Kirche fordert mehr Rücksicht auf Kindeswohl bei Asylverfahren
09. September 2015
Kiel. Das Netzwerk Familien der Nordkirche hat mehr Rücksicht auf das Kindeswohl bei Asylverfahren gefordert. Es müssten spezielle Verfahren geschaffen werden, "um Flüchtlingskinder altersgerecht zu hören und zu beteiligen", heißt es in einem am Dienstagabend auf einer Veranstaltung im Kieler Landeshaus veröffentlichten Forderungspapier. Eltern müssten getrennt von ihren Kindern angehört werden, um eine erneute Traumatisierung der Heranwachsenden zu vermeiden.
Zum Netzwerk Familien gehören unter anderem die Diakonischen Werke in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, Familienbildungsstätten und das Frauenwerk der Nordkirche. Auch der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen Schleswig-Holstein arbeitet hier mit.
In dem Positionspapier wird grundsätzlich verlangt, "das Kindeswohl in allen ausländerrechtlichen Verfahrensschritten zu berücksichtigen". Das gelte insbesondere in Fällen, in denen eine Abschiebung angedroht oder vollstreckt werden soll. Die Fluchtgeschichte der Kinder bedürfe einer eigenständigen Berücksichtigung.
Bischof Magaard: Flüchtlinge sollten schneller arbeiten können als bisher
Der Vizepräsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Bernd Heinemann (SPD), würdigte den Einsatz der Kirchen und Bürger für die Flüchtlinge im Land. "Wir in Schleswig-Holstein können stolz sein auf die Menschen, die Flüchtlinge empfangen und betreuen", sagte er vor über den über 100 Tagungsgästen. Der Schleswiger Bischof Gothart Magaard forderte, dass Flüchtlinge deutlich schneller als bisher arbeiten sollten. Dazu müsste ihre Qualifikation schneller erfasst werden.
Der Leipziger Erziehungswissenschaftler Simon Moses Schleimer forderte eine "interkulturelle Öffnung" der deutschen Gesellschaft. Die Vielfalt verschiedener Kulturen sollte angenommen und als Bereicherung angesehen werden. Zudem müsse bei der Integration der Menschen aus anderen Kulturen deren Familienverständnis beachtet werden. So sorgt in der Regel der Vater traditionell für den Lebensunterhalt der Familie. Wenn beispielsweise die Kinder in der neuen Heimat schneller integriert sind und eher am Arbeitsleben teilnehmen als er, sei das insgesamt eine schwierige Situation für ihn.