Landesbischöfin zum Holocaust-Gedenktag: "Entschieden gegen jede Form von Hass und Gewalt"
24. Januar 2020
Am 27. Januar 2020 jährt sich die Befreiung des Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 75. Mal. Dieser Tag ist zugleich der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. "Angesichts der von Deutschen verübten Verbrechen gedenken wir mit Trauer und Scham der Opfer des Nationalsozialismus", so Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.
"Zugleich rufen wir uns die Botschaft im Ersten Teil der Bibel, der Juden und Christen gemeinsam ist, in Erinnerung: Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild und hat einen unverfügbaren Wert. Gott ist ein Gott der Liebe und des Lebens. Alles Leben sollen wir schützen. Wir gehören zusammen als eine Menschheit, wie auch immer wir glauben, beten, essen, lieben oder sprechen", so die Vorsitzende der Kirchenleitung der Nordkirche.
Kühnbaum-Schmidt: "Solidarisch an der Seite aller Jüdinnen und Juden"
Erneut breite sich menschenverachtendes Gedankengut in unserem Land aus, so Kühnbaum-Schmidt weiter. "Angesichts von antisemitisch und rechtsextremistisch motivierten Anschlägen auf jüdische Menschen und auf ihre Einrichtungen bezeugen wir die bleibende Treue Gottes zu seinem Volk Israel. Wir stellen uns solidarisch an die Seite aller Jüdinnen und Juden. Wir wenden uns entschieden gegen jede Form von Marginalisierung, Hass und Gewalt gegenüber einzelnen gesellschaftliche Gruppen.“
Gedenkstunde im Schweriner Schloss
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt wird am Dienstag, 28. Januar, 18 Uhr an der Gedenkstunde des Landtages Mecklenburg-Vorpommern für die Opfer des Nationalsozialismus im Plenarsaal des Schweriner Schlosses teilnehmen. Die Rede wird Yochanan Ron Singer, Überlebender der Shoah und Präsident des Weltverbandes der Bukowiner Juden, halten.
Weitere Termine: Landeszentrale für politische Bildung MV
In der Nordkirche gibt es in den kommenden Tagen zahlreiche weitere Gedenkveranstaltungen, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Wir haben eine Auswahl zusammengestellt:
Der Kirchenkreis Altholstein, die katholische Kirche, die Stadt Neumünster sowie der Runde Tisch für Toleranz und Demokratie laden in Neumünster gemeinsam zu einer Gedenkveranstaltung ein. Am Montag, 27. Januar 2020, um 17 Uhr findet zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zunächst ein ökumenischer Gottesdienst in der Vicelinkirche Neumünster statt.
Die Predigt hält Propst Stefan Block. Um 18.30 Uhr folgt dann eine Gedenkfeier im Foyer des Neuen Rathauses mit anschließender Kranzniederlegung im Innenhof des Rathauses.
Gedenkgottesdienst im Lübecker Dom
Bereits zum 10. Mal findet der Gedenkgottesdienst für die Opfer des Nationalsozialismus im Lübecker Dom statt. Am Montag, 27. Januar um 18 Uhr wird es gemeinsam mit der Liberalen Jüdischen Gemeinde Lübeck, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Lübeck und Schülerinnen und Schülern der Oberschule zum Dom in diesem Jahr eine jüdisch-christliche Dialogpredigt geben. Der Kantor der Liberalen Jüdischen Gemeinde wird das Totengebet für die Millionen ermordeten jüdischen Menschen singen.
Schleswig-Holsteinischer Landtag: Gedenkmonat
Der "Arbeitskreis 27. Januar Schleswig" lädt zu einer Matinee am Sonntag, 26. Januar, um 12 Uhr in die Domhalle Schleswig ein. Es sollen Berichte, Briefwechsel, Gedichte, Lieder und Erzählungen von Menschen, die das Konzentrationslager Ausschwitz durchlitten haben und überlebten, zu hören sein, heißt es in der Ankündigung vom Kirchenkreis Schleswig-Flensburg.
Die landesweite Gedenkveranstaltung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie MV zu den Opfern von Zwangssterilisation und "Euthanasie" ist am Montag (27. Januar) in Güstrow vorgesehen. Sie beginnt um 10.30 Uhr im Dom. Nachmittags werden im Landkreisamt Patientenakten gelesen, Bücher vorgestellt und Vorträge gehalten.
Gedenkveranstaltung Dokumentationsstätte Barth
Am 27. Januar findet um 10 Uhr eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal für das KZ Barth unter Beteiligung des Gymnasialen Schulzentrums Barth, der Evangelischen Gemeinde sowie anderer Vertreter der Öffentlichkeit statt.
Lesung im Hamburger Michel
Im der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis wird der Gedenktag seit dem Jahr 1997 traditionall mit einer Lesung begangen. Zum 75. Jahrestag wird die Autorin Dagmar Fohl am 27. Januar um 18 Uhr aus ihrem neuen Roman "Frieda" lesen. Der Roman schildert das Leben und Schicksal der Malerin Elfriede Lohse-Wächtler, die in einer Lebenskrise den menschenverachtenden Umgang mit psychisch kranken Menschen im Nationalsozialismus erleben und erleiden muss.
Bertini-Preis für knapp 100 Hamburger Schüler
Insgesamt 97 Hamburger Schülerinnen und Schüler werden am Montag (27. Januar, 14 Uhr) im Ernst-Deutsch-Theater mit dem Bertini-Preis zur Erinnerung an die NS-Opfer geehrt. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Theater-Intendantin Isabella Vértes-Schütter und Bischöfin Kirsten Fehrs werden die Preise an die Jugendlichen übergeben.
Vier Theaterstücke werden in diesem Jahr ausgezeichnet: "Wir wären alle nicht hier" ist ein Stück von 21 Schülern der Ida Ehre Schule in Harvestehude. 19 Jugendliche des Gymnasiums Süderelbe erinnern an die im KZ-Außenlager Neugraben inhaftierten 500 jüdischen Frauen. "Das Kinderkrankenhaus Rothenburgsort" wurde von 27 Schülern der Stadtteilschule Bergedorf entwickelt. "Halimahs Erwachen - lieber tot als ehrenlos!" ist ein Theaterstück von 30 Schülern des Helmut-Schmidt-Gymnasiums in Wilhelmsburg.
Ökumenische Andacht im Mahnmal St. Nikolai
Im Mahnmal St. Nikolai wird um 19 Uhr eine ökumenische Andacht gehalten von Hauptpastor und Propst Martin Vetter (Hauptkirche St. Nikolai) und Pfarrer Jacek Bystron (Polnische Katholische Mission). Anschließend wird die Sonderausstellung "Im Reich der Nummern, wo die Männer keine Namen haben.“ Die Ausstellung stellt anhand von zwölf gut belegten Biographien Schicksale von nach dem November-Pogrom in Sachsenhausen internierten jüdischen Männern und ihren Familien vor. Kinder und Enkelkinder berichten, wie Deportation, Flucht und Exil das Leben ihrer (Groß-)Eltern beeinflussten und welche Bedeutung diese Erfahrungen heute in den betroffenen Familien haben.