Hamburger Propst: Flüchtlingshilfe gut biblisch
21. September 2013
Hamburg. Der Hamburger Senat hat erneut Sonderregelungen für die rund 80 Libyen-Flüchtlinge abgelehnt, die seit Anfang Juni in der St. Pauli-Kirche schlafen. Es werde in Hamburg "keine Situation geben, in der Männer mit unbekannten Namen und unbekannten Flüchtlingsschicksalen ein Aufenthaltsrecht bekommen", sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) dem "Hamburger Abendblatt" (Freitagausgabe). Eine Räumung der Kirche sei aber nicht vorgesehen.
Kirchen seien Schutzräume, so Scholz. Das sei "eine gute Tradition, die wir achten". Ob weitere Kirchen ihre Türen für Flüchtlinge öffnen könnten, könne er nicht beurteilen. "Für mich ist der Respekt vor der Kirche als geweihtem Ort wichtig - mit Konsequenzen, die auch zu Ungereimtheiten führen können."
Der Altonaer Propst Horst Gorski hat die Flüchtlingshilfe der Kirche als gut biblisch bezeichnet. "Es gibt Situationen im Leben, die durch geltende Gesetze nicht zu erfassen oder nicht gerecht zu beurteilen sind", schreibt er in der aktuellen Ausgabe der "Evangelischen Zeitung" (Hamburg und Hannover). Wer in eine solche Situation gerate, sei "dankbar und darauf angewiesen, Richter oder Politiker zu finden, die ihre Ermessensspielräume weitherzig ausschöpfen".
"Auf solche Hilfe ist umso mehr angewiesen, wer in einem fremden Land durch die Maschen der Gesetze fällt", so der Propst. Der Bibel sei die Erfahrung, fremd zu sein, geläufig: Die frühen Christen hätten sich generell "als Gäste auf dieser Erde empfunden, auf der wir im Grunde alle Fremde sind".
Kirche könne über ihre Mitwirkung im öffentlichen Leben auch dazu beitragen, dass Gesetze geändert und so gestaltet werden, dass sie von vornherein den Menschen besser gerecht werden. Dies seien aber langfristige Vorgänge, die selten zu schnellen Lösungen führen. "Hier und jetzt" gehe es aber um Hilfe und Vermittlung. Gorski: "Es wäre doch schön, wenn die Flüchtlinge merken: Sie sind wirklich im christlichen Abendland angekommen."