Kirchen bestürzt über Wahlerfolg der AfD in Sachsen-Anhalt
14. März 2016
Magdeburg. Die Kirchen in Sachsen-Anhalt haben bestürzt auf den Wahlerfolg der AfD in dem Bundesland reagiert. Er sei erschrocken über die große Zahl von Menschen im Land, die offenbar den Eindruck haben, dass sie nicht gehört und verstanden werden, sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, am Sonntagabend in Dessau-Roßlau.
Dieses Problem werde Sachsen-Anhalt nachhaltig beschäftigen. Es seien negative Konsequenzen zu befürchten, "wie sie in Sachsen bereits jetzt spürbar sind".
Es sollte jetzt eine stabile Regierungsbildung geben. Im Wahlkampf in Sachsen-Anhalt sei vielfach das demokratische System diffamiert worden, sagte Liebig. Die rechtspopulistische AfD hatte aus dem Stand heraus 24,2 Prozent der Wählerstimmen erreicht. Sie wurde damit zweitstärkste Kraft hinter der CDU (29,8 Prozent).
Die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann sagte, der hohe Zuspruch für die AfD signalisiere, dass viele Menschen verunsichert seien. Auf komplexe Fragen gebe es keine einfachen Antworten. Die AfD werde deshalb ihre Politik- und Demokratiefähigkeit in der parlamentarischen Arbeit und nicht nur auf der Straße unter Beweis stellen müssen. "Sachlich und kompetent für realistische Lösungen einstehen anstatt mit einfachen Parolen zu polarisieren und Ängste zu verstärken - daran werden sich die Abgeordneten der AfD im Landtag messen lassen müssen", sagte Junkermann.
Heinrich Bedford-Strohm zu den Landtagswahlen
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich zu den Landtagswahlen: "Die überragende Mehrheit der Deutschen will Schutz suchenden Menschen auch weiterhin Hilfe zukommen lassen. Millionen Deutsche engagieren sich für Flüchtlinge in unserem Land. Darüber sollten die sich abzeichnenden Ergebnisse für eine rechtspopulistische Protestpartei nicht hinwegtäuschen", so Bedford-Strohm. Die demokratischen Parteien sollten jetzt gemeinsam den Blick nach vorne richten. Eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise, entschlossene Integrationspolitik in Deutschland sowie schnelle Asylverfahren seien das beste Mittel gegen rechtsextreme Stimmungsmache in Deutschland, so der Bischof weiter.
Probleme lösen mit Herz und Verstand, nicht aber mit Wut und Hass
Der Bischof des katholischen Bistums Magdeburg, Gerhard Feige, sagte, verantwortungsbewusst und konstruktiv Probleme lösen könne man nur mit Herz und Verstand, nicht aber mit Wut und Hass. In Sachsen-Anhalt sollten auch weiterhin Solidarität, Weltoffenheit und ein friedliches Miteinander selbstverständlich sein.
Die AfD habe sich bislang als populistische Sammlungsbewegung Unzufriedener gezeigt. Sie habe vor allem im Osten Ängste und Vorurteile geschürt. Eine Frage sei, ob sich die Partei von rechtsradikalen Tendenzen genügend distanzieren und auch Empathie für Flüchtlinge und Asylsuchende zeigen werde.