Mein Name ist Nase

Rappen gegen das Vergessen

Machen gemeinsam Musik: Rapper Mattan Köster mit seiner Frau Evah, die ihn mit Background Vocals unterstützt. "Ich kann nämlich nicht singen", sagt Mattan.
Machen gemeinsam Musik: Rapper Mattan Köster mit seiner Frau Evah, die ihn mit Background Vocals unterstützt. "Ich kann nämlich nicht singen", sagt Mattan.© Lena Modrow

26. Juli 2017 von Lena Modrow

Der Flensburger Mattan Köster rappt schon seit seiner Kindheit - auch über seinen Glauben. Bei seinem neuesten Projekt unter dem Namen "Mein Name ist Nase" nähert er sich einem Thema, das vielleicht im ersten Moment nicht zum Rap zu passen scheint: der Demenz. Für ihn und die Protagonisten seiner Songs ist das aber der Widerstand gegen das Vergessen.

Er ist das jüngste von vier Kindern; hat es am schwersten, sich bei seinen größeren Brüdern durchzusetzen. Doch jeden Abend gibt es da dieses Gebet, das ihm Hoffnung macht: „Herr, lass mich größer wachsen.“ Immer wieder wiederholt es der Mann, der später einmal Pastor werden wird. Es wird der Satz, der ihm Kraft gibt, sein ganzes Leben lang.

Eine Lebensgeschichte voller Widerstände

Und jetzt ist dieser Satz auch noch ein Refrain. „Herr, lass mich größer wachsen“, rappt Mattan Köster alias Mein Name ist Nase, unterstützt vom Gospelchor „Voices of Joy“ aus seiner Heimat Flensburg. Der Rapper erzählt die Geschichte dieses Mannes, der in seinem Leben immer wieder auf Widerstände stieß – und daran gewachsen ist. Auch jetzt. Denn der Pastor, von dem Mattan Köster rappt, ist dement.

Reminitenz: Erinnerung und Widerstand

„Aber es geht inhaltlich gar nicht um Demenz, es geht um ein ganz persönliches Lebensthema“, sagt Mattan, der insgesamt zehn Lebensgeschichten so aufgearbeitet hat. Ein ganzes Album ist entstanden, das den Titel Reminitenz trägt. Ein Kunstwort aus Reminiszenz (Erinnerung) und Renitenz (Widerstand). Ein Widerstand gegen das Vergessen, aber auch eine Gesellschaft, die demente Menschen vielleicht zu schnell abschreibt.

Die ersten Reime gehen über die Nase

Rappen und ein psychiatrisches Syndrom – das sind zwei Dinge, die normalerweise nicht zusammengehen. Doch bei Mattan Köster kam das so: Während seiner Ausbildung zum Altenpfleger entwickelt er eine ganze Reihe an Songs. „Ich lerne schlecht“, sagt der 28-Jährige. Aber er rappt, seitdem er acht oder neun Jahre alt ist, weil ihn die spirituelle Botschaft von so manchen Songs tief berührt hat - und seine eigenen Texte, die kann er sich im Gegensatz zum trockenen Lernstoff merken. Die ersten Reime gehen über die Nase – deshalb das Künstlerpseudonym Mein Name ist Nase. Risikofaktoren, Gastritis, koronare Herzkrankheiten – jedes Lernfeld wird ‚verrappt‘. Und irgendwann ist Mattan dann bei der Demenz angelangt. Ab da wird es kompliziert.

Kann man mit Demenz auch positiv umgehen?

„Ich habe mir wahnsinnigerweise zehn Fachbücher dazu ausgeliehen und wollte daraus einen Rapsong bauen“, sagt Mattan. Hängen geblieben ist er bei „Auf dem Weg mit Alzheimer“ von Christian Zimmermann und Peter Wißmann. „Da wird erzählt, wie man das Leben trotz Demenz positiv gestalten kann“, sagt Mattan. „Das hat mich sehr beeindruckt.“ Inspiriert von der Lektüre schreibt der Rapper einen Song – und schickt ihn an den Autoren Wißmann.

Sie erzählen über Liebe, Leben und das Tanzen

Und der, zufällig Geschäftsführer von Demenz Support Stuttgart (dess), ist begeistert von der Idee, doch Lebensgeschichten in Rapsongs zu verpacken. Gefühlt geht dann alles sehr schnell: Mitarbeiter interviewen  vor Ort zehn Menschen mit Demenz, die ihnen aus ihrem Leben erzählen. Die Transkripte gehen zurück an Mattan – und der textet. Über das Leben, über die Liebe, über das Tanzen. Aber auch über den Druck in der Leistungsgesellschaft. „Die fertigen Texte habe ich an die Menschen zurückgeschickt und gefragt: Findet ihr euch darin wieder?“, erzählt er.

Als sie ihre Lieder hören, fangen manche vor Rührung an zu weinen. Beim Videodreh zu „Herr, lass mich größer wachsen“ trifft Mattan auch zum ersten Mal auf den Protagonisten, den Pastor. Der kann teilweise sehr gut erzählen, manchmal muss er lange überlegen. „Aber immer, wenn er von seinem Glauben erzählte, dann leuchteten seine Augen“, erzählt Mattan. „Man merkt, darin geht er ganz auf.“ In der Kirche, die der Pastor immer sonntags besucht, drehen sie auch einige Szenen. Mit dabei: Mattans Frau Evah, die zusammen mit dem Gospelchor den Refrain des Lieds singt.

Ein Projekt, das Menschen zusammenbringt

„Dieses Projekt hat nicht nur unterschiedliche Generationen zusammengebracht, sondern auch unterschiedliche Nationen“, sagt Mattan. Uganda, Nigeria, Kenia – für Gesang, Gitarre und Beats hat der Künstler auf sein Netzwerk zurückgegriffen. Seinen Job als Altenpfleger macht er momentan halbtags, denn er hat nun noch eine weitere Mission: Mit Menschen über Demenz zu sprechen. Gerade mit jüngeren. Denn als er sich einmal mit einer Konfirmandengruppe traf, erzählte ihm ein Jugendlicher, dass er seine Großmutter seitdem sie dement ist und in einem Pflegeheim lebt, nicht mehr gesehen habe. „Das ist doch nicht richtig“, sagt Mattan.

Rap, der Erinnerungen weckt

Keine Gangsterthemen, keine Kriminalität, keine Drogen - das sind die Klischees über Rap. Er kann auch Erinnerungen wecken. Und Menschen integrieren, sagt der Rapper. „Das Schöne an Songs ist, man hört sie immer wieder, und irgendwann öffnet sich die Botschaft für einen.“

 

Reminitenz

Das Album „Reminitenz", das unter anderem mit Unterstützung der Gradmann-Stiftung entstanden ist, kann man für 10 Euro inklusive Versand<link http: www.demenz-support.de arbeitsfelder kukuk reminitenz link-extern> hier erwerben. Der Erlös kommt neuen Projekten zur Unterstützung von Demenzkranken zugute.

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