Predigtpreis geht an Prädikantin der Nordkirche
04. Juni 2021
Die Carlower Prädikantin Anja Bergemann hat den zweiten Predigtpreis der Zeitschrift Pastoralblätter gewonnen. Die 55-Jährige ist seit zehn Jahren Laienpredigerin in ihrer Kirchengemeinde im Landkreis Nordwestmecklenburg. Über ihren Predigtstil sagt sie: "Es ist mir wichtig, die Texte ins Hier und Jetzt zu holen."
Dass ihre Predigt zum sechsten Sonntag nach Trinitatis so gut bei der Jury der Fachzeitschrift ankam, hat sie trotz ihrer langjährigen Erfahrung überrascht. "Ich hab einfach gedacht: Ich kann es ja mal versuchen. Im schlimmsten Fall höre ich gar nichts von den Leuten." Doch die meldeten sich einige Wochen später mit einem großen Lob – und Glückwünschen zum zweiten Preis.
Alltagsnahe Predigt
Geschrieben hat Anja Bergemann die Predigt so, als wenn sie für ihre eigene Gemeinde gedacht ist – schließlich müsse man mit dem Herzen dabei sein. Und so verwebt die Carlowerin, die im Hauptberuf technische Zeichnerin ist, ihre eigene Job- und Corona-Erfahrung mit dem Bibeltext Matthäus 28, 16-20. Sie erzählt von Zeitdruck und Ängsten, die sich in der Pandemie bei so manchem verstärken. Von großem Druck, dem einige durch Isolation entfliehen wollen und der einen verzagen lassen kann. Und dann erinnert sie an Jesus und seine Jünger, die ebenfalls verzweifelt über seinen Tod waren, bis sie die Botschaft erhielten nach Galiläa zu gehen, um dort auf einem Berg auf ihn zu warten.
Dort sehen sie ihn tatsächlich und erhalten seinen Auftrag, Gottes Botschaft hinaus in die Welt zu tragen und die Völker im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. Was sie erleben, ist ein ungeahnter Neuanfang, so Bergemann in ihrer Predigt. Neue Perspektiven, das Versprechen: hinter dem Horizont geht es weiter. "Diese Zusage an die Jünger gilt auch für uns heute", erläutert Bergemann.
Es kann anstrengend werden, aber es lohnt sich
"Gefangen in unserem Alltag, mit unseren Sorgen und Ängsten. Die so groß werden, dass der Blick sich nicht mehr nach oben richten kann. Doch dann kommt es anders. Ja, ich muss mich wohl auf den Weg machen. Anstrengend kann es auch werden. Auch ich muss auf einen Berg klettern, wenn ich in die Weite sehen will" – das ist die Botschaft ihrer Predigt, in der es heißt: "Jesus ist mir nahe – wenn ich ihn lasse."
Hinterm Horizont geht's weiter
Dazu hat sie ebenfalls Liedvorschläge eingereicht, darunter sind "Er weckt mich alle Morgen", "Herr, du hast mich angerührt" und "Vertraut den neuen Wegen". Ein Leitmotiv ihrer Predigt hat sie jedoch nicht aus dem Evangelischen Gesangbuch übernommen, sondern vom Panikrocker Udo Lindenberg: Sein Lied "Hinterm Horizont geht's weiter" soll Mut machen und daran erinnern, dass man zusammen stark ist.
"Es ist mir wichtig, eine Verbindung zur Alltagswelt herzustellen", sagt Bergemann. Das gehöre einfach zu ihrem persönlichen Stil und mache ihre Predigt authentisch. "Ich muss dazu stehen, was ich sage – und verteidige meine Texte auch", sagt sie. Die Jury hat sie im ersten Anlauf überzeugt. Ihre Gemeinde kennt die prämierten Predigt noch nicht. Zur passenden Zeit möchte sie sie aber auch noch halten, sagte Bergemann. Darauf freue sie sich schon.