Musik und Klönschnack am "Tag des Friedhofs"
16. September 2022
Bundesweit laden Gemeinden am 18. September zum "Tag des Friedhofs" ein, darunter auch einige in Schleswig-Holstein. Sie wollen zeigen, wie Bestattungskultur sich wandelt und dass Friedhöfe längst mehr sind als eine Ansammlung von Reihengräbern.
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Mit dem Herbst rückt für viele Menschen die Erinnerung an frühere Zeiten in den Fokus - und damit das Gedenken an Verwandte und Freunde, die gestorben sind. Am Sonntag (18. September) findet dazu bundesweit der „Tag des Friedhofs“ statt.
In Schleswig-Holstein beteiligen sich zwar nur vereinzelt Kirchengemeinden, etwa in Ratzeburg und in Herzhorn nahe der Elbe. Doch dort sorgen engagierte Mitwirkende mit Musik, Kino, Führungen und Infoständen dafür, den Friedhof erlebbar zu machen.
"Friedhöfe sind Orte des Lebens"
So lädt die Kirchengemeinde St. Petri in Ratzeburg am Sonntag zum Tag der offenen Tür auf den Friedhof an der Seedorfer Straße und „Am Steindamm“ ein. Mit dabei ist der Friedhofsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, Bernd Jacob. „Friedhöfe sind Orte des Lebens, der Begegnung und der Kultur“, sagt er. Immer noch gebe es das herkömmliche Bild in den Köpfen vieler Menschen von langen Reihen mit Gräbern in Normgrößen. „Doch da tut sich seit vielen Jahren sehr viel, weil die Bedürfnisse der Menschen anders werden.“
Gräber unter Obstbäumen
Wichtige Orte seien etwa Rosen- oder Schmetterlingsgärten auf den Friedhöfen, wo die Menschen hingehen und durchatmen könnten. Gefragt seien Areale, an denen getrauert, aber nichts gepflegt werden müsse. Dazu zählten auch Sargbestattungen unter Bäumen, die mittlerweile auch auf kirchlichen Friedhöfen angeboten werden. Auf einem Gottesacker wurde ein Obstgarten angelegt, so dass die Menschen sich unter Apfelbäumen begraben lassen können.
„Wie klingt eigentlich ein Friedhof?“
Anja Nitz, im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg für Kultur und Kirche zuständig, stellt sich zum Tag des Friedhofs die Frage: „Wie klingt eigentlich ein Friedhof?“. Sie möchte die kirchlich geführten Anlagen möglichst niedrigschwellig mit Kultur und Leben füllen und hat dazu mit der St.-Petri-Gemeinde in Ratzeburg ein buntes Programm auf die Beine gestellt. So wird es nach einem Eröffnungsgottesdienst um 11 Uhr Auftritte von Bläserchören und einer Kirchen-Popband geben.
Bis heute sei ein Friedhof ein von vielen Menschen ausgeblendeter Ort, findet Nitz. „Wir leben so extrem in der Gegenwart. Dass dieses Jetzt einmal ein Ende haben wird, damit möchte sich kaum jemand beschäftigen.“ Dabei helfe der Friedhof einem dabei, zu sich zu kommen. Zugleich sehe sie einen Zwiespalt, sowohl alltägliches Leben als auch Trauer auf dem Friedhof zu ermöglichen. Es müsse auf Friedhöfen immer noch die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen. „Wenn ich frisch meinen Vater oder Ehemann beerdigt habe, ist es vielleicht gar nicht so leicht auszuhalten, wenn drumherum das Leben sichtbar weitergeht.“
Grab von Ernst Barlach in Ratzeburg
Der Bildhauer Ernst Barlach (1870-1938) etwa ist in Ratzeburg bestattet. Dazu wird am 18. September auf dem Friedhof ein Schild enthüllt und auf sein Werk hingewiesen. Die Gemeinde stellt sich vor, auch Bestatter und Floristen präsentieren ihre Aufgaben. Abschluss und Reisesegen sind um 15.30 Uhr geplant.
Wildfrüchte gedeihen in Herzhorn
Auch auf dem Friedhof Herzhorn im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf werden zum Tag des Friedhofs Aktionen angeboten. Der Freundeskreis des Friedhofs lädt um 14 Uhr zu einer Wildfruchtführung mit Marmeladenverkostung ein, ab 15 Uhr gibt es einen Klönschnack an der Osterkapelle. Am Tag zuvor wird dort um 19.30 Uhr der Kinofilm „Harold & Maude“ gezeigt.