Bischöfe zu Besuch auf Palliativstation

Hier wird Sterbenskranken das Leben etwas leichter gemacht

 Zu Besuch an einem besonderen Ort: Cornelia Hlawatsch (Mitte), Leiterin der Palliativstation, mit ihren prominenten Gästen
Zu Besuch an einem besonderen Ort: Cornelia Hlawatsch (Mitte), Leiterin der Palliativstation, mit ihren prominenten Gästen © Stephan Wallocha / epd

19. April 2015 von Timo Teggatz

Hamburg. Vier Bischöfe der beiden großen deutschen Kirchen haben einen besonderen Ort besucht: die Palliativstation der Hamburger Uni-Klinik. Im Rahmen der „Woche für das Leben“ bekamen sie ein Gefühl dafür, wie würdevolles Sterben aussieht.

Ungewöhnlich lebhaft war es auf einer Station des Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE), auf der sonst selten jemand den Gang entlang läuft. Zu schwach sind die Patienten, die hier liegen. Die Palliativstation des UKE besuchten im Rahmen der Eröffnung der ökumenischen Aktion "Woche über das Leben" der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, gemeinsam mit den Hamburger Vertretern der beiden Kirchen, der evangelischen Bischöfin Kirsten Fehrs und dem katholischen Erzbischof Stefan Heße.

Wände in Lindgrün, Bordeaux und Ocker, moderne Grafiken Hamburger Sehenswürdigkeiten, dunkles Laminat und Einzelzimmer - die Palliativstation sieht nicht aus wie eine typische Krankenhausstation. "Man spürt hier eine besondere Stimmung", sagt Kardinal Marx.

Bericht von der täglichen Arbeit auf der Station

Zurückhaltend hören die Bischöfe dem Pflegepersonal zu, als es von der täglichen Arbeit berichtet. Sie möchten Einblick bekommen und von Menschen lernen, die sich täglich mit würdevollem Sterben beschäftigen. Diese kümmern sich auch um sterbenskranke Patienten auf allen anderen Stationen. Das UKE hat insgesamt 1.700 Betten, 12 Betten gibt es auf der Palliativstation

Die Zeit drängt, die Bischöfe haben an diesem Eröffnungstag der "Woche für das Leben" ein dichtes Programm. Dennoch möchte es sich Kardinal Marx nicht nehmen lassen, persönlich mit einem Patienten zu sprechen. Und so entschwindet er in ein Zimmer mit mattgrüner Tür und spricht mit einem schwer kranken Mann. Auf dessen Wunsch hin spendet er ihm den Segen, obwohl der Mann sonst gar keine Verbindung zur Kirche hat, erzählt der Theologe anschließend.  

Was verstehen wir unter Seelsorge? Wie sieht Seelsorge aus für Menschen, die nicht religiös sind? Wie gehen die Mitarbeiter der Palliativstation damit um, dass sie während ihrer Arbeit unweigerlich immer mit dem Tod konfrontiert werden? Die Fragen im anschließenden Fachgespräch zwischen den Bischöfen und Mitarbeitern aus Pflege, Therapie und Leitung sind ehrlich und tiefgreifend. "Wenn ich ein Gespräch anbiete, erschreckt das nicht-religiöse Menschen oft erst", berichtet eine ehrenamtliche Seelsorgerin. "'Ich will jetzt aber nicht über Gott reden!' höre ich dann." Doch wenn sie erkläre, dass sie das Wort wörtlich nehme und sich einfach um die Seele des Patienten sorge, ohne missionarische Absicht, folgten oft intensivste Gespräche.

Kardinal Marx: "Man spürt etwas Besonderes"

Ehrliche Bewunderung zeigen die Bischöfe gegenüber den Mitarbeitern auf der Palliativstation. "Man spürt etwas Besonderes hier", sagte Kardinal Marx. Alles sei etwas "entschleunigt", und die Mitarbeiter verbreiteten eine besondere Stimmung. "Wir bekommen mehr Bestätigung und Dankbarkeit, als ich das jemals woanders erlebt habe," berichtet Cornelia Hlawatsch, Leiterin der Pflege auf der Station.

Sie wünsche sich, dass die Menschen mehr über die Palliativmedizin erfahren, sagte Bischöfin Fehrs. Die Arbeit sei "so unmittelbar sinnhaft". Die derzeitige öffentliche Debatte zum Thema Sterbehilfe sei fehlgeleitet. "Weil sie wegführt von dem, was ich hier sehe", sagte die Theologin. Aktive und passive Sterbehilfe, assistierter Suizid - die Begrifflichkeiten seien vielen gar nicht bekannt. Sie sei dankbar, einen Einblick in die reale Situation bekommen zu haben. "Ich möchte ein Gefühl dafür entwickeln, wie es wirklich ist, wenn wir diese Debatte führen."

"Werden Sie häufig mit dem Thema Sterbehilfe konfrontiert?", fragte der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm. Wenn sie auf die Station kommen, würden durchaus Patienten sagen: "Ich möchte nicht mehr leben", sagte Karin Oechsle, ärztliche Leiterin der Station. "Doch wenn wir dann nachhaken, sagen sie in den meisten Fällen: 'Ich möchte so nicht mehr leben.'" Genau das sei das Ziel der Palliativstation: die Patienten zu stabilisieren, es zu ermöglichen, das Krankenhaus wieder zu verlassen. "Sei es nach Hause oder in ein Hospiz."

Themen, die in keinem Arztgespräch Platz haben

Dabei spielen auch Musik-, Kunst- und Physiotherapie eine sehr wichtige Rolle. "Sich wieder besser bewegen können - das ist schließlich ein Stück Lebensqualität", sagte Oechsle. Aber eben auch die Seelsorge habe hier besondere Bedeutung. "Hier kommen manchmal Themen auf, die im Arztgespräch keinen Platz haben, etwa langjährige Konflikte in der Familie und der Wunsch nach dem Sich-Vertragen."

Auf der Palliativstation werden Menschen mit unheilbaren und fortschreitenden Krankheiten aufgenommen, bei denen keine Behandlung mehr helfen kann. Sie bleiben durchschnittlich neun Tage auf der Station.

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