Hamburg: Diakonie und Sozialverband fordern mehr Hitzeschutz
03. Juni 2025
Zu wenig Brunnen in Hamburg: Diakonie und SoVD sorgen sich um Obdachlose und andere vulnerable Gruppen. Beide fordern eine bessere Versorgung mit kostenlosem Trinkwasser. Am Mittwoch schenkt die Sozialbehörde Wasser auf dem Rathausmarkt aus.
„Der Zugang zu kostenfreiem Trinkwasser von ausgezeichneter Qualität ist gerade im heißen Sommer für uns alle sehr wichtig und unterstützt eine gesunde Lebensweise.“ Die Worte von Hamburgs Umweltsenatorin Katharina Fegebank (Grüne) vom 27. Mai dürften bei der Diakonie Hamburg und beim Sozialverband Deutschland (SoVD) auf Zustimmung stoßen.
Fegebanks Behörde wies an dem Tag darauf hin, dass ab sofort wieder alle 54 öffentlichen Trinkwasserbrunnen in der Stadt in Betrieb seien. Das allerdings halten Diakonie und SoVD für zu wenig. „Berlin hat mit 240 fast fünf Mal so viele frei zugängliche Trinkwasserbrunnen“, sagt Stefanie Koch von der Diakonie Hamburg. Der Hamburger SoVD-Landeschef Klaus Wicher erklärt: „Die Politik unterschätzt meiner Meinung nach immer noch die steigenden Temperaturen in der Stadt.“
Zum bundesweiten Hitzeaktionstag am Mittwoch fordert Wicher von der Stadt Hamburg einen Hitzeschutzplan, der seinen Namen verdiene. Hamburg sei zwar im Städtevergleich durchaus grün, dennoch seien fast 50 Prozent der Stadtfläche versiegelt. „Das ist angesichts von mehr Hitze und Starkregen immer noch zu viel“, meint Wicher.
Hitzeschutz, mehr Wasser und mehr Grün in den Quartieren und an den Fassaden müssten zur Selbstverständlichkeit werden: „Ich mache mir vor allem Sorge um die Versorgung mit öffentlich zugänglichem Trinkwasser.“ Er denkt an Kinder, Seniorinnen und Senioren ebenso wie an Obdachlose.
Obdachlose besonders gefährdet
Auch die Diakonie Hamburg sorgt sich um vulnerable Gruppen. Obdachlose seien häufig vorerkrankt und deshalb besonders gefährdet. Wie der SoVD, fordert auch die Diakonie mehr öffentliche Trinkbrunnen. Aber auch Wasserstationen, -tanks, -wägen und die kostenlose Ausgabe von Wasserflaschen in öffentlichen Gebäuden. Klimatisierte Räume, etwa in Bezirksämtern, Bibliotheken und Museen, müssten als Schutz- und Kühlräume geöffnet werden.
Der Senat erklärt zum Hitzeaktionstag, er habe „mit dem 'Hitzeaktionsplan Hamburg' ein geeignetes Instrument zur Bewältigung extremer Hitzeereignisse aufgestellt“. Schon in diesem Sommer setze die Stadt erste Maßnahmen um.
Beispielsweise gebe es in vielen „Bäderland“-Freibädern Sonnencremespender. Eine Kühle-Orte-Karte im Internet informiere über schattige Plätze, Trinkwasserstellen, Refill-Stationen und klimatisierte Orte. Ein Hitze-Informationsservice gebe unter Telefon 040/115 Tipps zum richtigen Verhalten bei Hitze. Hitzewarnungen und -prognosen des Deutschen Wetterdienstes würden von der Sozialbehörde an einen gesamtstädtischen Verteiler weitergeleitet.
Langfristig geplant sei unter anderem die Unterstützung bei Hitzeschutzplänen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Kindertagesbetreuung, Schulen, Universitäten und Hochschulen. Zum Hitzeaktionstag schenkt die Sozialbehörde am Mittwoch kostenfreies Trinkwasser auf dem Rathausmarkt aus.
Diakonie: Maßnahmen in Hamburg reichen nicht aus
Die Diakonie Hamburg hebt positiv hervor, dass der im Januar veröffentlichte Hitzeaktionsplan der Stadt Hamburg die besondere Gefährdung obdachloser Menschen benennt. Die darin vorgesehenen Maßnahmen reichten jedoch nicht aus. „Die Stadt setzt auch auf freiwilliges Engagement von Unternehmen und Ladengeschäften, um die Lücken in der öffentlichen Versorgung zu schließen“, sagt Stefanie Koch. Allerdings seien viele der im Aktionsplan aufgeführten Möglichkeiten im innerstädtischen Bereich für Obdachlose schwer zugänglich.
Im Gegensatz zu Hamburg mit 54 Trinkwasserbrunnen gibt es in Wien rund 1.600 Trinkbrunnen. „Mir ist wichtig, dass sich die Menschen an möglichst vielen Orten in Wien rasch abkühlen und ihren Durst stillen können“, erklärt Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Daher haben wir seit 2021 die Anzahl der öffentlichen Trinkbrunnen um 500 erhöht.“