Ernste Themen beim Sommerempfang der Nordkirche
07. Juli 2015
Schleswig. Ist die europäische Flüchtlingspolitik noch christlich? Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Albig hat seine Zweifel. Dieses ernste Thema sprach Albig beim Sommerempfang der Nordkirche an.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hat die europäische Flüchtlingspolitik kritisiert. Er tue sich schwer damit, diese Politik noch als christlich oder menschenwürdig zu bezeichnen, sagte Albig auf dem Sommerempfang der Nordkirche im Schleswiger Dom. Das Land Schleswig-Holstein habe nur wenig Einfluss darauf, dass Europa die Außengrenzen abriegele und im Mittelmeer mit Polizei statt mit Seenotrettung patroulliere, so der SPD-Politiker vor über 200 Gästen aus Politik, Gesellschaft, Kirchen, Kultur und Medien. Das nördlichste Bundesland wolle aber für die Menschen sorgen, "die die Festung Europa erreichen". Das sei nach seinem Verständnis "das Mindestmaß christlichen und anständigen Handelns", sagte Albig in Anwesenheit von Landesbischof Gerhard Ulrich.
Hatice Kara, Bürgermeisterin von Timmendorfer Strand, machte in ihrem Grußwort deutlich, dass Islam und Demokratie, Freiheit, Menschen- und Frauenrechte zusammenpassen. Timmendorfer Strand könne als Richtschnur dienen: "Wir leben ein vorbildliches Miteinander mit ausgeprägter Wertschätzung und Akzenten, die für eine neue Normalität stehen", sagte Schleswig-Holsteins erste muslimische Bürgermeisterin.
Gefährlich: der fundamentalistische Islam
Kara warf die Frage auf, warum dem radikalisierten, fundamentalistischen Islam eine öffentliche Deutungs-Hoheit für den Islam unterstellt werde. "Natürlich sind solche Auswüchse gefährlich, doch sie sind absolute Minderheits-Positionen und beleidigen die Mehrheit." Hatice Kara ist Mit-Initiatorin der Volksinitiative für einen Gottesbezug in der Landesverfassung Schleswig-Holsteins.
Der Schleswiger Bischof Gothart Magaard sagte, dass die Volksinitiative zum Gottesbezug generell ein Gewinn sei. Sie sei religionsverbindend und habe eine breite, teils kontroverse öffentliche Debatte ermöglicht.
Schleswig-Holsteins Landtag hatte im Oktober des vergangenen Jahres eine Formulierung für die Präambel der neuen Landesverfassung ohne Gottesbezug beschlossen. Daraufhin hatte sich eine Volksinitiative gegründet. Zu den Initiatoren gehören die beiden früheren Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) und Björn Engholm (SPD), Vertreter der Nordkirche, des Erzbistums, der Schura (Islamische Religionsgemeinschaften) und des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden.