Nach Amoklauf in Hamburg

Ökumenisches Gedenken in Hamburg: Wir bitten um Trost und Frieden

Wir bitten um Trost für alle, die den Opfern nahestehen. Um Liebe, Stärke und Frieden.
Wir bitten um Trost für alle, die den Opfern nahestehen. Um Liebe, Stärke und Frieden.
Hauptpastor Jens-Martin Kruse, Erzbischof Stefan Heße und Bischöfin Kirsten Fehrs sprechen ein gemeinsames Gebet für alle, die voller Schmerz und Angst sind.
Hauptpastor Jens-Martin Kruse, Erzbischof Stefan Heße und Bischöfin Kirsten Fehrs sprechen ein gemeinsames Gebet für alle, die voller Schmerz und Angst sind. © Stephan Pflug, Nordkirche

19. März 2023

Mit einem ökumenischen Gedenken in der Hamburger Hauptkirche St. Petri haben am Sonntag, 19. März, mehrere hundert Menschen ihren Schmerz und ihre Trauer über die Amoktat vom 9. März zum Ausdruck gebracht. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, das Erzbistum Hamburg und die Evangelische Nordkirche hatten dazu eingeladen.

Die Amoktat, bei der acht Menschen starben und mehrere teils schwer verletzt wurden, ereignete sich in einem Haus der Zeugen Jehovas. Der Gedenkgottesdienst soll keine eigene Trauerfeier der Zeugen Jehovas ersetzen. Mit ihm sollen jedoch alle, die den Opfern nahestehen und Anteil nehmen, Trost und Fürsorge erfahren.

Gedenkfeier: Blick in die Kirche
Hamburg trauert: In der Kirche St. Petri gedenken Vertreter:innen der Hamburger Bürgerschaft und des Senats zusammen mit Angehörigen, Freund:innen und Kolleg:innen der Opfer. © Stephan Pflug, Nordkirche

Wir bringen unseren Schmerz vor Gott 

„Diese Gedenkfeier ist auch eine Möglichkeit, einmal alles rauszulassen und vor Gott zu bringen: Angst, Trauer, Fassungslosigkeit und Schmerz. Denn die Opfer waren ja auch Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt: Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen“ sagte Erzbischof Dr. Stefan Heße bei der Eröffnung des ökumenischen Gedenkens.

Erzbischof Heße
Erzbischof Heße: "Mir ist dabei wichtig, dass wir nach all dem Geschehenen die Hoffnung auf eine friedlichere Welt nicht aufgeben."© Stephan Pflug, Nordkirche

„Zum Glück können wir Christen unsere Anliegen im Gebet vor Gott bringen. Mir ist dabei wichtig, dass wir nach all dem Geschehenen die Hoffnung auf eine friedlichere Welt nicht aufgeben. Je unüberwindbarer die Schwierigkeiten und je düsterer die Aussichten auf Sicherheit und Frieden erscheinen, umso eindringlicher muss unser Gebet sein und umso mehr müssen wir in dieser Stadt zusammenstehen“, ergänzte Erzbischof Heße. 

Matthias Gruber spielt zum Gedenken an die Opfer der Gewalttat.
Bewegend: Musiker Matthias Gruber spielt zum Gedenken an die Opfer der Gewalttat. © Stephan Pflug, Nordkirche

Gott war da – in den zupackenen Händen und empfindsamen Seelen

Bischöfin Kirsten Fehrs fragte in ihrer Predigt: „Wo bist du Gott? Wenn ein Amokläufer wahllos um sich wütet und schießt und Menschenleben auslöscht, wenn eine Stadt in Ausnahmezustand gerät und Angst um sich greift.“

Bischöfin Fehrs
Bischöfin Kirsten Fehrs gibt Zuversicht, dass am Ende nicht das Böse, sondern die Liebe überdauern wird. © Stephan Pflug, Nordkirche

Und sie antwortete den Besuchern des Gedenkens: „Für mich war Gott genau in Ihnen anwesend. In Ihnen, den Mitmenschen mit den rettenden Händen und rettenden Worten. In Ihnen, die mit so viel Mut eingegriffen haben. Die mit Herz und Hingabe Leib und Leben riskiert haben, um noch Schlimmeres zu verhüten. Gott war da – in Ihnen, die Wunden verbunden, Tote geborgen, Erschrockene umarmt, Nachbarn beruhigt haben. Polizisten, Kriseninterventionsteams, Sanitäter, Ärztinnen, Notfallseelsorger. So beeindruckend professionell Sie alle - ja, aber doch auch mit einer Seele, die empfindsam ist.“

Wir bitten um Trost, Liebe, Hoffnung und Frieden. Feuerwehrpastorin Erneli Martens entzündet eine der vier Kerzen.
Wir bitten um Trost, Liebe, Hoffnung und Frieden. Feuerwehrpastorin Erneli Martens entzündet eine der vier Kerzen. © Stephan Pflug, Nordkirche

„Möge nicht das Böse das letzte Wort haben, sondern die Liebe“

Bischöfin Fehrs sagte weiter: „Wir werden viel Kraft brauchen, auch in den nächsten Wochen und Monaten und Jahren. So viel Gewalt, so große Schuld lässt sich nur ganz allmählich erfassen und bewältigen. Und es ist eine gigantische Aufgabe, dass wir als Gesellschaft die Wahnwelten, die solche Täter sich bauen, rechtzeitig erkennen - um ihnen entschlossen entgegenzutreten und um uns und unsere Freiheit zu schützen.“

Notfallseelsorger Lutz Neugebauer spricht eine der vier Fürbitten.
Notfallseelsorger Lutz Neugebauer spricht eine der vier Fürbitten. © Stephan Pflug, Nordkirche

Sie appellierte an alle, zusammenzustehen und sich gegenseitig zu stärken. Sie bat: „Möge dieser Trost unsere Herzen erreichen und neue Kraft geben. Indem wir hier und heute abgeben, was uns innerlich belastet. Unser ohnmächtiges Warum und unsere verzweifelte Klage. Und indem wir – gemeinsam – das Vertrauen und den Glauben in uns stärken, dass das Böse nicht das letzte Wort haben wird. Sondern die Liebe.“

1. Fürbitte: Für die Angehörigen und die Opfer 

Allmächtiger Gott,
Menschen haben durch die Aktion eines Amoktäters ihr Leben verloren oder wurden schwer verletzt. Die Verstorbenen hinterlassen unfüllbare Lücken bei ihren Angehörigen. Für die Überlebenden wird nichts wieder so sein, wie es einmal war.

Gott des Trostes, 
sei bei den Angehörigen und den Überlebenden. Sei ihnen Trost und gib ihnen Kraft, Halt und Hoffnung. Schenke ihnen segensreiche Begegnungen und lass sie spüren, dass sie nicht allein sind.

Fürbittruf: Du Gott aller Menschen, 
Gemeinde: Wir bitten Dich, erhöre uns.

2. Fürbitte: Für die Einsatzkräfte 

Allmächtiger Gott,
als Einsatzkräfte sehen wir uns berufen, den Menschen dieser Stadt zu dienen. Dabei geraten wir oft an unsere Grenzen. Und nicht selten kommen wir zu spät, um Menschen vor Schaden zu bewahren. 
Wir bitten Dich:
Schenke uns in bedrohlichen oder unübersichtlichen Situationen einen klaren Kopf und lass uns weiterhin entschlossen handeln, wo es erforderlich ist.
Stärke und begleite uns, damit wir an Körper und Geist gesund bleiben; heile, was verletzt ist.  

Gott der Liebe,
wir sind nicht nur Einsatzkräfte. Wir sind auch Partner und Partnerinnen, Väter und Mütter, Kinder und Geschwister, Freund oder Freundin.
Wir bitten Dich:
Sei bei uns, wenn wir im Dienst unsere Lieben vermissen. 
Und sei bei ihnen, wenn sie uns vermissen und sich um uns sorgen.

Fürbittruf: Du Gott aller Menschen, 
Gemeinde: Wir bitten Dich, erhöre uns.

3. Fürbitte: Für die Nachbarschaft 

Du menschenliebender Gott… 
uns geht es nahe, was in unserer direkten Nachbarschaft Menschen aus Hass angetan wurde. Die Würde aber, die Du allen Menschen schenkst, kann keine Gewalttat nehmen, denn wir glauben Deinen Worten: Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. So vertrauen wir Dir alle Getöteten, Verwundeten und Leidtragenden an und auch unsere eigene Betroffenheit als Nachbarn.

Fürbittruf: Du Gott aller Menschen, 
Gemeinde: Wir bitten Dich, erhöre uns.

4. Fürbitte: Für den Frieden

Du Gott des Friedens, 
Schenk unseren Seelen und Herzen, die von Angst, Trauer, Wut, Fassungslosigkeit belegt sind, deine Liebe und deinen Frieden. 
Gib uns die innere Ruhe und Kraft bei jenen zu sein, die unsere Nähe, Hilfe und Gebete brauchen.
Zeig uns Mittel und Wege, wie wir gemeinsam Frieden und Vertrauen leben, für Gewaltlosigkeit und gegenseitiges Verständnis einstehen können; hier in Hamburg und in der Welt.

Lass dein Licht leuchten; als Segen und Trost, als Zeichen deiner Liebe für uns alle. 

Fürbittruf: Du Gott aller Menschen, 
Gemeinde: Wir bitten Dich, erhöre uns.

Während des Gedenkens wurden vier Kerzen entzündet: Je eine für die Betroffenen und die Opfer, für die Einsatzkräfte, für die Nachbarschaft und für den Frieden.

Für diese drei Personengruppen und den Frieden wurden auch die Fürbitten gehalten. Vorgetragen wurden sie von Notfallseelsorger Lutz Neugebauer (Erzbistum Hamburg), Polizeiseelsorger Patrick Klein (Nordkirche), Pastor Pavlo Vorotnjak (Pfarrei Heilig Geist), Pfarrerin Katri Oldendorff (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen). 

Gebet Gedenkfeier
Hamburgs Spitzenpolitiker gedenken mit einem stillen Gebet den Leidtragenden der Amoktat. © Stephan Pflug, Nordkirche

Carola Veit und Peter Tschentscher unter den Gottesdienstbesuchern 

Unter den Teilnehmenden des ökumenischen Gedenkens waren unter anderem die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit, der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Dr. Peter Tschentscher, die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, der Senator für Inneres und Sport Andy Grote sowie Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. Dazu weitere Senatorinnen und Senatoren der Freien und Hansestadt Hamburg sowie Abgeordnete des Deutschen Bundestages und Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft. 

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