Hamburg setzt Zeichen gegen Diskriminierung
01. Juli 2019
Der jüdische Landesrabbiner Shlomo Bistritzky hat gemeinsam mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) vergangene Woche eine Kampagne gegen Diskriminierung, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gestartet.
Mehr Infos zur Initiative:www.facebook.com/WirsindHH
"Man muss nicht alles verstehen, aber den anderen respektieren", sagte Bistritzky vor etwa 250 Teilnehmern der Kundgebung auf dem Rathausmarkt. Dazu aufgerufen hatte die Initiative "Wir sind Hamburg - Gegen Antisemitismus. Gegen Diskriminierung".
Weltoffenes Hamburg
Bürgermeister Tschentscher sagte, das jüdische Leben habe "einen hohen Stellenwert in Hamburg - es gehört einfach dazu." Hamburg sei seit Jahrhunderten eine weltoffene Stadt, und es sei "Aufgabe eines jeden von uns", immer und an jedem Tag der Woche gegen den Antisemitismus aufzustehen. Mit dem Landesrabbiner werbe er für Toleranz und Respekt im Umgang mit allen Religionen.
Unter den Teilnehmern auf dem Rathausmarkt war auch der komplette Vorstand der Schura, der Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg sowie etliche Vertreter der evangelischen Kirche. Bischöfin Kirsten Fehrs konnte nach epd-Informationen nicht teilnehmen, weil parallel ein EKD-Treffen in Berlin stattfand.
Angriff auf Landesrabbiner und seinen Begleiter
Anlass für die spontane Kundgebung samt der Aktion der Initiative "Wir sind Hamburg" war der Angriff auf den Landesrabbiner und seinen Begleiter Eliezer Noe, Mitglied des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Hamburg, am Donnerstag vor einer Woche im Hamburger Rathaus. Ein 45-jähriger Mann hatte Bistritzky beschimpft und angespuckt, bevor er von der Polizei in Gewahrsam genommen werden konnte.
Unter dem Motto "Wen siehst du?" wurde von der Initiative "Wir sind Hamburg" zugleich eine Plakataktion gestartet. Sie will für "Freiheit, Gerechtigkeit und Anstand" in der Stadt werben. "Der Angriff auf Landesrabbiner Bistritzky war ein Angriff auf uns alle", sagte Initiativen-Sprecher Daniel Sheffer. "Wir wollen zeigen, dass die Mehrheit in Hamburg anders ist."
Für "Freiheit, Gerechtigkeit und Anstand" werben
Dem Bürgermeister und seinem Senat sagte die Initiative Unterstützung zu. Doch es reiche nicht, sich unter Gleichgesinnten einig zu sein. Man müsse die Gedanken von Freiheit und Toleranz "hineintragen in die Brennpunkte und in die bestimmten Milieus", sagte Sheffer. Im Blick auf die Jüdische Gemeinde forderte er verpflichtende Schulbesuche in der Synagoge. Der Umgang mit jüdischen Mitbürgern gehöre zudem "als Pflichtfach in die Schule".