Ehrenamt

"Post mit Herz": Karten schreiben gegen die Einsamkeit

Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren 855.519 Karten über „Post mit Herz“ verschickt.
Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren 855.519 Karten über „Post mit Herz“ verschickt. © Antonio Suarez, iStockphoto

02. Dezember 2025 von Nadine Heggen

Mit handgeschriebenen Karten an Senioren, Geflüchtete und Obdachlose setzt die Aktion "Post mit Herz" zu Weihnachten ein Zeichen gegen Einsamkeit. Ab 3. Dezember können sich soziale Einrichtungen und Kartenschreiber registrieren.

Alles begann vor fünf Jahren mit einem Überschuss an Postkarten. Die Hamburgerin Rumi Kirjakov hatte von der Druckerei einen ganzen Schwung Fehldrucke bekommen, den sie in ihrem Online-Shop nicht verkaufen konnte. „Zum Wegschmeißen waren die Karten aber zu schade“ sagt sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit Freunden wollte sie die Karten schreiben und mit Keksen an Obdachlose verteilen. „Wir dachten aber dann: Das geht auch größer.“

Die Corona-Pandemie führte damals kurz vor Weihnachten 2020 zum Lockdown, es gab viele Beschränkungen. „Während wir uns noch in kleinen Gruppen treffen durften, waren die Menschen in Pflegeheimen komplett isoliert. Wir hatten die Idee, ein Zeichen gegen Einsamkeit zu setzen“, sagt Kirjakov. Mit zehn Freundinnen und Freunden gründete sie kurzerhand die Aktion „Post mit Herz“.

Aktion startete im Dezember 2020

Im Dezember 2020 riefen sie bundesweit soziale Einrichtungen dazu auf, sich bei ihnen zu registrieren. Im Gegenzug konnten sich freiwillige Kartenschreiber melden, die ihre Post in die Einrichtungen schickten. Schon bei der ersten Aktion gingen die Zahlen durch die Decke. „Wir hatten mit etwa 100 Menschen gerechnet, denen wir auf diesem Weg liebe Post zu Weihnachten bescheren. Am Ende wurden gleich beim ersten Mal 36.597 Karten verschickt“, erinnert sich Kirjakov.

Seitdem ruft das Team, das nur aus Ehrenamtlichen besteht und seine laufenden Kosten über Spenden finanziert, jedes Jahr zu Ostern und Weihnachten zum Kartenschreiben auf. In diesem Jahr können sich Einrichtungen und Schreiber ab dem 3. Dezember auf der Internetseite von „Post mit Herz“ registrieren. Kartenschreiber bekommen Adressen zugeschickt, an die sie ihre Briefe bis zum 17. Dezember schicken. In der Gestaltung sind sie frei, Karten können gekauft oder gebastelt werden. Der Text sollte lediglich geschlechtsneutral formuliert werden. Und von Herzen kommen.

Wer sich angemeldet hat und die Karten doch nicht schreiben kann, möge sich unbedingt melden, sagt Kirjakov. „Dann könne wir die Karten wieder freigeben. Sonst warten Menschen umsonst auf Weihnachtspost. Das wäre grausam.“

Einige begleitet die Karte das ganze Jahr über

In den Einrichtungen werden die Karten an Weihnachten verteilt. Die Resonanz sei sehr positiv, sagte Kirjakov. Und auch nachhaltig. Es seien auf diesem Weg schon viele Brieffreundschaften entstanden. „Manchmal schreiben die Angehörigen zurück, wenn ein betagter Mensch es nicht mehr kann.“ Einige Menschen begleite die Karte das ganze Jahr über. Die einen erfreuten sich an den Worten, andere an der Gestaltung. „Haptik und Handschrift haben eine viel persönlichere Note als eine Mail oder WhatsApp-Nachricht“, findet Kirjakov.

Die Zahlen geben ihr recht: Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren 855.519 Karten über „Post mit Herz“ verschickt. Bei den letzten beiden Aktionen meldeten sich über 1.700 Einrichtungen aus ganz Deutschland an. Und es könnten noch viel mehr Menschen Post bekommen. Kirjakov: „Unsere Kartenschreiber sind 'on fire'. Wenn unsere Aktion um Mitternacht startet, ist es ein bisschen so wie bei Tickets für Taylor Swift“, sagt sie scherzhaft. Die ersten Plätze seien schon nach ein paar Minuten weg.

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