Mecklenburger Dorfkirchenverein: Kochen wie in der verlorenen Heimat
16. Dezember 2015
Bad Doberan. Der Dorfkirchenverein Retschow hat ein Flüchtlings-Kochbuch mit Rezepten "aus der verlorenen Heimat" herausgebracht. Die Rezepte stammen aus Ostpreußen und Schlesien, aus Afghanistan und dem Irak.
Die Rezepte stammen aus Ostpreußen und Schlesien, aus Afghanistan und dem Irak. Der Dorfkirchenverein Retschow bei Bad Doberan (Landkreis Rostock) hat in dieser Woche sein neues "Flüchtlings-Kochbuch" mit 58 handgeschriebenen Rezepten herausgegeben. Sie wurden aufgeschrieben von Flüchtlingen, Vertriebenen und Zwangsumgesiedelten aus der Zeit um 1945 bis 2015. Auch Kinder und Enkel haben sich beteiligt.
Erinnern und bewahren
Mit dem Kochbuch will der Förderverein auch daran erinnern, dass es seit jeher Flüchtlinge, Vertriebene und Umgesiedelte gab, die ihre Heimat aus Angst um ihr Leben verlassen mussten. Zugleich sollen "kostbare Rezepte" davor bewahrt werden, für immer verloren zu gehen.
Von Hikmat Al-Sabty, der aus dem Irak stammt und für die Linke im Schweriner Landtag sitzt, stammt ein arabisches Rezept für Lamm-Schmortopf. Von Mohamed aus Afghanistan findet sich im Kochbuch nicht nur ein Rezept aus der alten Heimat, sondern auch eine kurze Beschreibung seines Fluchtweges nach Berlin. Der Intendant des Rostocker Volkstheaters, Sewan Latchinian, steuerte ein Rezept für "Armenisches Linsenlamm" bei. Die meisten Kochanleitungen stammen von Menschen, die Ende des Zweiten Weltkrieges nach Mecklenburg kamen.
Hilfe für die Dorfkirche
Anfang der Woche konnte der Förderverein die ersten 500 von 2.000 Exemplaren aus der Druckerei abholen. 60 vorbestellte Bücher sind bereits auf dem Weg nach Hamburg, Bremen, Hannover und Dresden. Die meisten Kochbücher werden an 20 Anlaufstellen in der Region Rostock verteilt. "Viele haben schon darauf gewartet, dass das Kochbuch endlich erscheint", sagt Christine Breitbach, Pastorin im Ruhestand und Vorsitzende des Dorfkirchenvereins Retschow.
Das Kochbuch kostet fünf Euro. Der Erlös kommt der mittelalterlichen Dorfkirche in Retschow zugute. Jährlich 10.000 Euro will der Förderverein aufbringen, damit die Kirchengemeinde ihren Eigenanteil für die Bauarbeiten an der Dorfkirche leisten kann. Seit 2009 wurden bereits knapp 450.000 Euro in die Sanierung der Außenmauern investiert. Im nächsten Jahr soll für etwa 130.000 Euro das Dach saniert werden. Mit seinem "Kirchen-Back-Buch" von 2012 war der Verein bereits erfolgreich. Dieses Buch ist in dritter Auflage erschienen und wurde schon über 5.000 Mal verkauft.
Kontakt:
Förderverein zur Erhaltung der Dorfkirche Retschow e.V.
Fulgengrund 8, 18211 Retschow
<link link-email>fritz.jenning@t-online.de