freunden feiern.

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