Friedhofsgeschichte per Smartphone entdecken
11. Januar 2019
Da hat sich die Gemeinde etwas einfallen lassen: Auf dem Friedhof der Schifferkirche in Arnis an der Schlei wird Geschichte via Smartphone lebendig.
Denn die Gemeinde hat neben zehn Grabsteinen QR-Codes installiert, die Besucher mit ihrem Smartphone einscannen können. In zehn Audio-Beiträgen können sie sich so die Geschichte rund um die Bestatteten anhören, zu denen viele Seeleute und Kaufleute aus dem 19. Jahrhundert gehören - somit gibt es in Arnis "Sprechende Steine".
Geschichten von Seefahrern und Schiffshökern
So erzählt ein Beitrag etwa von dem 1841 geborenen Schiffshöker Hans Heinrich Matthiesen. Er steuerte stets ab Frühjahr, wenn Schlei und Ostsee wieder eisfrei waren, seine Jacht "Pegasus" zu den Häfen in Dänemark, Schweden und Norwegen, um selbst hergestellte Waren wie Wurst und Schinken, Butter und Käse zu verkaufen. Das Geschäftsmodell kopierten andere Arnisser Bürger mit Erfolg - um 1860, so der Audiobeitrag, waren immerhin 90 Segelschiffe in Arnis beheimatet. 1881 starb Matthiesen schließlich den Seemannstod. Sein Schiff sank in der Nordsee.
Idee stammt vom Kirchenbauverein
Die Idee zu den "sprechenden Steinen" entstand im Arnisser Kirchenbauverein. Ziel sei es, den Friedhof für Einheimische und Touristen populärer zu machen, sagt der Historiker und Initiator Nicolaus Schmidt. Das Schicksal der dort bestatteten Fischer, Kaufleute, Soldaten und Honoratioren der Stadt sei schließlich oft eng verbandelt mit der Geschichte der Stadt an der Schlei.
Arnis ist mit seinen knapp 300 Einwohnern zwar die kleinste Stadt Deutschlands, aber bei Touristen sehr beliebt. Das Land Schleswig-Holstein förderte die Initiative nicht zuletzt deshalb auch mit knapp 4.000 Euro.