Studien

Frauenquote: Unternehmen müssen noch viel tun

Wer bekommt den Job? Noch haben zu oft die Frauen das Nachsehen
Wer bekommt den Job? Noch haben zu oft die Frauen das Nachsehen© Pixel / Fotolia

19. Mai 2015 von Timo Teggatz

Berlin. Nur ein Viertel der Unternehmen erfüllt bislang die künftige Frauenquote für Aufsichtsräte. Widerstand wird wohl vor allem von mittleren Unternehmen kommen. Doch es gibt auch positive Beispiele.

Die deutschen Unternehmen müssen noch viel tun, um den Frauenanteil in Spitzenpositionen zu erhöhen. Aus drei aktuellen Studien, die in Berlin vorgestellt wurden, geht hervor, dass drei Viertel der Unternehmen die ihnen künftig gesetzte 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte nicht erfüllen. Die Daten zeigen zudem, dass es in 375 öffentlichen Unternehmen nicht besser aussieht. Auch dort ist nicht einmal jeder vierte Posten in den Aufsichtsgremien mit einer Frau besetzt.

Aus allen dreien der "Women-on-Board"-Indizes der Initiative "Frauen in die Aufsichtsräte" (FidAR) geht hervor, dass sich der Frauenanteil in Spitzenpositionen weiterhin nur langsam erhöht. FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow erwartet die größten Widerstände bei den mittleren Unternehmen. Sie müssen sich selbst Ziele setzen, um den Frauenanteil in Vorständen, Aufsichtsräten und den beiden Führungsebenen darunter zu erhöhen. Um die Erfüllung der 30-Prozent-Quote in den rund 100 größten Konzernen mache sie sich hingegen keine Sorgen, sagte Schulz-Strelow.

Henkel und Bahn machen's vor

FidAR hat die jüngsten Rankings mit Unterstützung der Bundesregierung erstellt. Seit 2011 misst die Initiative den Frauenanteil in Führungspositionen regelmäßig. In den vergangenen fünf Jahren hat er sich in den Aufsichtsräten auf knapp 20 Prozent verdoppelt, ebenso in den Vorständen. Dort liegt er aber immer noch bei nur 5,4 Prozent. Und noch immer sitzt in einem Fünftel der Führungsgremien keine einzige Frau.

Spitzenreiter beim Frauenanteil in Aufsichtsräten ist die Henkel-AG mit knapp 44 Prozent, gefolgt von der Deutschen Post und der Münchner Rück mit jeweils 40 Prozent. Bei den Unternehmen mit Bundes-, Landes- oder kommunaler Beteiligung zeigt sich am Beispiel der Deutschen Bahn, dass der politische Druck bereits gewirkt hat. War Anfang 2014 von 20 Aufsichtsräten nur einer eine Frau, waren es am 1. Mai dieses Jahres bereits sechs, womit die Bahn die 30-Prozent-Quote erfüllt.

Schwesig: Ohne politischen Druck passiert nichts

Seit Anfang Mai gilt das Gesetz zur 30-Prozent-Quote in den Aufsichtsräten von 101 börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen. Sie muss ab 2016 bei jeder Neubesetzung berücksichtigt werden, bis sie erreicht ist. Betriebe, die entweder an der Börse oder mitbestimmungspflichtig sind, müssen sich Zielvorgaben setzen, bis wann sie welchen Frauenanteil in den Führungsetagen und den Management-Ebenen darunter erfüllen wollen. Dazu haben sich den aktuellen Studien zufolge die meisten Unternehmen noch nicht durchringen können. Nur ein Prozent derer, die jetzt gesetzlich verpflichtet sind, hat überhaupt ein Planungsziel für den Frauenanteil im Vorstand, 60 Prozent haben solche Ziele immerhin für den Aufsichtsrat.

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) wertete die Zahlen als Beleg, dass die Einführung der Quote notwendig war. Ohne politischen Druck passiere nichts, sagte sie. Der Veränderungsdruck wirke auch in den Unternehmen mit Bundesbeteiligung, sowie auf Länderebene und in den Kommunen, wobei die Kommunen schon heute am besten dastünden, sagte sie.

Die Umsetzung der Frauenquote soll intensiv begleitet werden. 2017 will Schwesig dem Bundestag einen Bericht vorlegen. Schulz-Strelow kündigte an, mit den "Women-on-Board"-Indizes regelmäßig Fortschritte und Rückschritte bei der Erhöhung des Frauenanteils in den Führungsetagen zu dokumentieren. Sie bescheinigte den Unternehmen eine höhere Sensibilität bei dem Thema. Viele hätten bereits einen relativ hohen Frauenanteil unterhalb der Aufsichtsrats- und Vorstandsebene und versuchten, diesen systematisch zu steigern.

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