Unterstützung für Abschiebestopp nach Afghanistan

Landesbischof Ulrich: "Die Sicherheitslage muss neu bewertet werden"

Schon im Februar ist für einen Abschiebestopp nach Afghanistan in 13 deutschen Städten demonstriert worden.
Schon im Februar ist für einen Abschiebestopp nach Afghanistan in 13 deutschen Städten demonstriert worden.

29. Mai 2017 von Anne-Dorle Hoffgaard, Lena Modrow

Für einen bundesweiten Abschiebestopp nach Afghanistan setzt sich die Erste Kirchenleitung der Nordkirche ein. Sie fordert die Innenministerkonferenz (IMK) auf, bei ihrer nächsten Sitzung vom 12. bis 14. Juni in Dresden einen entsprechenden Beschluss zu fassen. Dies sei zum Schutz der Menschen dringend geboten.

In seinem Schreiben an den Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Staatsminister Markus Ulbig (Freistaat Sachsen), appelliert Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin) an die Innenministerkonferenz, „zu einer guten, verantwortlichen Entscheidung hinsichtlich der Abschiebepraxis in Deutschland zu gelangen“. Er bittet die Innenminister, die Sicherheitslage in Afghanistan aktuell zu bewerten und dabei die humanitären Gesichtspunkte besonders zu berücksichtigen. „Eine Abschiebung in Sicherheit und Würde scheint uns in Afghanistan derzeit nicht gewährleistet zu sein“, so Ulrich, der zugleich Vorsitzender der Ersten Kirchenleitung ist.

Acht schwere Anschläge seit Jahresbeginn in Kabul

Die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan ist laut Ulrich weiterhin sehr hoch. Am 31. Mai wurden bei einem Selbstmordanschlag vor der Deutschen Botschaft in Kabul mehrere Dutzend Menschen getötet, Hunderte wurden verletzt. Es ist der achte schwere Anschlag seit Jahresbeginn in der afghanischen Hauptstadt. Insgesamt verzeichnet die UN Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA) in ihrem Bericht vom April 2017 einen Anstieg der Zahl ziviler Opfer insbesondere unter Frauen und Kindern. „Wir hielten es für geraten, Abschiebungen nach Afghanistan erst dann wieder zu vollziehen, wenn sich die dortige Situation dauerhaft gefestigt hat“, heißt es in dem Schreiben.

Viele junge Afghanen sind verunsichert

Zugleich berichtet Landesbischof Gerhard Ulrich „von einer starken Verunsicherung unter jungen Afghanen, die sich hier in Deutschland in Integrationsmaßnahmen befinden und auf ihre Anerkennung warten.“ Durch die Abschiebungen der vergangenen Wochen hätten sie jegliche Hoffnung auf eine Zukunft in Deutschland aufgegeben.

Diskussion um Verlängerung des Abschiebestopps in Schleswig-Holstein

Hintergrund der Diskussion in der Ersten Kirchenleitung ist ein Antrag des schleswig-holsteinischen Innenministers Stefan Studt (SPD) an den Bundesinnenminister auf Zustimmung zu einer Verlängerung des Abschiebestopps in Schleswig-Holstein, einem der drei Bundesländer (neben Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg), die zum weitaus größten Teil im Bereich der Nordkirche liegen. Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) hatte bereits im Februar 2017 den Schritt der Kieler Landesregierung, Abschiebungen nach Afghanistan für eine begrenzte Zeit zu stoppen, ausdrücklich begrüßt. Die Erste Kirchenleitung setzt sich zudem für eine Bleiberechtsregelung für afghanische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Deutschland ein.

SPD begrüßt Forderung der Kirchenleitung

Die SPD-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag begrüßte die Forderung der Kirchenleitung. Eine Rückkehr nach Afghanistan in Sicherheit und Würde könne derzeit nicht garantiert werden, sagte die flüchtlingspolitische Sprecherin, Serpil Midyatli. Mit dem vorläufigen Abschiebestopp Schleswig-Holsteins werde sichergestellt, dass Kriegsflüchtlinge in Frieden in Deutschland leben können.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite