Denkmalschutz

Ratzeburg: Kirche wird Feldstein für Feldstein saniert

Mark-Oliver Kraft, Mitglied des Kirchengemeinderates, Pastorin Britta Sandler, Rüdiger Jarchow, stellvertretender Kirchengemeinderats-Vorsitzender und Liane Kreuzer, Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, vor der fertig sanierten Mauer an der Ostseite der Kirche.
Mark-Oliver Kraft, Mitglied des Kirchengemeinderates, Pastorin Britta Sandler, Rüdiger Jarchow, stellvertretender Kirchengemeinderats-Vorsitzender und Liane Kreuzer, Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, vor der fertig sanierten Mauer an der Ostseite der Kirche. © Steffi Niemann

12. Oktober 2020

Abschnitt für Abschnitt arbeiten sich die Mitarbeiter der Kirchenbauhütte vorwärts. Feldstein für Feldstein wird markiert, herausgenommen, vom alten Zementmörtel gesäubert, wieder der Markierung entsprechend eingesetzt und mit Hochbrandgips verfugt. An einem fertiggestellten Mauer-Abschnitt an der Ostwand der Kirche St. Georg auf dem Berge in Ratzeburg wird sichtbar, wie aufwändig das Prozedere ist.

"Wir gehen sechzig bis achtzig Zentimeter in die Tiefe, die Mauer ist rund 1,10 Meter dick", erklärt Jürgen Kreuzfeldt, verantwortlicher Mitarbeiter der Kirchenbauhütte. Ganz durchgehen können die Arbeiter nicht, um die Wand nicht einstürzen zu lassen.

"Bei der letzten Sanierung in den Jahren 2004 bis 2006 wurde zementhaltiger Mörtel als Füllmaterial per Injektionsverfahren eingefügt, der im Mauerwerk reagierte und die Masse wie ein Hefekuchen aufging", erläutert Liane Kreuzer, Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. "Etwa zwei Jahre später tauchten die ersten Risse in den Kirchenmauern auf.", so die Beobachtung aus der Kirchengemeinde.  Schon bald war das Chorgewölbe einsturzgefährdet, es musste gesperrt und abgestützt werden.

Zement und Gipsmörtel sprengten die Mauern

Ursache dafür sei unter anderem die hohe Feuchtigkeit in der Feldsteinwand, die nicht austrocknen konnte – Feldsteine haben keine Poren wie Ziegelsteine und können kein Wasser aufnehmen. Der zementhaltige Baustoff reagierte mit dem Jahrhunderte zuvor verbauten Gipsmörtel, ging auf und sprengte quasi die Außenmauern der Kirche.

Die Kirche St. Georg auf dem Berge in Ratzeburg.© Steffi Niemann

Ein ähnliches Szenario gibt es im Kirchenkreis unter anderem auch an der Lübecker St.-Marien-Kirche, deren Türme derzeit saniert werden. "Hier sind jedoch Ziegelsteine verbaut worden, die eine Menge Wasser aufnehmen konnten und die Quellung nicht so stark ausfiel aber dennoch Schäden verursachte", so Kreuzer.

Wie kann die "Mutterkirche für das Lauenburger Land" gerettet werden?

Seit 2014 laufen Untersuchungen, wie diese rund eintausend Jahre alte Bischofskirche und Mutterkirche für das Lauenburger Land, gerettet werden könne. "Viele Vergleichskirchen hatten wir nicht", führt die Bauabteilungs-Leiterin weiter aus. Die Schuld für die chemische Reaktion nach der vorherigen Sanierung könne man niemandem geben, denn: "Es wurde sorgfältig darauf geachtet, dass ein gipsverträgliches Material eingebracht wird, es ahnte keiner, dass die Materialien so extrem reagieren".

Für die Fachleute bildete die Suche nach einem geeigneten neuen Füllstoff eine große Herausforderung. "Der hochwertige Hochbrandgips ist erst seit einigen Jahren auf dem Markt – unser jetziges Glück". Der Ursprungsmörtel kommt aus Bad Segeberg. "Eigentlich ist der Kalkberg ein Gipsberg". Dort gebe es aber seit dem 19. Jahrhundert keine Vorkommen mehr.

Sanierung des Gewölbes im Ostchor folgt

Sobald die Mauern von außen und innen saniert sind, wird das Gewölbe im Ostchor restauriert. Wann genau alle Arbeiten abgeschlossen sind, lässt sich jetzt noch nicht sagen. "Wir möchten diese Kirche fit für die Zukunft machen und den folgenden Generationen erhalten. Dafür nehmen wir lieber etwas mehr Zeit in Anspruch als übereilt zu arbeiten", so Pastorin Britta Sandler.

Viele Förderer machen Rettung möglich

Die Sanierung kostet insgesamt rund 860.000 Euro, davon sind bereits um die 250.000 Euro in notwendige Voruntersuchungen und Sicherungsmaßnahmen geflossen.Gefördert wird die Maßnahme aus Mitteln des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, der Landeskirche sowie mit 150.000 Euro vom Land Schleswig-Holstein aus dem Investitionsprogramm Kulturelles Erbe (IKE). 

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