Große Spende für einstiges Elendenhaus in Pasewalk
24. Oktober 2019
Mit der Übergabe eines Fördermittelbescheids durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Höhe von 100.000 Euro ist die Gesamtfinanzierung für die Instandsetzung des „Elendenhauses“, dem heutigen Pfarr- und Kantoreigebäude der Kirchengemeinde, in Pasewalk gesichert.
„Den werden wir uns einrahmen“, sagte Pastor Johannes Grashof, als er am Montag den symbolischen Fördermittelbescheid über 100.000 Euro entgegennahm. „Die Freude ist wirklich riesig.“
Einst Haus zur Unterbringung von Armen, Kranken und Pilgern
Das sogenannte Elendenhaus steht auf dem Kirchplatz der Pasewalker Marienkirche und wurde von der Elendenbruderschaft wahrscheinlich um das Jahr 1350 als zweigeschossiges Backsteintraufenhaus erbaut. Es diente ursprünglich zur Unterbringung von Armen, Kranken und Pilgern, war später Wohnhaus und zuletzt Pfarr- und Kantoreibüro.
Die Kirchengemeinde hat ihr Spendenziel erreicht
Allerdings mussten Gemeindesekretärin Birgit Rakow und Kantor Julius Mauersberger bereits vor knapp zwei Jahren ihre Büros im Elendenhaus aus Sicherheitsgründen verlassen. Und etwa genauso lange bemüht sich die Gemeinde, die Mittel für die Sanierung des Gebäudes von insgesamt 300.000 Euro zusammenzutragen. Mit der Übergabe des DSD-Förderbescheids hat die Kirchengemeinde ihr Ziel erreicht. Denn weitere Mittel stellen der Bund, das Land, der Pommersche Evangelische Kirchenkreis sowie die Kirchengemeinde Pasewalk zur Verfügung.
Einziges weltliches Bauwerk aus dem Mittelalter in Pasewalk
Aufgrund der differenzierten ursprünglichen Architektur des Außenbaus gilt das Elendenhaus als eines der bemerkenswertesten Baudenkmäler in Mecklenburg-Vorpommern. Es gilt heute als einziges weltliches Bauwerk aus dem Mittelalter in Pasewalk, auch wenn es vermutlich ursprünglich zumindest teilweise sakral genutzt wurde. Stadtbrände und die Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und im Zweiten Weltkrieg, bei denen die Stadt zu großen Teilen in Trümmer fiel, verschonten das kleine Backsteingebäude weitgehend.

Feuchtigkeit setzt dem Gebäude zu
Dennoch blieb es vom Zahn der Zeit nicht gänzlich unbehelligt. Davon zeugen Risse im Mauerwerk und rostende Stahlanker, die bei früheren Sicherungsmaßnahmen nicht fachgerecht verbaut wurden. Zudem schädigt eindringende Feuchtigkeit die Backsteinmauern, so dass die Standsicherheit gefährdet ist.
2021 ist das Elendenhaus hoffentlich saniert
Im Rahmen der Sanierung werden daher ringsum in das Mauerwerk Zuganker eingezogen. Außerdem sollen Risse verpresst und vernadelt, offene Fugen geschlossen sowie gebrochene Ziegel ersetzt werden. Einen konkreten Termin für den Baustart gibt es noch nicht, so Anett Burckhardt, Baubeauftragte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises. Dafür müssen erst sämtliche Bescheide für die zugesagten Fördermittel schriftlich vorliegen. Sie gehe aber davon aus, dass Gemeindesekretärin und Kantor ihre Büros im Jahr 2021 im fertig sanierten Elendenhaus beziehen können.