Vielfalt leben, Flagge zeigen

Es ist Regenbogen-Monat: Auch im Norden startet die CSD-Saison mit Kirchen und Gemeinden

Der Nordkirchen-Truck im August 2024: Bei strahlendem Wetter ging es durch die Innenstadt mit Musik und Tanz.
Der Nordkirchen-Truck im August 2024: Bei strahlendem Wetter ging es durch die Innenstadt mit Musik und Tanz.

17. Juni 2025 von Inke Pohl

Regenbogen-Flaggen flattern an Kirchtürmen, offene Dom-Türen für spontane Segnungen, bunte Trucks in Innenstädten: Im Juni ist Pride-Month. Unsere Kirche ist an vielen Orten mittendrin, feiert Leben, Liebe und Vielfalt. Ein sichtbaren Zeichen gegen Diskrimierung und dafür, dass vor Gott alle Menschen gleich sind.

Bunt. Queer. Wir: Nordkirche. Alles über unser Engagement rund um die CSDs

Der Monat Juni ist der „LGBTIQ*-Pride-Month“, der den Rechten und der Würde von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen, Intergeschlechtlichen und allen queeren Menschen gewidmet ist und sie feiert.

Der Weg dorthin war lang und steinig, doch seit vielen Jahren schon werden die vielen öffentlichen Aktionen wie Demonstrationen, Trucks und gehisste Regenbogen-Flaggen unterstützt.

Hintergrund: Geschlechtergerechtigkeit in der Nordkirche

Geschlechtergerechtigkeit ist in unserer Kirchenverfassung verankert:  Die Nordkirche hat sich in Beschlüssen und eigenen Gesetzen dazu verpflichtet, das gleichberechtigte Zusammenleben von Menschen zu fördern. Laut Artikel 1, Absatz 8 der Kirchenverfassung verpflichtet sich die Nordkirche, ein von Gleichberechtigung bestimmtes Zusammenleben zu fördern. Bereits 2019 bekannte sich die Landessynode dazu, Diskriminierung abzubauen und Vielfalt zu stärken, 2023 folgte ein Gesetz zur Geschlechtervielfalt.

Bischöfin Steen: Seid Menschen!

In Rendsburg am kommenden Samstag, den 21. Juni, startet in unserer Kirche die CSD-Saison: Die queere Community feiert zum Abschluss der Demonstration in der Rendsburger Kirche einen Gottesdienst, unter anderem mit Bischöfin Nora Steen.

Das diesjährige Motto des Gottesdienstes lautet „Mensch, lieb doch mal“ - mit Popsongs zum Hören und Mitsingen. Paare und Familien können sich einzeln oder gemeinsam segnen lassen.

Bischöfin Nora Steen sagte vorab: „Das Recht auf Liebe ist ein schlichter und zugleich essenzieller Grundsatz unser aller Leben und unseres Miteinanders. Mein wichtigstes Anliegen: Seid Menschen. Sprecht einander eure Liebe nicht ab!"

Auch negative Erfahrungen von queeren Menschen

Pastorin Nadine Heynen wird mit dem Segensrad des Kirchenkreises den Tag begleiten. „Wir wohnen als queeres Ehepaar im Pastorat, erfahren jeden Tag die Offenheit der Kirche und sehen es als großes Geschenk, die eigenen Erfahrungen der Annahme und Akzeptanz mit anderen zu teilen“, berichten Claudia und Nadine Heynen.

Pastorin Claudia Heynen (links) und Diakonin Sabine Klüh segneten die Menschen, die das gerne wollten.
Pastorin Claudia Heynen (links) und Diakonin Sabine Klüh segneten in Rendsburg die Menschen, die das gerne wollten.© Susanne van den Bergh

Das Ehepaar weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist: „Leider haben viele queere Menschen in der Vergangenheit und teils bis heute, negative Erfahrungen mit Kirche gemacht, durch Ausgrenzung, Schweigen oder offene Ablehnung. Umso wichtiger ist es, dass Kirche heute sichtbar und an der Seite von LGBTQ+ Menschen steht und laut sagt: Gott liebt Dich, so wie Du bist."

Kirche muss raus gehen an Orte und zu den Menschen, die diese Werte fordern und teilen. Der CSD ist genau solch ein Ort.

"Wir alle sehnen uns danach, ganz und gar angenommen zu sein"

Am 13. Juli wird ein bunter CSD in Kiel gefeiert. Hier bietet im Anschluss an die Parade Tash Hilterscheid um 17 Uhr einen Gottesdienst in der Ansgarkirche an. „Das  Zusammenkommen in der Kirche  - um 17 Uhr am Tag danach, also gut ausgeschlafen - ist immer ein besonderer Moment." Und weiter:

Wenn ich zur persönlichen Segnung einlade, wird spürbar, wie sehr wir uns danach sehnen, ganz und gar angenommen zu sein.

