Podiumsdiskussion

Ökumenisches Spitzengespräch: Gutes Klima bei Protestanten und Katholiken

Diskutierten in der Katholischen Akademie in Hamburg: Landesbischof Gerhard Ulrich (li.) und Erzbischof Stefan Heße
Diskutierten in der Katholischen Akademie in Hamburg: Landesbischof Gerhard Ulrich (li.) und Erzbischof Stefan Heße© epd-Nord,Thomas Morell

08. April 2016 von Simone Viere

Hamburg. Die Beziehungen zwischen evangelischer und katholischer Kirche in Norddeutschland sind offenbar bestens. Der Weg der Ökumene sei "etwas Wunderbares", schwärmte der evangelische Landesbischof Gerhard Ulrich am Donnerstagabend in der Katholischen Akademie in Hamburg.

Die tiefe Gemeinsamkeit zeige sich beispielsweise ganz konkret in der ökumenisch getragenen Flüchtlingshilfe, ergänzte der katholische Erzbischof Stephan Heße. Die beiden Spitzentheologen waren erstmals zu einem öffentlichen Gespräch zusammengekommen. Heße war am 14. März 2015 zum Bischof geweiht und in sein Amt als Erzbischof von Hamburg eingeführt worden.

Was ist aufregend an der anderen Kirche?

Auf die Frage, was die beiden Bischöfe an der jeweils anderen Kirche positiv wie negativ "aufregend" fänden, hob Landesbischof Ulrich die Liturgie hervor, die besonders in der katholischen Kirche "mehr als nur ein Gottesdienstablauf" sei. Augenzwinkernd verwies er auf die Hierarchie, in der das Wort des katholischen Bischofs ganz besonderes Gewicht habe. Als Wunsch formulierte er einen Zugang zum geistlichen Amt auch für Frauen.

Erzbischof Heße lobte die hohe Wertschätzung der Protestanten für die Bibel: "Ich glaube, dass wir als Katholiken da von den Protestanten viel gelernt haben." Andererseits seien unterschiedliche Sichtweisen zum geistlichen Amt und zu den Sakramenten "schmerzliche Dinge, die uns voneinander trennen". Notwendig sei ein intensiverer Dialog, "ohne aus allem ein Einerlei zu machen". Beide Seiten sollten für die nahe Zukunft jedoch nichts voneinander erwarten, "was im Moment noch nicht reif ist, sondern mutig Wege gehen und auch beten, um einander näherzukommen".

Kritik: Zu wenig Besucher im Gottesdienst

Kritischer äußerten sich die beiden Theologen dagegen über ihre eigene Kirche. Wenn nur eine Minderheit der Kirchenmitglieder regelmäßig einen Gottesdienst besucht, wird eine großartige spirituelle Chance zu wenig genutzt, so Landesbischof Ulrich. Viele Christen hätten Schwierigkeiten, über ihren Glauben zu sprechen. "Religiöser Analphabetismus" behindere auch den christlich-islamischen Dialog. Ulrich: "Dialogfähig ist nur, wer seine eigenen Wurzeln kennt."

Erzbischof Heße beklagte, dass in den Gemeinden vor allem über Geld, Räume und Personal gesprochen werde. Statt des biblisch gebotenen "ein Herz und eine Seele" erlebe er hier häufig "Hauen und Stechen". Es genüge auch nicht, wenn die Gemeinden ihre Türen öffneten, damit allein würde sich weder für die Menschen drinnen noch für die draußen viel verändern: "Wir müssen auch hinausgehen." Gemeinden hätten vor allem die Aufgabe, Christus in das Zentrum des Lebens zu rücken - "alles andere ist Zutat." Heße: "Das Geistliche darf nicht die fromme Soße sein, die wir darüber kippen."

Flüchtlingshilfe ein "gelebtes Zeugnis aus dem Glauben"

Einig waren sich Ulrich und Heße auch darin, dass das Engagement für Flüchtlinge ein wichtiger Beitrag der Kirchen für die Integration sei. Flüchtlingshilfe sei "gelebtes Zeugnis aus dem Glauben", sagte Ulrich. Bei vielen Menschen seien aber auch Ängste entstanden. Offenbar würden sich viele Flüchtlingsgegner im eigenen Land "heimatlos" fühlen. Viele hätten keine Arbeit und fühlten sich überflüssig.

Die Flüchtlinge würden auch die Kirchen verändern, sagte Heße, der Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist. Unter den Menschen, die nach Deutschland gekommen seien, habe die Religion vielfach einen höheren Stellenwert als bei vielen Deutschen. 

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite