Alternative Nutzung

Friedhöfe sollten Orte der Begegnung bleiben

Erdgräber werden seltener. Mit dem Trend zur Urne drohen den Friedhöfen jedoch auch finanzielle Einbußen. Um sie als öffentliches Gut zu erhalten, braucht es deswegen innovative Nutzungsideen.
Erdgräber werden seltener. Mit dem Trend zur Urne drohen den Friedhöfen jedoch auch finanzielle Einbußen. Um sie als öffentliches Gut zu erhalten, braucht es deswegen innovative Nutzungsideen. © Mariusz Zysk, iStock

12. Januar 2021 von Susanne Lohse

Die Bestattungskultur ändert sich: Erdgräber sind auf dem Rückzug, im Trend liegen Urnen. Das bedeutet auch weniger Einnahmen. Doch wie kann der Parkcharakter vieler Friedhöfe vor diesem Hintergrund erhalten werden?

Noch bestehen die meisten Parkfriedhöfe überwiegend aus Erdgräbern. Doch das ändert sich gerade. Um die Friedhöfe als öffentliche Erholungs- und Gedenkstätten zu erhalten, regt  Angela Rinn, Heidelberger Privatdozentin für evangelische Theologie, deshalb an, über alternative Nutzungsmöglichkeiten nachzudenken. 

Friedhöfe sind ein Stück Stadtgeschichte

Schon als Kind sei sie mit ihrer Großmutter über den Friedhof gegangen und habe dabei viel über die Menschen erfahren, die dort begraben waren. Insofern sei ein Friedhof mehr als nur ein Ort, an dem Beisetzungen stattfinden. Vor allem Parkfriedhöfe seien Erinnerungsorte einer Stadt und ihrer Geschichte, sagt die Theologin.

Parkfriedhöfe sind nach dem Vorbild englischer Parks von Gärtnern und Friedhofsplanern angelegte Friedhöfe. Geschwungene Wege, Grünflächen, rund 3000 hundertjährige Bäume laden etwa auf dem Bergfriedhof in Heidelberg und dem Karlsruher Hauptfriedhof zum Verweilen ein. "Friedhöfe sind hochwertige Grünflächen", betont der Leiter des Forst- und Bestattungsamtes Karlsruhe, Matthäus Vogel.

Preisentwicklung beschleunigt Urnentrend

Die ersten Parkfriedhöfe nach dem Vorbild englischer Gärten entstanden im 19. Jahrhundert. Der größte Parkfriedhof ist mit 389 Hektar der Hamburger Friedhof Ohlsdorf, der vielleicht bekannteste ist der Friedhof Père Lachaise in Paris. Auf ersterem sind etwa Nobelpreisträger Gustav Hertz und Altkanzler Helmut Schmidt bestattet. Auf letzterem Persönlichkeiten wie der Dichter Molière, die Rockikone Jim Morrison oder der Komponist Frédéric Chopin.

Der Altbestand der Parkfriedhöfe sind bis heute überwiegend Erdgräber. Doch das könnte sich ändern. Ein Grund dafür könnte der Preis sein. Ein Urnengrab kostet in vielen Kommunen deutlich weniger als ein Erdgrab. Doch "gerade die alten Erdgräber prägen den Charakter des Friedhofs", gibt Matthäus Vogel, Leiter des Forst- und Bestattungsamtes Karlsruhe, zu bedenken. Sie zu pflegen sei eine Aufgabe auch nach Ablauf der Liegezeit. Vogel fordert deshalb, dass der Preis für ein Grab nicht an der Fläche bemessen wird. 

Kulturgut statt Privatsache

Und der Friedhofsleiter geht sogar noch einen Schritt weiter. Er würde sich wünschen, dass Friedhöfe von der Kommunalpolitik mehr als kulturelles Gemeingut denn als Privatsache betrachtet würden. "Ich meine, ein Friedhof sollte einen Status bekommen wie eine Straße, eine Schule oder eine kulturelle Einrichtung", findet Matthäus Vogel.

Anders als etwa ein Theater werde der Friedhof in Karlsruhe beispielsweise nur zu 20 bis 30 Prozent subventioniert, das Theater mit 70 Prozent. Jeder Friedhof müsse somit den Großteil seiner Gelder privat erwirtschaften. Dass die Gebühren dafür nicht ausreichen, weiß auch Wolfgang Becker. Der jährliche Zuschuss für das "Juwel" Bergfriedhof betrage eine höhere sechsstellige Summe.

Doch nicht nur der Preis drängt die Menschen zu vermehrten Urnenbestattungen. Vielen aus der jungen Generation sei auch die Grabpflege eine Last, andere suchten nach neuen Bestattungsformen wie Wiesen- oder Waldbestattungen, Gebirgswasser- oder Luftfreisetzungsbeisetzungen. 

Cafés und Kinderbereich denkbar

Um Parkfriedhöfe auch in Zukunft als lebendige Orte der Trauer und der Begegnung zu wahren, schweben der Seelsorgerin Angela Rinn verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vor. "Ich kann mir Cafés, einen Bereich für Kinder und, ja, auch einen Demenzgarten vorstellen", sagt sie. Die Menschen dächten oft nur individualistisch, wie sie selbst beerdigt werden wollten. Es gebe aber Dinge, die alle angingen, so Rinn: "Ich meine, wenn der Friedhof verschwindet, wäre das ein großer Verlust."

Mit einem Lebensgarten und dem ersten Kinderspielplatz zwischen den Gräbern, muslimischen und orientalischen Themenfeldern und Konzerten haben der Hauptfriedhof Karlsruhe und der Bergfriedhof Heidelberg den Weg für eine Zukunft der Parkfriedhöfe bereits beschritten. 

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