Globalisierung

EKD-Kulturchef: Freiheit des Geistes beim G20-Konzert in der Elbphilharmonie gefährdet

Hamburgs neues und sehr beliebtes Wahrzeichen, die Elbphilharmonie, wird am 7. Juli zum Hochsicherheitstrakt für die Staats- und Regierungschefs beim G20-Gipfel
Hamburgs neues und sehr beliebtes Wahrzeichen, die Elbphilharmonie, wird am 7. Juli zum Hochsicherheitstrakt für die Staats- und Regierungschefs beim G20-Gipfel© Maren Warnecke, Nordkirche

31. Mai 2017 von Maren Warnecke

Der EKD-Kulturbeauftragte Johann Hinrich Claussen hat eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Elbphilharmonie beim G20-Gipfel in Hamburg eingefordert. Am Abend des ersten Gipfelabends (7. Juli) wird das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter Dirigent Kent Nagano vor den Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer spielen. Ein "wirkliches Wahrzeichen" sollte aber auch "ein Verhältnis zur Wahrheit" haben - samt einer "ethischen Haltung", mahnt Claussen, langjähriger Hamburger Propst und Hauptpastor.

In einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Ausgabe 1. Juni) plädiert er für die Freiheit der Kunst und wendet sich direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Bundesregierung. "Bitte werft die Neunte Sinfonie von Beethoven mit ihrer Freuden- und Freiheitshymne nicht Autokraten zu Füßen, bloß weil sie so festlich ist", appellierte der Theologe. Schon ein kurzer Blick auf die G20-Gästeliste zeige die Probleme. US-Präsident Trump stehe "als Rechtspopulist und Repräsentant amerikanischer trash-culture für eine politisch gefährliche Kunstverachtung" und habe sich längst "als Feind der Freiheit" erwiesen. "Wie will man vor ihm mit ruhiger Hand den Geigenbogen führen?", fragt Claussen.

Claussen: Wichtigster Kunstraum Hamburgs keine Bühne der Mächtigen

Noch krasser liege der Fall bei Erdogan: "Die von ihm betriebene Abschaffung der Demokratie vollzieht sich als Verfolgung all derer, die für die Freiheit des Geistes eintreten: Journalisten, Wissenschaftler, Künstler." Claussen: "Wie will man vor ihm aus voller Brust singen, ohne an die türkischen Künstlerkollegen zu denken, die im Gefängnis sitzen?"

Musiker müssten "beweisen, dass sie wie alle Künstler, Wissenschaftler und Journalisten für die Freiheit des Geistes einstehen", so Claussen weiter. Zwar sei ein G20-Konzert auch eine "diplomatische Angelegenheit" - wie militärische Ehren oder prächtige Banketts. Aber die Elbphilharmonie sei keine Messehalle oder Rathaus, sondern "der wichtigste Kunstraum der Stadt". Dieser sollte nicht zur Bühne der Mächtigen dieser Welt werden und dazu dienen, ein „profanes diplomatisches Arbeitstreffen kulturell zu überhöhen“.

"Freude schöner Götterfunken" vor autokratischen Regierungschefs fehl am Platz

Es gelte, den Anspruch einzulösen, den Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) formuliert hatte: "Die Elbphilharmonie verkörpert als Haus für alle auch die Grundwerte der freiheitlichen, offenen und demokratischen Kultur moderner Gesellschaften." Claussen schlägt vor, für das Programm Komponisten auszuwählen, die einen Widerstand markieren. Der sowjetische Komponist Dimitri Schostakowitsch zum Beispiel, der Zeit seines Lebens unter dem stalinistischen Terror gezittert hat - was man seiner Musik auch anmerke.

In diesem Sinne solle sich die Elbphilharmonie  beim G20-Gipfel als "Wahrzeichen einer weltoffenen Bürgerkultur" erweisen, so Claussen. Damit könnte sie zeigen, dass es nicht immer nur um Sicherheit, sondern stets auch um Freiheit gehe.

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