Mehr als ein Flüchtlingszelt

Hamburger Firma bringt "Domos" in syrisches Flüchtlingslager

Eine kleine Hamburger Firma hat neuartige Unterkünfte entwickelt, die für syrische Flüchtlinge zum Einsatz kommen sollen (Grafik der Zelte).
Eine kleine Hamburger Firma hat neuartige Unterkünfte entwickelt, die für syrische Flüchtlinge zum Einsatz kommen sollen (Grafik der Zelte). © epd-bild / More than Shelters

21. Januar 2014 von Simone Viere

Hamburg. Eine kleine Hamburger Firma hat neuartige Flüchtlingsunterkünfte entwickelt, die bald für syrische Flüchtlinge zum Einsatz kommen. Gemeinsam mit dem THW bringt More than Shelters die ersten "Domos" ins Flüchtlingscamp Zaatari in Jordanien.

Auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg landen viele Syrer im Nachbarland Jordanien. Ganz im Norden nahe der Grenze ist eins der größten Flüchtlingscamps der Welt entstanden: In Zaatari leben derzeit 125.000 Menschen mitten in der Wüste in Zelten und Containern. Die Zustände sind teilweise chaotisch. Die Firma More than Shelters aus Hamburg-Ottensen will den Flüchtlingen helfen, sich so etwas wie ein langfristiges Zuhause zu schaffen. Der erste Schritt ist das Zeltsystem "Domo". Das Projekt wird unter anderem über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert.

In Zaatari leben derzeit 125.000 Menschen mitten in der Wüste

Im Frühjahr wird More than Shelters im jordanischen Flüchtlingslager Zaatari gemeinsam mit dem Technischem Hilfswerk (THW) und dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) die ersten Domos aufstellen. Das sind mobile Flüchtlingsunterkünfte, die nach dem Baukastenprinzip funktionieren. Sie lassen sich umbauen, miteinander verbinden und erweitern. Ihr Vorteil: "Sie sind deutlich stabiler und langlebiger als bisherige Flüchtlingszelte", erklärt Daniel Kerber, Initiator und Geschäftsführer von More than Shelters. "Dabei lassen sie sich aber genauso schnell auf- und abbauen wie bisherige Zelte."

Die Bauweise der Domos kann an die Gegebenheiten und Bedürfnisse vor Ort angepasst werden. "Das faltbare Tragewerk wird aus Holz oder Metall sein, und daran wird dann die Plane befestigt", erklärt Kerber. Der Clou: Auch die Materialien sind nicht festgelegt. "Wenn es vor Ort geeignete Materialien gibt, nehmen wir natürlich die", so Kerber. Auch die Planen, die in der Basis-Variante vorerst eingesetzt werden, könnten ersetzt werden. Etwa durch Wellblechplatten, wie sie in Slums oft zum Hüttenbau verwendet werden. Die lassen sich dann in die "Domos" integrieren.

Langlebige Unterkünfte für Menschen auf der Flucht schaffen

Das Wort "Zelt" versucht Kerber zu vermeiden. "Den englischen Ausdruck 'shelter' finde ich schöner, weil er den Aspekt des Beschützens enthält", sagt der 43-Jährige. Der Name "Domo" kommt aus dem Esperanto und heißt "Zuhause". Bei dem Projekt gehe es allerdings um mehr als um ein paar Zelte, die aufgestellt werden, sagt Kerber. "Die NGOs leisten Nothilfe, da muss es schnell gehen, da geht es um Logistik." Inzwischen ist das Lager Zaatari so groß, dass Aspekte der Stadtplanung wichtig werden. "Die Menschen werden dort unter Umständen fünf, zehn oder fünfzehn Jahre leben", sagt Kerber, der Ende Januar erneut nach Jordanien fährt.

"Wir wollen den Menschen helfen, eine langfristige Umgebung für ein friedliches Leben zu schaffen", sagt Kerber. Das Projekt wird sich ständig weiterentwickeln. Die Flüchtlinge selbst sollen Einfluss darauf haben, wie die neuen Herbergen in Zukunft aussehen. Die "Domos" sollen nicht nur den klimatischen Bedingungen, sondern auch kulturellen Gewohnheiten angepasst werden. Kerber war bereits mehrfach in Jordanien vor Ort. Beim letzten Besuch fiel gemeinsam mit dem UNHCR die Entscheidung, zwei Mitarbeiter dauerhaft in Zaatari zu stationieren.   

Zum festen Team in Hamburg gehören bisher lediglich fünf Mitarbeiter, viele Beteiligte arbeiten projektbezogen und freiberuflich. Das Team besteht aus Architekten, Designern und Ingenieuren, aber auch Sozialwissenschaftlern und Politologen. "Gemeinsam haben sie die Erfahrung mit sozialen Projekten und in der Arbeit mit Gruppen von Menschen", so Kerber. Zu den Partnern gehören neben verschiedenen Hilfsorganisationen auch die Hamburger Hochschule für Bildende Künste, an der Kerber forscht. Die Produktion selbst übernehmen externe Zulieferer. Die Verhandlungen mit großen Outdoor-Ausrüstern liefen erfolgreich, "so dass wir auch große Stückzahlen produzieren können".

Finanzierung des Pilotprojekts in Jordanien über Crowdfunding-Kampagne

Eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform startnext.de soll helfen, das Pilotprojekt in Jordanien zu finanzieren. Seit Anfang November kann man dort in einem Blog den Stand der Vorbereitungen verfolgen und online eine Summe nach Wahl spenden. Kerber hat keine Zweifel, die Mindestsumme von 25.000 Euro bis zum Ende der Kampagne am 31. Januar zu erreichen. Davon sollen dann die ersten "Domos" nach Jordanien gebracht werden. "Je mehr darüber hinaus gespendet wird, desto mehr Domos können wir aufbauen." Unterstützt wird das Projekt zusätzlich durch eine Förderung der Innovationsstiftung Hamburg, verschiedene andere Stiftungen und private Spenden.  

Das Flüchtlingscamp Zaatari im Regierungsbezirk Mafraq gibt es seit Juli 2012. Unter der Aufsicht des UNHCR leisten 125 internationale Hilfsorganisationen Nothilfe. Auf einer 3,3 Quadratmeter großen Fläche leben 125.000 Menschen - geplant war das Lager ursprünglich für maximal die Hälfte. 

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Berno Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Versöhnungskirchengemeinde Schwerin-Lankow

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite