Interview

Empfang zum Geburtstag - Bischof Magaard wird 60

Bischof Gothart Magaard
Bischof Gothart Magaard© Nordkirche

29. Oktober 2015 von Simone Viere

Schleswig. Gothart Magaard, Bischof für Schleswig und Holstein, feiert am Sonntag, 1. November, seinen 60. Geburtstag. Die Evangelisch-Lutherische in Norddeutschland wird Magaards Ehrentag mit einem Empfang um 17 Uhr im Dom zu Schleswig feiern. Landesbischof Gerhard Ulrich wird die Andacht halten, der Theologe und Religionspädagoge Fulbert Steffensky den Impulsvortrag "Was mein Bischof mich fragen sollte, wenn ich Pfarrer wäre".

Der Theologe ist bekannt für seine sachliche Gangart, wenn es darum geht, schwierige Aufgaben zu lösen. Wenn es die gesellschaftliche Situation etwa in der Flüchtlingsfrage betrifft, tritt Magaard entschieden auf und benennt klar, was er sich wünscht. Dabei sollen ihn die Worte des Engels aus der Bibel leiten: "Fürchtet Euch nicht." Das macht das Geburtstagskind im Interview mit der Evangelischen Zeitung deutlich. 

Evangelische Zeitung: Bischof Magaard, was wünschen Sie sich anlässlich Ihres Geburtstages für Ihre Kirche?

Gothart Magaard: Ich wünsche mir, dass wir furchtlos und zugleich aufmerksam durch die Zeit gehen. Dass wir uns miteinander durch Gebete, Lieder und das Hören auf das Wort Gottes in unserem Glauben stärken lassen. Dass unsere Kirchentüren und Herzen für alle Menschen offen sind, die dies wünschen. Und ich wünsche mir, dass wir auch angesichts des bevorstehenden Reformationsjubiläums von der Liebe Gottes zeugen, die uns die Freiheit schenkt, Verantwortung in dieser Gesellschaft zu übernehmen. Zugleich bin ich dankbar und freue mich darüber, dass ich in unserer Kirche als Bischof meinen Dienst tun darf.

Evangelische Zeitung: Was ist Ihr größter persönlicher Wunsch für Sie und Ihre Familie?

Gothart Magaard: Für meine Familie und mich wünsche ich mir neben Gesundheit vor allem, dass meine Frau und unsere vier erwachsenen Kinder weiterhin Zeiten finden, zusammenzukommen und das, was uns bewegt, miteinander zu teilen.

Evangelische Zeitung: Kommen wir zur gesellschaftspolitischen Situation, die durch die Flüchtlingsproblematik geprägt ist. Aus verschiedenen Richtungen wird der Ruf nach einer Begrenzung der Aufnahmen in Deutschland laut. Ihre Meinung dazu? Und: Was ist Ihr Wunsch hinsichtlich der Flüchtlinge in unserem Land?

Gothart Magaard: Die Bilder von Menschenströmen, die voller Verzweiflung und voller Hoffnung gen Europa ziehen, treiben mich um. Ich halte weder eine unbegrenzte Aufnahme aller Menschen für realistisch noch denke ich, dass wir Menschen durch Mauern und Zäune aus Europa fernhalten können. Und jegliche Anwendung von Gewalt wäre gänzlich inakzeptabel. Ich hoffe, dass es der Europäischen Union gelingt, die Fluchtursachen wirksam zu bekämpfen und eine gemeinsame humane Flüchtlingspolitik zu entwickeln.

Und ich hoffe, dass es gelingt, die hochemotionalen Debatten zu versachlichen, so schwer dies auch fällt. Die Menschen haben sich angesichts der unerträglichen Lebensbedingungen in ihren Heimatländern auf den Weg zu uns gemacht. Und so gilt es, einen Weg zu suchen, der ein gemeinsames Leben ermöglicht, ohne die einen gegen die anderen auszuspielen.

Ich wünsche mir, dass aus Flüchtlingen und Fremden Mitbewohner werden. Und für uns wünsche ich mir, dass wir auch heute die Worte des Engels aus der Bibel hören, der uns zuruft: "Fürchtet Euch nicht!"

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