Welthospiztag: Was zählt, ist der Wunsch des Sterbenden
08. Oktober 2025
Die Erfüllung letzter Wünsche, eine behagliche Atmosphäre, ein individueller Tagesablauf: Hospize und Hospizdienste begleiten Sterbenden, um ihnen einen Abschied in Würde zu ermöglichen. Am 11. Oktober, dem Welthospiztag, wollen wir auf ihre wchtige Arbeit aufmerksam machen.
Der letzte Weg ist oft kein einfacher. Denn er bedeutet sowohl für den Sterbenden selbst als auch für die Angehörigen einen körperlichen und seelischen Kraftakt. Hospize und Hospizdienste ermöglichen einen geschützten Raum für letzte Wünsche und das Loslassen in Würde.
Individuelle Wünschen zählen
Eine Einrichtung, die sterbende Menschen begleitet, ist das neue Hospiz in Güstrow. Das stationäre Hospiz der Diakonie hat zehn Plätze. Eröffnet wurde es im Juli 2025. Wer hierhin kommt, bereitet sich auf das Sterben vor. Dazu gehört, letzte Wünsche zu äußern, gemeinsam zu weinen und auch zu lachen.
Aus dem Archiv: Unsere Nachricht zur Eröffnung des Hospizes Güstrow im Juli
Was hier zählt, ist der Wunsch der Sterbenden. Sie werden durchgehend begleitet, können individuell entscheiden, wann sie essen, duschen, schlafen wollen. Es gibt keinen festen Tagesablauf, auf jeden Gast wird eingegangen.
Unsere Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hat das Hospiz der Diakonie besucht. Mehr dazu in unserem Film.
Der Aufenthalt dort ist für Gäste und Familien kostenfrei, die Krankenkassen übernehmen die Kosten.
Das Problem: Oft ist die Warteliste auf einen Platz lang. Um auf jeden Fall berücksichtigt zu werden, stehen manche Menschen gleich auf mehreren Listen, was die Lage jedoch weiter zuspitzt. Hilfreich wäre hier ein zentrales Anfrageregister, sagen Fachleute.
Mehr Aufklärung über Hospizalltag nötig
Fachleute fordern deshalb schon lange mehr Aufklärung über die Einrichtungen und ihre konkreten Angebote.
Viele Menschen, sagt Bettina Orlando, dächten, dass in ihrer Einrichtung nur vor Schmerz gestöhnt und gestorben werde. Doch diese Vorstellung sei schrecklich – und auch schrecklich falsch, sagt die Geschäftsführerin des Hospizes am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg.
Schöne Momente sollen im Vordergrund stehen
Das sei eine Wissenslücke mit erheblichen Folgen, denn oft würden Hospize zu spät kontaktiert. Nämlich erst dann, wenn eine Familie akute Hilfe brauche. Auch in der Hamburger Einrichtung gebe es eine Warteliste. Aktuell stehen darauf 60 Namen. Insgesamt verfügt das Haus über 14 Betten.

Um die Situation sterbender Menschen in Deutschland grundsätzlich zu verbessern, wäre unbedingt mehr Aufklärung wichtig, sagt Orlando. Vor allem über den Charakter stationärer Hospize. Denn es seien Orte, in denen die schönen Momente im Vordergrund stehen.
Das Versorgungsnetz wächst
Wer ins Hospiz darf, ist gesetzlich festgelegt. Dafür muss eine nicht mehr behandelbare Erkrankung sehr weit fortgeschritten sein. Benno Bolze, Geschäftsführer des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands, bestätigt, dass kurzfristige Aufnahmen ins Hospiz bundesweit schwierig sein können.
Aber: Nicht jeder, der auf der Warteliste stehe, müsse dringend ins Hospiz. Insgesamt stieg die Nachfrage, weil die Arbeit der Hospize bekannter geworden sei. Gleichzeitig wurde auch das Versorgungsnetz ausgedehnt: 1996 gab es bundesweit 30 stationäre Hospize für Erwachsene. Heute existieren rund 270.
Wunsch nach "Hospiz-Feuerwehr"
Um die Situation für Menschen in der letzten Lebensphase zu verbessern, wäre laut Brigitte Gehle vom Hospiz in Gütersloh auch eine bessere hospizliche Versorgung im Pflegeheim nötig. Außerdem bräuchte es eine Art ambulanter „Hospiz-Feuerwehr“, die in der Sterbephase zu den Patienten nach Hause kommt „und auch über Nacht bleibt“.