Freiwillige aus Uruguay: "Molfsee ist viel ruhiger als Montevideo"
16. April 2019
Es ist das erste Mal. Für Beide. Camila ist zum ersten Mal in Deutschland. Die 18-Jährige aus Uruguay absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und arbeitet im Kindergarten Schulensee (Gemeinde Molfsee). Für den Kirchenkreis Altholstein ist Camila Ferreiro Pintos die erste Freiwillige aus Lateinamerika
"Es ist ruhig hier, ganz schön ruhig", findet Camila. "Klar, Molfsee ist ein Dorf, aber selbst Kiel und Neumünster kommen mir ruhig vor. Die Leute verhalten sich auch so leise." Im Vergleich dazu würden die Menschen auf den Straßen Montevideos, ihrer Heimatstadt, schon fast schreien. Typisch lateinamerikanisch eben, meint Camila.
Vor gut einem Monat hat sie im Kindergarten der Kirchengemeinde Schulensee angefangen. Noch spricht sie kaum Deutsch. "Wenn ich mit den Kindern spiele, ist das schon schwierig. Aber auf irgendeine Weise verstehen sie mich dann doch", erzählt Camila. Oder umgekehrt. Da deutet ein Junge mit dem Finger und klärt Camila auf: "Guck mal, das ist ein Regal."
"Große Bereicherung, dass Camila da ist"
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man im Kindergarten neben der Thomaskirche schon Erfahrung mit Mitarbeitern aus Lateinamerika hat. Neben Camila ist dort Osmin Ruiz Hernandez seit vier Jahren als Sozialpädagogischer Assistent tätig. "Da fließt immer mal ein spanisches Wort ein und bleibt bei den Kindern hängen", erklärt der junge Mann, der ursprünglich aus Nicaragua stammt. Mal spricht er ein Tischgebet auf Spanisch oder die Jungen und Mädchen zählen in der Fremdsprache spielerisch von eins bis zehn.
"Das hat einen hohen Lernwert für die Kinder", weiß Erzieherin Stefanie Luhmann. "Wir versuchen, das in den Alltag zu integrieren und empfinden es als große Bereicherung, dass Camila jetzt da ist."
Für Camila ist es oberstes Ziel, Deutsch zu lernen und zwar so, dass sie sich gut verständigen kann. Im Mai beginnt der offizielle Sprachkurs, bis dahin nimmt sie Privatstunden. Dass sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Deutschland absolviert, ist eher Zufall. Im Angebot waren die Nachbarländer Argentinien, Paraguay sowie Deutschland: "Die Freiwilligen, die ich kenne, haben sich alle für Deutschland entschieden - ich auch."
Dass Camila bei der Kirche gelandet ist, ist eher speziell. Denn obgleich sie in Uruguay eine kirchliche Schule besucht hat: "Meine Familie war nie gläubig, überhaupt nicht. Gottesdienste kannte ich gar nicht." Am Anfang sei sie sich da schon etwas komisch vorgekommen. "Aber jetzt beginnt etwas Neues, und das gefällt mir", sagt Camila.
Ökumenische Arbeitsstelle des Kirchenkreises als weitere Station
Neu ist für die 18-Jährige auch die Ökumenische Arbeitsstelle des Kirchenkreises Altholstein. Zum Sommer fängt die Uruguayerin in Neumünster bei Silke Leng an: "Wir werden dann gemeinsam Bildungsangebote zum Beispiel für Schulen, für Konfirmandinnen und Konfirmanden entwickeln", freut sich die Diakonin. Es könnte um die Folgen des Klimawandels am Beispiel Uruguays gehen, um Kolonialgeschichte oder um Bilder, die man vom Anderen im Kopf hat. Doch Leng zeigt sich offen: "Camila soll gerne ihre eigenen Vorstellungen einbringen."