Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Niemand darf wegschauen
24. November 2021
Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Das Frauenwerk der Nordkirche lädt aus diesem Anlass zu einem Stärkungsgottesdienst in die St. Georgskirche am Hamburger Hauptbahnhof. Gleichzeitig ruft es dazu auf, genau hinzuschauen und zu helfen. Vor allem die häusliche Gewalt sei während der Pandemie drastisch gestiegen.
Das Frauenwerk der Nordkirche und das Diakonische Werk Hamburg sind alarmiert: Sollte es zu einem erneuten Lockdown kommen, befürchten sie eine weitere Zunahme von Angriffen gegen Frauen und Mädchen im häuslichen Bereich. Schon nach den ersten beiden Corona-Wellen habe sich dies gezeigt. Mitarbeiterinnen des Frauenhauses der Diakonie berichteten, dass sowohl die Zahl der Übergriffe als auch der Schweregrad der Verletzungen während der Pandemie drastisch zugenommen habe, teilten Diakonie und Frauenwerk mit.
Schutzräume müssen offen bleiben
So weist auch die aktuelle Kriminalstatistik für das Jahr 2020 im Bundesgebiet einen signifikanten Anstieg der Gewalttaten in Paarbeziehungen auf: Insgesamt wurden 146.655 Fälle zur Anzeige gebracht, das sind 4,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt.
Für betroffene Frauen und Kinder sei es gerade in Phasen des Lockdowns schwierig gewesen, Hilfe und Unterstützung zu finden, mahnen Diakonie und Frauenwerk. Die soziale Kontrolle durch Freunde und Bekannte sei entfallen. Daher sei es auch wichtig, dass in der vierten Corona-Welle Kitas und Schulen geöffnet bleiben. Zwar seien die Frauenhäuser und viele Beratungsstellen erreichbar gewesen, doch seien betroffene Frauen durch die häusliche Situation häufig daran gehindert worden, diese Angebote in Anspruch zu nehmen.
In jedem Fall Hilfe anbieten
"Gerade in Zeiten der Pandemie und möglicher neuerlicher Kontaktbeschränkungen sind alle in der Gesellschaft gefordert, hinzuschauen und im Notfall Hilfe zu rufen", so Irene Pabst vom Frauenwerk der Nordkirche.
Die Nordkirche bietet zur Stärkung von Frauen und Mädchen einen Gottesdienst in der St. Georgskirche am Hamburger Hauptbahnhof an: Um 19 Uhr können sie dort zum gemeinsamen Gebet, Gesang und Austausch zusammenkommen und neuen Mut schöpfen.
Wir brauchen welche, die kämpfen können; die nicht davonlaufen beim ersten Geruch des Schreckens. Wir brauchen welche, die hoffen können; die Dein Mund sind Dein Ohr und Dein Schrei; denen schick Deine Kraft, Gott, die lass ansteckend sein.
Mit diesen Worten aus "Lobet die Eine. Schrei- und Schweigegebete" von Carola Moosbach möchte das Hamburger Gottesdienst-Team aus haupt- und ehrenamtlichen Frauen, anderen Kraft und Hoffnung geben, aus der Gewaltspirale auszubrechen. Der Gottesdienst wird in diesem Jahr bereits zum 20. Mal gefeiert. Begleitet wird er von Pröpstin Astrid Kleist und Bärbel Fünfsinn (Musik).
Leuchtendes Zeichen gegen Gewalt
Neben der Diakonie und Kirche wollen auch einige Städte und Gemeinden an diesem Tag ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen: In Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel etwa werden Gebäude und Schaufenster orange angestrahlt oder gestaltet. Zudem sind die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen Lichter in ihren Fenstern anzuzünden, um auf das Problem hinzuweisen und Solidarität mit den Betroffenen zu demonstrieren.
Organisiert wird die Aktion bereits zum fünften Mal vom Zonta Club in Kiel. Zu den Unterstütern gehören mehr als 50 Akteure, darunter das Opern- und Schauspielhaus, die Stadtwerke Kiel, der Kirchenkreis Altholstein und die "Kieler Nachrichten". Schirmfrauen sind Gleichstellungsministerin Sabine Sütterlin-Waack und die ehemalige Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz.