Neue Blicke auf Barlachs Skulpturen und Dramen
06. Januar 2020
Die neue Jubiläumsausstellung im Hamburger Ernst Barlach Haus widmet sich dem Spannungsfeld zwischen Barlachs Skulpturen und seinen Dramen. Barlachs groteske, zum Teil brutale Dramen zeigten sein Ringen um den Sinn des Daseins, sagte Museumsleiter Karsten Müller bei der Präsentation.
Im Kontrast zu den eher beruhigenden Skulpturen biete die Ausstellung damit die Chance, das traditionelle Barlach-Bild aufzubrechen. Die Ausstellung "Werden, das ist die Losung" ist bis zum 22. März zu sehen. Barlach wurde vor 150 Jahren, am 2. Januar 1870, in Wedel (bei Hamburg) geboren.
Ausstellung "Werden, das ist die Losung"
Konzipiert wurde die Ausstellung gemeinsam mit zwölf Studierenden der Kunstgeschichte der Universität Hamburg. Sie gestalteten jeweils eigene Themenräume. So stellten sie traditionelle Handpuppen aus dem Lübecker Figurenmuseum Barlachs "Fries der Lauschenden" gegenüber. Hintergrund ist, dass Barlach in seinen Aufzeichnungen seine Holzskulpturen mit Handpuppen oder Marionetten für Museen und Galerien verglichen hatte.
Der Themenraum zu Krieg und Migration widmet sich Barlachs anfänglicher Kriegsbegeisterung, die sich später zu einem Pazifismus entwickelte. Der Raum "Im Zauberwald" zeigt vor allem Zeichnungen und Grafiken mit bunten, fantastischen Wesen. Ein weiterer Raum widmet sich seinen Hexen-Darstellungen.
Die Ausstellung wolle bewusst keine Retrospektive sein, betonte Müller. Die Frage sei vielmehr: "Wo steht Barlach heute?". Seine Skulpturen vermittelten häufig etwas Abgeschlossenes. Die Ausstellung wolle dagegen einen Prozess des Neuaneignung anstoßen. "Es geht nicht darum, fertig zu sein."
Auseinandersetzung mit dem Christentum
Die Barlach-Skulptur "Der Asket" steht einer Buddha-Figur aus dem Hamburger Weltkulturmuseum am Rothenbaum gegenüber. Barlach habe sich intensiv mit dem Christentum auseinandergesetzt, so Müller. Sein Interesse habe aber auch anderen Religionen gegolten. Insbesondere der Buddhismus habe ihn künstlerisch inspiriert.
Theater-Plakate, Fotos und Zeitungsausschnitte dokumentieren die Wirkung von Barlachs Dramen. Die neu erschienenen Briefe zeigten, so Müller, welch weit verzweigten Kontakte er von Güstrow aus in die Künstler-Szene der Weimarer Republik hatte.
Als Kontrast zu Barlachs Holzskulpturen hat der Berliner Künstler Marten Schech im Innenhof des Museums Kunstinstallationen mit Bäumen ausgestellt, die zudem einen Bezug zum umgebenden Jenisch-Park herstellen.