Gedenkstätte Torgau vereinbart Zusammenarbeit mit Hamburger Hochschule
25. Juni 2012
Torgau/Hamburg. Die Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie in Hamburg und die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau in Sachsen wollen künftig enger zusammenarbeiten. Dabei sollen unter anderem vergleichende Forschungsansätze zum Thema Heimerziehung und Pädagogik in der DDR und in der alten Bundesrepublik entwickelt werden, sagte der Rektor der Hamburger Hochschule, Andreas Theurich, nach einem Besuch des ehemaligen Jugendwerkhofes in Torgau.
An dem Treffen nahmen auch Betroffene und Experten der DDR-Heimerziehung sowie der sächsische Stasi-Landesbeauftragte Lutz Rathenow teil.
Anlass für das Treffen in der heutigen Gedenkstätte war die seit dem Frühjahr laufende Diskussion über die kommentarlose Veröffentlichung eines Textes des einstigen DDR-Jugendhilfefunktionärs Eberhard Mannschatz (84) zur Heimerziehung in der DDR in einem Fachbuch der Hochschule. Theurich hat die kommentarlose Veröffentlichung des Mannschatz-Artikels inzwischen bedauert.
Fachtagung zur DDR-Heimerziehung in Hamburg geplant
Rathenow sagte nach dem Treffen in Torgau dem epd, er hoffe, dass die geplante Zusammenarbeit mit der kirchlichen Hochschule in Hamburg Impulse für Forschungsvorhaben auch in anderen Hochschulen geben werde. So ist für November in Hamburg eine Fachtagung zur DDR-Heimerziehung geplant. Außerdem sollen Zeitzeugen zu Seminaren in die Hochschule eingeladen werden, hieß es. Künftig wollen sich Hochschule und Gedenkstätte bei Forschungsvorhaben gegenseitig unterstützen und vergleichende Perspektiven entwickeln. Das Treffen sei ein sicheres Zeichen von Dialogbereitschaft, sagte Rathenow weiter. Torgau habe im DDR-Erziehungssystem einen "spezifischen Platz" eingenommen.
Neue Wanderausstellung zur DDR-Heimerziehung
Die Leiterin der Gedenkstätte in Torgau, Gabriele Beyler, sprach von einem konstruktiven Gespräch mit den Vertretern der Hamburger Hochschule. "Es war Zeit, persönlich ins Gespräch zu kommen", sagte sie. Beyler kündigte an, die im April erstmals präsentierte Wanderausstellung zu DDR-Heimerziehung auch in Hamburg zu zeigen. Ein Termin stehe aber noch nicht fest.
Der strittige Text von Mannschatz, ein Vortrag aus dem Jahr 1995, ist in dem 2001 erschienenen Fachbuch von Hochschul-Professor Timm Kunstreich, "Grundkurs Soziale Arbeit. Sieben Blicke auf Geschichte und Gegenwart Sozialer Arbeit", veröffentlicht. Mannschatz wird als Theoretiker und Funktionär der DDR-Jugendhilfe heute von Opferverbänden für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht. Zudem gilt er als der geistige Vater des berüchtigten "Jugendwerkhof Torgau".