30. Mai 2015 | Schönberg

Gott umgibt uns wie das Wasser die Fische

30. Mai 2015 von Andreas von Maltzahn

Andacht zum Tag der Fördervereine und Spender, Predigt zur Acta/Apostelgeschichte 17, 2-28

Liebe Gemeinde!

Die Lesung dieses Morgens führt uns nach Athen. Der Apostel Paulus besucht diese Stadt und ist erstaunt von der Vielzahl der Götterstatuen. Er kommt mit Anhängern unterschiedlicher Weltanschauungen ins Gespräch. Mit Epikureern und Stoikern diskutiert er. Ein spannendes Gespräch zwischen Glaube und Philosophie entspinnt sich. Schließlich führen ihn die Athener auf den Areopag. Auf diesem Platz soll er seine Lehre erklären.

22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer, Menschen von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt.

23 Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde,  wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.

25 Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen, wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Atem und alles gibt.

26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und  er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen,

27 damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr,  er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.

28 Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.

Paulus hatte es in Athen mit Menschen zu tun, deren Welt voller Götter war. Um in dieser Vielfalt keinen zu übersehen, hatten sie „dem unbekannten Gott“ ein eigenes Heiligtum gebaut. Das war ungefähr so, wie wenn wir überlegen, für welches Risiko des Lebens wir noch keine Versicherung abgeschlossen haben. Heutzutage von der Unbekanntheit Gottes zu reden, hat einen ganz anderen Klang: Für viele Menschen in unserem Land ist Gott ganz und gar fremd. Sie spüren ihn nicht. Sie  vermissen ihn nicht. Dafür gibt es ganz  unterschiedliche Gründe:

-         Vielen Menschen heutzutage ist Gott eine fremde Vorstellung, weil sie nicht darin geübt sind, mit ihm zu leben. Von klein auf an fehlt ihnen die Erfahrung, ein Gegenüber zu haben, dem man alles anvertrauen kann – Sorgen und Hoffnungen, Kummer und Glück. Sie sind schlicht und einfach nicht mit solchen Erfahrungen groß geworden.

-         Anderen ist Gott fremd geworden, weil ihr Glaube nicht erwachsen geworden ist. In ihrer Kindheit hatten sie vielleicht noch Berührung mit Glaube und Kirche. Aber dann blieb ihre Glaubensentwicklung stehen. Als sie größer wurden und die Gottes-Bilder und Antworten aus Kindertagen nicht mehr trugen, haben sie den Glauben an Gott genauso abgelegt, wie man irgendwann nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubt.

Dabei kann und soll der Glaube doch erwachsen werden! Wir können und sollen als moderne Menschen auch denken können, was wir glauben. Für mich ist das eine Stärke des Glaubens, dass ich meinen Verstand, meine wissenschaftliche Bildung nicht an der Kirchentür abgeben muss, um ein Christ zu sein. Im Gegenteil: Glaube und Vernunft, Glaube und Wissenschaft ergänzen sich! Wie es Albert Einstein einmal ausgedrückt hat: „Naturwissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Naturwissenschaft ist blind."

-         Wieder anderen ist Gott unbekannt, weil sie die Vielfalt der Religionen in der Gottesfrage verwirrt und überfordert. Unsere Welt wandelt sich rasant. Das Wissen der Menschheit verdoppelt sich in immer schneller. Manche beunruhigt das. So suchen sie nach einfachen Antworten. Nach Gott zu fragen, erscheint ihnen zu kompliziert.

So ist der unbekannte Gott ein hochaktuelles Thema unserer Zeit.

Wie vertraut und bekannt ist Gott uns selbst? Auch unter Christenmenschen gibt es manch Sprachlosigkeit im Blick auf den eigenen Glauben. Für junge Eltern ist es oft alles andere als selbstverständlich, mit ihren Kindern zu beten. Erwachsene kommen ins Stammeln, wenn sie mal über ihren Glauben Auskunft geben sollen. Auch Theologen verstecken sich manchmal hinter scheinbar gelehrten Reden, anstatt persönlich von ihrem Glauben zu sprechen.

Paulus bei seiner Rede in Athen blieb nicht bei dem unbekannten Gott stehen. Er sagte etwas sehr Schönes über unsere Beziehung zu Gott:

„Fürwahr, Gott ist nicht fern einem jeden von uns.

Denn in ihm leben, weben und sind wir". ://

Könnte es sein, das Menschen von Gott umgeben sind, ohne ihn wahrzunehmen? – so wie vielleicht Fische im Wasser, die sich ganz selbstverständlich im Wasser bewegen; erst wenn sie auf dem Trockenen sitzen, erkennen sie, was sie die ganze Zeit als Lebenselixier umgeben hatte.

Ich bin überzeugt: Ja, das stimmt! Manchmal ist Gott uns viel näher, als wir meinen! Denken wir beispielsweise an die Musik. Für mich ist Musik eine der Sprachen Gottes. Wenn wir mit ganzer Aufmerksamkeit Musik hören oder selber musizieren, spüren wir etwas von Gott. In diesen Momenten wissen wir unmittelbar: Das Leben ist so viel mehr als Essen und Trinken und für den Lebensunterhalt Arbeiten.

Gott hat es anders eingerichtet, unsere Seele mit Sehnsucht und Empfindsamkeit begabt. Wir können Freude an Klängen empfinden und tiefen Gefühlen musikalisch Ausdruck verleihen. In der Musik rührt uns etwas an, das größer ist als wir selbst und durch das wir mit dem innersten Geheimnis des Lebens und der Welt verbunden sind. Musik ist eine Brücke, Gott als Geheimnis der Welt neu für uns zu entdecken.

Gott kommt Menschen auch auf andere Weise nahe: Auf die Frage, was Menschen an der Kirche schätzen, obwohl sie nicht zur Kirche gehören, gab es bei einer Umfrage in Norddeutschland bemerkenswerte Antworten:

Nach dem sozialen Engagement sind es gleich die Kirchgebäude, die am meisten geschätzt werden: Auch viele Menschen ohne konfessionelle Bindung spüren offenbar, dass ihnen diese Gotteshäuser guttun, dass hier so etwas wie die innere Mitte eines Ortes anzutreffen ist, vielleicht sogar der Zugang zu einer tieferen Wirklichkeit eröffnet wird. Darum auch an dieser Stelle noch einmal von Herzen Dank für Ihren Einsatz in den Fördervereinen und Bauabteilungen! Sie retten und erhalten nicht nur kulturhistorisch wertvolle Gebäude – Sie erhalten Menschen auch einen Zugang zum Sinngrund unseres Lebens.

Gott mag vielen Menschen heutzutage unbekannt erscheinen. Aber er berührt sie. Auf verborgene Weise macht er sich in ihrem Leben bemerkbar – über die Musik, über die Schönheiten der Natur, in Kirchen, manchmal auch über Krisen, die Anlass sind, das Leben neu auszurichten. Etwas von Gott kann sich ereignen, wenn Menschen spüren, was anderen Kraft und Schwung in ihrem Leben gibt.

„Fürwahr, Gott ist nicht fern einem jeden von uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir". Mit dieser großartigen Zusage lassen Sie uns in diesen Tag gehen. Gott ist uns näher, als wir denken. Er umgibt uns wie das Wasser die Fische. Zugleich ist es unglaublich spannend, ihn besser kennenzulernen. Jeder Tag ist voller Gelegenheiten dazu.

Amen.

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