Tash Hilterscheid ist zuständig für queersensible Bildungsarbeit in unserer Kirche. Als queere Person erlebt Tash Hilterscheid selbst, wie sich Benachteiligung und Ausgrenzung anfühlt. "Ich möchte mit diesem Gottesdienst zeigen, dass unsere Kirche gerade für diejenigen, die sich bedroht fühlen, kraftspendende Rituale bietet und ein sicherer Ort für alle Menschen sein sollte.“

Andachten vor oder nach den Paraden sind eine schöne Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Pfarrperson Tash Hilterscheidt lädt regelmäßig dazu ein. Hier ist sie in Kiel vor dem Winter-CSD 2024.© Frauenwerk Nordkirche

Die Pfarrperson kennt viele Personen, die angesichts des zunehmenden Rechtsextremismus mehr Angst verspüren. „Es ist jetzt so wichtig, beim CSD dabei zu sein und ein Zeichen zu setzen für Solidarität und Gleichstellung aller Menschen,  gerade weil der politische Wind rauer wird.“

Viele Aktion im Pride-Month in der gesamten Nordkirche

  • Samstag, 21. Juni, in Rendsburg: Beim Rendsburger CSD ist ein Segensfahrrad unterwegs, Bischöfin Nora Steen predigt im Regenbogen-Gottesdienst.
  • Samstag, 28. Juni, in Schleswig: Erstmals findet hier ein CSD statt, bei der Eröffnung können sich Menschen unter freiem Himmel segnen lassen.
  • Sonntag, 13. Juli, in Meldorf: Ebenfalls zum ersten Mal eröffnet ein CSD-Gottesdienst im Meldorfer Dom die Queere-Westküsten-Woche, die besonders im ländlichen Raum Voruteilen gegenüber queeren Menschen abbauen soll.
  • Sonntag, 13. Juli, in Kiel: Gottesdienst im Anschluss an den CSD in der Ansgarkirche.
  • Freitag, 18. Juli, in Rostock: Am Vorabend des CSD in Rostock wird in der Marienkirche ein Gottesdienst von und mit Propst Dirk Fey und der Evangelischen Studierendengemeinde gefeiert.
  • Samstag, 16. August, in Lübeck: "Nie wieder still" ist das Motto in Lübeck. Die Kirche ist auf dem Markt der Vielfalt am Rathaus ab 10 Uhr mit dabei. In St. Marien gibt es die Möglichkeit, sich von Pastor:innen ab 15 Uhr segnen zu lassen. Erstmals wird es einen "Queer & Quiet Space" im angrenzenden Marienwerkhaus geben. Dort können Besuchende einen Moment Ruhe finden oder mit Seelsorgenden ins Gespräch kommen.

Viele weitere Aktionen zu den CSDs auf dem Gebiet der Nordkirche finden Sie hier auf unserer Karte.

CSD 2024 Team von Churchy Queer Presence
Das Team der "Churchy queer presence" vor der Hauptkirche St. Petri hatte 2024 viel Zulauf: „Viele Segnungen, viele Gespräche“, bilanziert Steffen Paar, Propst im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf, gutgelaunt. © Inke Pohl, Junge Nordkirche

Das Highlight in Hamburg: Der große Truck auf der Pride-Parade

Der größte Christopher Street Day im Norden wird am 2. August in Hamburg gefeiert: Hunderttausende mit mehr als 150 Trucks sind jedes Jahr in der Innenstadt unterwegs und feiern ein buntes Fest für Liebe und Toleranz.

"Bunt. Queer. Wir: Nordkirche" lautet seit vielen Jahren das Motto zum Christopher-Street-Day. Auch auf den Trucks unserer Kirche darf es nicht fehlen.

Auch in diesem Jahr rollt wieder ein Truck unserer Kirche mit. Unter dem Motto „Vielfalt ist ein Segen - Diskriminierung beeenden! Bunt.Queer.Wir: Nordkirche" wird sie sich als offene und liberale Kirche zeigen, die die Vielfalt feiert, liebt und lebt. 

So schön war der CSD 2024 in Hamburg und Rostock: Hier unser Video

Vor der Hauptkirche St. Petri gibt es zudem eine „churchy queer presence“  mit Gesprächsangeboten und der Möglichkeit, sich segnen zu lassen.

Hintergrund: Der Christopher Street Day

Der Christopher Street Day (CSD) erinnert an den Widerstand von Homosexuellen und anderen queeren Minderheiten  am 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street gegen Willkür und Gewalt der Polizei. Die CSD-Demonstrationen in Deutschland finden nicht genau am historischen Datum statt, sondern an diversen Wochenenden im Sommer.

Der Juni ist als "LGBTQI*-Pride-Month dem Stolz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, transgender, intergeschlechtlichen und allen queeren Menschen gewidmet. 

 

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