"Es gibt den Glauben an einen rettenden Heiland"
26. August 2017
Die Fernsehserie "Game of Thrones" ist vor allem bekannt für ihre nervenaufreibenden Cliff-Hanger. Aber auch für biblische Motive? Die Hamburger Theologin Barbara Müller und der Historiker Christoph Dartmann haben das nun untersucht und im Sommersemester ein Seminar dazu gegeben.
So erinnere etwa der Befreiungszug der Drachenkönigin Daenerys durch die Wüste an Moses, sagte die Hamburger Professorin für Kirchengeschichte.
Glaube an den rettenden Heiland
"Die religiösen Themen sind aber alle ins Säkulare gewandt", betonte die Wissenschaftlerin. So gebe es zwar den Glauben an einen rettenden Heiland, aber dieser lebe im Hier und Jetzt. Auch ein Gericht oder ein Leben nach dem Tod gebe es in der Serie nicht, erläuterte Müller. "Der Tod ist allgegenwärtig, aber es gibt kein Denken ans Jenseits." Zudem zeigten die Protagonisten trotz vieler gewaltvoller Morde kaum Schuldgefühle. "Der mittelalterliche Mensch hätte Angst vor dem jüngsten Gericht gehabt." Die Serie läuft seit 2011 bei dem US-Kabelsender HBO. Sie basiert auf der Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin.
Religion als Machtstruktur
Religion an sich spiele bei "Game of Thrones" eher eine untergeordnete Rolle, sagte die Theologin. "Es gibt diverse Religionen und Kulte, aber die sind eher Mittel zum Zweck." Als Beispiel nannte sie die religiöse Bewegung der "Spatzen" in "Königsmund", die eher das soziale Netz und die Macht suchten als Spiritualität. Oftmals werde Religion sogar eher negativ dargestellt, etwa durch die fundamentalistische gewaltvolle Herrschaft der "Spatzen".
Jeder hat das Recht auf seine eigene Religion
Gleichzeitig gibt es Müller zufolge in der Serie eine große Sehnsucht nach dem Guten. Der Gegensatz zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Dunkel, Winter und Sommer wirke wie eine "überinstitutionelle Religion": "Wie ein archaisch religiöses Bedürfnis, das sich die gesamte Geschichte hindurchzieht." Auffällig sei, dass in der Welt von "Game of Thrones" Religionsfreiheit herrsche, erläuterte sie. Egal ob "Glauben der Sieben", "Die Alten Göttes des Waldes" oder "Der Ertrunkene Gott": "Jeder hat das Recht auf seine eigene Religion."