Hafencity-Kapelle auf Odyssee durch die Nordkirche
25. Februar 2015
Hamburg/Süderlügum. Was wird aus der ehemaligen Hafencity-Kapelle? Die kleine Kirche aus Fertigbau-Elementen wurde im Sommer 2012 abgebaut und an den Kirchenkreis Nordfriesland gegeben – doch dort findet sich kein Abnehmer.
Dass eine Gemeinde Kirchenbänke, Leuchter oder einen Altartisch abgeben möchte, kommt öfter vor. Dass eine vollständige Kirche keine neue Gemeinde findet, ist eher selten. Vier Jahre lang war die ebenerdige Holz-Kapelle aus Fertig-Elementen das spirituelle Zentrum in der Hamburger Hafencity. Derzeit liegt sie sorgfältig verpackt in einem Bauhof des evangelischen Kirchenkreises Nordfriesland in Süderlügum. „Es klingt merkwürdig“, sagt Propst Kay-Ulrich Bronk aus Niebüll. „Aber wir finden in Nordfriesland keinen Platz für unsere Kirche.“
Die kuriose Geschichte der kleinen Kirche beginnt Ende 2008: Damals betraten die Hamburger Kirchen gemeinsam Neuland und eröffneten in der boomenden Hanfencity eine kleine Kapelle. Zwischen Bürotürmen, Kaianlagen und Appartments wurde die kleine Holz-Kirche errichtet und diente als spirituelle Oase und Andachtsraum für die Mittagspause. Träger war der Verein „Brücke“, in dem sich 19 christliche Kirchen zusammengeschlossen hatten. Rund 50 Plätze bot die kleine Kirche, die von Touristen, Anwohnern und Beschäftigten der umliegenden Firmen gern genutzt wurde.
Viele Anfragen für die Kapelle
Im Sommer 2012 wurde dann das siebenstöckige Ökumenische Forum in der benachbarten Shanghaiallee eröffnet, das im Erdgeschoss eine eigene Kapelle beherbergt. Die Hafencity-Kapelle wurde nicht mehr gebraucht und ein Wettbewerb um die Kapelle ausgeschrieben. Rund 80 Anfragen hatte der Trägerverein für die Kapelle bekommen, etwa die Hälfte waren ernstzunehmende. Der Kirchenkreis Nordfriesland legte das beste Konzept vor und bekam den Zuschlag. Die kleine Gemeinde Klanxbüll, letzte Bahnstation vor dem Hindenburgdamm nach Sylt, brauchte einen neuen Gemeinderaum. So wurde die Kirche in der Hafencity in ihre Fertigelemente zerlegt und per Lkw auf den Bauhof in Nordfriesland transportiert. 12 000 Euro waren seinerzeit für Abbau und Transport fällig.
Doch dann zerschlugen sich die Pläne in Klanxbüll, weil Kirchengemeinde und Kommune lieber gemeinsam ein Bürgerhaus bauten. Die Gemeinde auf Pellworm zeigte später ebenso Interesse wie das Christian-Jensen-Kolleg in Breklum. Doch bislang konnte keine passende Nutzung gefunden werden. „Die Sache ist uns schon etwas unangenehm“, räumt Propst Bronk ein. Jetzt planen die Nordfriesen um: Sie wollen die Kapelle anderen Kirchenkreisen anbieten. Angebote nimmt der Kirchenkreis Nordfriesland freudig entgegen.
