Kirchenwahl 2022

Kirchengemeinderäte sind "Dreh- und Angelpunkt"

Pröpstin Petra Kallies hat das Gespräch mit den Gemeinderäten gesucht: Wie haben sich die Aufgaben in den vergangenen Jahren verändert? Und welche Herausforderungen kommen nun auf die neuen Kandidatinnen und Kandidaten zu?
Pröpstin Petra Kallies hat das Gespräch mit den Gemeinderäten gesucht: Wie haben sich die Aufgaben in den vergangenen Jahren verändert? Und welche Herausforderungen kommen nun auf die neuen Kandidatinnen und Kandidaten zu? © Guido Kollmeier

13. September 2022 von Kristina Tesch

In der Nordkirche werden im November neue Kirchengemeinderäte gewählt. Auf sie warten große Fragen und Herausforderungen, glaubt Petra Kallies, Pröpstin im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Sie hat vorab alle 17 Kirchengemeinderäte der Propstei Lübeck besucht und mit den Ehrenamtlichen über deren Arbeit gesprochen.

Die Kirchengemeinderäte sind „die Dreh- und Angelpunkte“ jeder Gemeinde, ohne sie funktioniert es nicht, sagt Petra Kallies. Die Arbeit in einem Kirchengemeinderat sei, je nach Größe der Gemeinde, wie die Leitung eines mittelständischen Unternehmens. Es gehe um Finanzen, Personal und Gebäudemanagement, sagt Kallies. Da brauche es schon eine gewisse „Affinität zu Verwaltungsvorgängen und zu Sitzungen“. Wer aber sage: 'Die Gemeinde ist mir ein wichtiger Ort', der sei in einem KGR „schon ganz richtig“.

Bei den Highlights geht es immer um Begegnungen

Zwei Drittel ihrer Reise hat die Pröpstin hinter sich, die mit drei Leitfragen unterwegs ist. Die Erste drehe sich um „die dicksten Bretter“ und die „echten Highlights“, die die Kirchengemeinderäte in der vergangenen Amtszeit erlebt haben. Einheitlich sei die Corona-Pandemie als größte Herausforderung genannt worden, so Kallies. „Das Gemeindeleben von vor Corona hat sich nicht wieder eins zu eins aufbauen lassen.“ Es fehlten Ehrenamtliche in den Chören, aber auch viele Jugendliche seien nach Corona nicht in den Gemeindealltag zurückgekehrt.

Auch bei den Höhepunkten habe sich eine klare Tendenz erkennen lassen. Oftmals seien Aktionen genannt worden, bei denen die Gemeinden „in Kontakt mit Menschen gekommen sind, mit denen sie ansonsten nicht in Kontakt kommen“. Und die Geschichte einer Gemeinde, die eine wunderbare Kirche und rund 70 Besucher im Sonntagsgottesdienst habe, hat Petra Kallies besonders überrascht: „Die haben ihre open-air-Gottesdienste genannt“, weil sie so auf eine ganz niedrigschwellige Art Menschen erreicht hätten, für die die Schwelle zur Kirche zu hoch sei.

Es braucht Menschen, die zwischen Konfirmation und Ruhestand stehen

Die zweite Frage richtete Kallies bewusst an die scheidenden Kirchengemeinderäte: „Was hättet ihr rückblickend an Fortbildung gebraucht?“. Insbesondere in den Bereichen Verwaltung und Organisation sei vieles komplizierter geworden als früher. Auch der Haushalt sei ein Thema, bei dem es künftig mehr Beratung brauche, so Kallies. Hinzu kämen Fragen rund um die Fusion von Gemeinden oder die Gründung von Pfarrsprengeln, bei denen der Kirchenkreis sich als Berater anbiete.

„Wie habt ihr in eurer Kirchengemeinderatsarbeit die Altersgruppe der 15- bis 30-Jährigen und der 30- bis 50-Jährigen im Blick?“. Häufig seien es Menschen, die voll berufstätig sind, Kinder oder pflegebedürftige Eltern zu Hause haben und „schlichtweg überhaupt keine Zeit haben“. Genau da stecke eine Gefahr, glaubt Kallies: „Wenn die Menschen zwischen Konfirmation und dem 50. Lebensjahr nichts mit der Kirche zu tun haben, könne das Thema Entfremdung einfach zu groß werden.“

Neue Formen der Verkündigung sind gefragt

Als Themen der künftigen Kirchengemeinderäte sehe sie unter anderem die Parochie, also die feste Zuordnung der Menschen zu einer Kirchengemeinde in Wohnortnähe. Doch die jüngere Generation sei es gewohnt, „frei zu entscheiden“ und sich die Gemeinde ebenso wie die Kita oder den Zahnarzt auszusuchen. Diese unsichtbaren Grenzen werden sich „nicht mehr lange tragen“, glaubt Kallies. Ebenso sei es mit dem Gottesdienst am Sonntagmorgen. Nur an Festtagen seien sie noch gut besucht, weswegen die Gemeinden schauen sollten: „Was für Formen, das Evangelium zu verkünden, gibt es sonst noch?“

Aktuell engagieren sich zwischen Geesthacht und Travemünde rund 500 Menschen ehrenamtlich in den Kirchengemeinderäten des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Dafür ist Petra Kallies dankbar. Dennoch fehlen für die anstehende KGR-Wahl noch Kandidaten in den Gemeinden. „Und ich finde, es ist eben wichtig, dass Leute dabei sind, die Lebenserfahrung oder auch eine Fachexpertise mitbringen“, sagt Kallies, aber „die Mischung macht's!“

Hintergrund 

Gewählt werden die Kirchengemeinderäte am 27. November 2022. Wahlberechtigt ist jedes Gemeindeglied, das am Wahltag das 14. Lebensjahr vollendet hat. Die Wahlkreuzchen macht man in der Kirchengemeinde, in der man auch Gemeindemitglied ist. In der Regel ist das die Gemeinde, der man durch den Wohnsitz zugeordnet ist (Es sei denn, man hat vorher einen Antrag auf Umgemeindung gestellt). Natürlich kann man ebenso die Briefwahl beantragen. Alles weitere dazu findet sich auf unserem Infoblatt zu den Wahlunterlagen

Noch bis zum 2. Oktober können Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeinderatswahl benannt werden. Der Wahlvorschlag kann die eigene Person oder eine andere betreffen. Wichtig ist nur, dass sich fünf weitere Personen finden, die die Kandidatur unterstützen. Mehr Informationen für Interessierte und Kandidierende finden sich hier.

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