Gedenkstunde im Bundestag

Gauck: „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz“

Jedes Jahr am 27. Januar gedenkt der Bundestag der Opfer des Holocaust (Archivfoto)
Jedes Jahr am 27. Januar gedenkt der Bundestag der Opfer des Holocaust (Archivfoto)© epd-Bild

27. Januar 2015 von Timo Teggatz

Berlin. Vor 70 Jahren wurde Auschwitz befreit. Daran hat der Bundestag bei einer Gedenktstunde erinnert. Bundespräsident Gauck warnte in seiner Rede davor, einen Schlussstrich zu ziehen: „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz.“

Bundespräsident Joachim Gauck hat davor gewarnt, die Verbrechen der Nationalsozialisten zu vergessen. Bei einer Gedenkstunde im Bundestag in Berlin sagte das Staatsoberhaupt: "Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz." Die Erinnerung an den Holocaust bleibe eine Sache aller Bürger, die in Deutschland lebten. An der Veranstaltung zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 70 Jahren und zum Holocaust-Gedenktag nahmen unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsident Volker Bouffier (beide CDU), die Spitzen der Verfassungsorgane sowie Überlebende teil.

Gauck unterstrich, in Deutschland trügen alle Verantwortung dafür, welchen Weg das Land gehen werde. "Solange ich lebe, werde ich darunter leiden, dass die deutsche Nation mit ihrer so achtenswerten Kultur zu den ungeheuerlichsten Menschheitsverbrechen fähig war", sagte Gauck. Selbst eine überzeugende Deutung des schrecklichen Kulturbruchs wäre nicht imstande, "mein Herz und meinen Verstand zur Ruhe zu bringen". Aus dem Erinnern ergebe sich ein Auftrag: "Schützt und bewahrt die Menschlichkeit."

Zugleich appellierte das Staatsoberhaupt, sich jeder Art von Ausgrenzung und Gewalt entgegenzustellen und "jenen, die vor Verfolgung, Krieg und Terror zu uns flüchten, eine sichere Heimstatt bieten". Gauck sollte am Nachmittag Deutschland bei einer Gedenkfeier in Auschwitz vertreten. Am Ort des Verbrechens wollten rund 300 Überlebende sowie Staats- und Regierungschefs aus rund 40 Ländern der Opfer des Holocaust gedenken.

Verantwortlich für den Umgang mit der Vergangenheit

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erklärte im Bundestag, die Nachgeborenen seien für die Vergangenheit nicht verantwortlich, wohl aber für den Umgang mit dieser Vergangenheit. Es gelte, staatlich angeordnete und organisierte Verbrechen "nirgendwo" und "an keinem Platz der Welt" wieder geschehen zu lassen. Die Deutschen müssten sich im Bewusstsein ihrer historischen Verantwortung den drängenden humanitären Herausforderungen der Gegenwart stellen.

Auschwitz stehe als Synonym für den "historisch beispiellosen industrialisierten Völkermord" und dafür, was Menschen Menschen antun könnten, sagte Lammert. Dem europaweiten Vernichtungskrieg der Nazis, den Ghettos und Lagern sei die Ausgrenzung eines Teils der Bevölkerung vorangegangen, "für alle sichtbar, die sehen wollten", erinnerte er. Lammert schloss in das Gedenken an die Opfer auch diejenigen ein, die den Nazis Widerstand geleistet hatten, sowie die Menschen, die "vom Trauma des Überlebens gezeichnet" seien. Er forderte die Jüngeren auf, den noch Überlebenden zuzuhören und dadurch zu "Zeugen der Zeugen" zu werden und die Erinnerung weiterzutragen.

Gedenktag gesetzlich verankert

Musikalisch umrahmte das Gedenken der Klarinettist Ib Hausmann. Er spielte aus dem Stück "Quatour pour la fin du temps" ("Quartett für das Ende der Zeit") des französischen Komponisten Olivier Messiaen (1908-1992), der 1940 als Kriegsgefangener in einem Lager bei Görlitz interniert wurde. Dort schloss er das Quartett ab, das im Januar 1941 in der Theaterbaracke des Lagers uraufgeführt wurde.

Der Holocaust-Gedenktag ist seit 1996 gesetzlich verankert. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee Auschwitz. Dort hatten die Nationalsozialisten rund 1,1 Millionen Menschen ermordet. Insgesamt kamen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis rund sechs Millionen Juden ums Leben. Ziel war die Vernichtung des europäischen Judentums. Zu den Verfolgten zählten auch Sinti und Roma, Homosexuelle sowie Oppositionelle.

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