Kirche auf Amrum rettet "sprechende" Grabsteine
12. Oktober 2012
Nebel / Insel Amrum. Die evangelische Kirchengemeinde St. Clemens in Nebel auf der schleswig-holsteinischen Nordseeinsel Amrum macht bei der Rettung ihrer 152 historischen Grabsteine Fortschritte. "Insgesamt 52 der berühmten erzählenden Grabsteine wurden restauriert", zog Gemeindesprecher Frank Hansen am Freitag eine erste Zwischenbilanz.
Sie werden in zwei Wochen aufgestellt. Mit den Arbeiten an den 100 weiteren Steinen wird demnächst begonnen. Insgesamt 330.000 Euro kostet die Aktion, sagte Hansen. Er ist Ehemann von Pastorin Friedericke Heinecke. Die Fertigstellung des gesamten Projektes ist für Frühjahr 2013 angepeilt.
"Sprechende Grabsteine" - Geschichten vom Leben und Tod
Die aus der Zeit von 1627 bis 1858 stammenden Grabsteine bestehen überwiegend aus Sandstein. Ungünstige Standorte und Witterungseinflüsse haben sie im Laufe der Zeit angegriffen, so dass ihr Verfall drohte. Die historischen Grabsteine werden auch als "sprechende" oder "erzählende Steine" bezeichnet, weil sie in eingemeißelten Sätzen oft aus dem Leben der Verstorbenen berichten. "Sie erzählen Geschichten von der Seefahrt und Landwirtschaft sowie vom Leben und Tod", sagte Heinecke. Die Restaurierungskosten pro Stein liegen zwischen 152 Euro und 5.200 Euro. Dazu kommt dann noch ein Betrag für Nebenarbeiten sowie für die Aufstellung.
Sponsor-Projekt: Mehr als 100 Patenschaften für die Steine
Dass die Kirchengemeinde die Gesamtsumme von 330.000 Euro allein nicht aufbringen kann, war bereits zum Start der Rettungsaktion vor über einem Jahr klar. Deshalb wurden im Zuge eines Sponsor-Projekts Patenschaften für die Steine angeboten. Über 100 Patenschaften gibt es jetzt, sagte Hansen. Der Bund gibt 80.000 Euro, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz steuert 40.000 Euro bei. Auch die Gemeinde hilft der Kirche. Eine Fläche von rund 450 Quadratmeter ist ihr geschenkt worden, so dass alle 152 Grabsteine einen neuen Platz bekommen werden.