Diakonie

Hamburger Sozialarbeiterin: "Wir brauchen Hotelzimmer für die Obdachlosen"

Den Lockdown in den Innenstädten bekommen auch die Obdachlosen zu spüren - es gibt weniger öffentliche Orte zum Aufwärmen und weniger Geld durch betteln.
Den Lockdown in den Innenstädten bekommen auch die Obdachlosen zu spüren - es gibt weniger öffentliche Orte zum Aufwärmen und weniger Geld durch betteln.© Kara, iStockphoto

13. Januar 2021 von Simone Viere

Seit Silvester sind in Hamburg fünf Obdachlose auf der Straße gestorben. Melanie Mücher, Leiterin des Diakonie-Zentrums für Wohnungslose im Stadtteil Eimsbüttel, weiß wie es den Menschen im Corona-Winter draußen geht und fordert: "Wir brauchen Hotelzimmer für die Obdachlosen". 

Zwar gebe es das Winternotprogramm der Stadt, doch die Sozialarbeiterin erlebt in ihrer täglichen Arbeit, dass die Unterkünfte für viele einfach nicht in Frage kommen: "Oft herrscht dort keine gute Stimmung, man muss morgens wieder raus, man ist mit mehreren Menschen zusammen auf einem Zimmer und kommt nicht zur Ruhe. Dazu kommt nun auch noch die Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus", so Mücher, die im Diakonie-Zentrum unter anderem die Tagesaufenthaltsstätte (TAS) koordiniert. 

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Melanie Mücher leitet das Diakoniezentrum für Wohnungslose (DZW) in der Bundesstraße in Hamburg.© epd-bild

Diesen Winter sei es einfach auch riskanter, draußen zu schlafen, da es schon sehr lange sehr kalt ist und die Menschen geschwächt seien, da sie auch tagsüber kaum ausruhen können: "Die Tagesaufenthaltsstätten haben nur eingeschränkt geöffnet. Wir in der Bundesstraße haben zwar offen, aber in Ruhe aufhalten kann jeder sich nur für eine Stunde am Tag statt normalerweise vier Stunden, weil wir in mehreren Schichten ein warmes Essen anbieten". Und auch der Lockdown in der City bereitet Probleme - es gibt weniger Geld durch betteln, weniger kleine Jobs, Orte zum Aufwärmen fehlen genauso wie der Austausch netter Worte mit Passanten, erzählt Mücher. 

Unterbringung im Hotel funktioniert

Die Menschen in leerstehenden Hotels unterzubringen sei die einzig wirklich wirksame Lösung, auch um die Menschen vor Corona zu schützen. "Wir haben Erfahrungen im ersten Lockdown gesammelt. Die Hotelunterbringung hat super funktioniert. Die Menschen konnten sich stabilisieren. Einige haben in der Zeit wieder Jobs gefunden. Es gab keine Beschwerden von den Hotels und unsere Sozialarbeiter waren bei Problemen zur Stelle", so die gebürtige Leipzigerin. 

Derzeit sind rund 90 Menschen in Hotelzimmern untergebracht. Das trägerübergreifende Projekt von Alimaus, Hinz&Kunzt und Diakonie Hamburg war am 1. Dezember 2020 mit zunächst 60 Plätzen gestartet, ermöglicht durch eine Großspende des Hamburger Unternehmens Reemtsma. Durch weitere Spenden von Privatleuten um dem FC St. Pauli konnte das Angebt stetig ausgebaut werden. Unterstützt wird das Projekt auch vom Caritasverband für Hamburg in der Begleitung durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter.  

Sicher durch den Winter

"Man merkt den Unterschied zwischen den Menschen, die einen Wohn-Container oder ein Hotelzimmer zum Leben haben zu denjenigen, die auf der Straße schlafen müssen", sagt Mücher. Auch Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter von Hinz&Kunzt, weiß das: "Es ist eine Freude, wenn mich Wohnungslose nach Jahren auf der Straße ansprechen und sagen: Endlich komme ich zur Ruhe, danke. Es ist anscheinend eine Bewegung entstanden. Immer mehr Menschen setzen sich dafür ein, dass Menschen sicher in Einzelzimmern den Winter verbringen können.“ 

Mit einer Mahnwache wollen Vertreter des Straßenmagazins "Hinz&Kunzt" und der Diakonie am Mittwoch (13. Januar) in der Nähe des Hamburger Rathauses an den Tod von fünf Obdachlosen erinnern, die seit Silvester in Hamburg gestorben sind. "Wir dürfen nicht zulassen, dass noch mehr Menschen auf der Straße sterben", so Karrenbauer. 

Erfüllt das Winternotprogramm noch seinen Zweck?

Und auch in der Politik kommt Bewegung in das Thema: Die CDU-Fraktion der Hamburgischen Bürgerschaft fordert eine Sondersitzung des Sozialausschusses zu den gehäuften Todesfällen unter Obdachlosen. Es müsse geklärt werden, inwieweit das Winternotprogramm seinen Zweck noch erfülle, sagte der sozialpolitische Sprecher Andreas Grutzeck am Montag. Dazu gehöre auch die Frage, warum der Senat eine Einzelunterbringung in Hotels ablehnt und an den bisherigen Sammelunterkünften festhält. Ein Platz im Winternotprogramm, so Grutzeck, sei etwa doppelt so teuer wie die Unterbringung im Einzelzimmer eines kleinen Hotels. 

Mahnwache

Die zweistündige Mahnwache von Diakonie und Hinz & Kunzt beginnt um 15 Uhr auf der Reesendammbrücke in Sichtweite des Rathauses, wo am Mittwoch die Bürgerschaft tagt. Es können Kerzen entzündet werden. 

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